Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

DOI Heft:
Drittes Heft
DOI Artikel:
Möbius, Hans: Über Form und Bedeutung der sitzenden Gestalt in der Kunst des Orients und der Griechen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0211
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FORM UND BEDEUTUNG DER SITZENDEN GESTALT 185
hätten1. Zeus sitzt fast immer nach rechts2, der linke Arm
ist vorgestreckt, der rechte wird so stark zurückgenommen,
daß die Brust fast in Vorderansicht erscheint, die rechte Hand
hält häufig den Blitz. Eine Ausnahme von dem üblichen Typus
bildet nur die Schale des offenbar sehr temperamentvollen
Kleinmeisters Phrynos3: hier schwingt Zeus den Blitz in der
erhobenen Rechten, als ob er den Hephaistos bedrohen wollte.
Nicht zu den Darstellungen der Athenageburt rechne ich ein
archaisches sehr flaches Relief in Konstantinopel4, da mir
vor dem Original die mittlere Figur weiblich zu sein schien
und der Klagegestus der rechten Eckfigur nicht zu dieser
Deutung paßt.
Das zweite große Ereignis innerhalb des olympischen
Familienkreises ist die Einführung des Herakles. Sie besteht,
wie uns wieder die Phrynos-Schale lehrt, ursprünglich nur aus
drei unbedingt nötigen Personen: dem sitzenden Zeus, der
Athena und ihrem Schützling. Bei Phrynos und auf einer
spätsf. Lekythos aus Gela5 6 sitzt Zeus nach links, sonst in der
Regel nach rechts0. Dem Göttervater wird zunächst nur die
thronende Hera beigesellt, so auf der oben erwähnten Schale
von Rhodos und dem berühmten Porosgiebel der Akropolis7.
Waren auf der Schale die Götter dem dekorativen Flächenstil
bemalter Gefäße gemäß nebeneinander im Profil dargestellt, so
empfand der Bildhauer das Bedürfnis, das göttliche Paar zu einer
engeren Gruppe zusammenzuschließen. Da er nun Hera nicht
neben Zeus thronen lassen konnte, weil sie sonst durch ihn
verdeckt und im Schatten des Giebelrahmens fast unsichtbar

1 Zusammengestellt von Buschor, Furtw.-Reichh. 111 S. 250.
2 Nach links auf einem argivischen Bronzeblech (Fouilles de
Delphes V pl. 21).
3 Hoppin, Handb. of black-fig. Vas. 315. Beazley, Attic red-f. Vas.
in Americ. Mus. 136 fig. 84, 189 fig. 118.
4 Mendel 11 Nr. 524. Rev. des et. gr. XIV 1901 pl. 1 (S. Reinach).
Phot. Sabah 288.
5 Mon. dei Lincei XVII tav. 21.
6 z. B. affektierte Amphora, Brit. Mus. B 166 = Gerhard, Auserl.
Vasenb. 128. Att.-ion. Amphora, Pottier, Vases du Louvre II pl. 54, E733.
7 Wiegand, Arch. Poros-Architektur Taf. V. Heberdey, Altattische
Poros-Skulptur Taf. I, S. 29. K. i. B. VII 205, 5.
 
Annotationen