Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

DOI Heft:
Viertes Heft
DOI Artikel:
Schachermeyr, Fritz: Materialien zur Geschichte der Ägäischen Wanderung in Kleinasien
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0470
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
424

FRITZ SCHACHERMEYR

Auf das Eindringen europäischer Völker in Kleinasien deutet
auch das Überhandnehmen des monumentalen Hügelgrabes,
das bisher hier entweder überhaupt unbekannt oder wenigstens
nur in viel geringerem Maße zur Errichtung gekommen war
und auch in den übrigen östlichen Mittelmeerländern vor 1200
keine Rolle spielte. Es handelt sich hier um einen ausgesprochen
europäischen Grabtypus, der in der Zeit vor 1200 in den meisten
Teilen Europas — so auch in der Ukraine — verbreitet war.
Ausgesprochen barbarisch ist im besonderen auch der Typus
des phrygischen Hügelgrabes, wie es uns in Gordion ent-
gegentritt: große Holzkiste ohne Eingang, von Steinpackung
umgeben, unter Hügel geborgen; in der Kiste Skelettbestattung.
Dieser Typus findet sich vorgebildet in der Ukraine1 und ist
wohl von hier entweder unmittelbar oder nach einer balkanischen
Etappe2 durch die ägäische Wanderung nach Kleinasien gekom-
men. Wir gewinnen damit einen wichtigen Anhaltspunkt für die
Lokalisierung des ältesten Verbreitungsgebietes der thrakophry-
gischen Volksgruppe.
Balkanisch ist in der phrygischen Keramik von Gordion
vielleicht die Form des Ausgusses bei den Schnabelkannen, bal-
kanisch und überhaupt auch mitteleuropäisch sicher die Henkel-
form mit Winkel und Henkelfortsatz. In der Ukraine gibt es
dagegen derlei nicht.
Mitteleuropäisch ist die trojanische Buckelkeramik in
Technik und Dekorationselementen.
Typisch europäisch ist schließlich auch, um noch eine
Einzelheit der hier ja im übrigen nicht behandelten Baugeschichte
herauszugreifen, die von Vitruv3 den Phrygern zugeschriebene
Hausform mit Wohngrube im Gegensatz zu den in der
Regel ausschließlich über Tag errichteten asiatischen Dorfsied-
lungen.
1 M. Ebert, Südrußland 50 f.
2 Die Annahme einer solchen wird nötig, je nachdem man die süd-
russischen Kurgane erst um 1200 oder aber schon früher aufhören läßt,
ln letzterem Falle würde man die südrussische Kurganstufe etwa um
1500 — keinesfalls aber früher — enden lassen und dann eine Zwischen-
stufe der Hügelgräber auf dem Balkan von 1500 ab anzunehmen haben
(s. dazu sogleich).
3 II 1, 5.
 
Annotationen