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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 43.1918

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Schweitzer, Bernhard: Untersuchungen zur Chronologie und Geschichte der geometrischen Stile in Griechenland, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.29499#0083
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Geometrische Stiie in Griecheniand

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der Fundangaben eine weitgehende Bestätigung erhaiten. Das ist heute,
wo starke Strömungen innerhalb unserer Wissenschaft geneigt sind, den
Wert stiigeschichtiicher Argumente zu unterschätzen, von recht aktueilem
interesse.
Jetzt aber können wir, denke ich, auch zu einem abschließenden zeitliches
Urteil über die geschichtliche Stellung der geometrischen Pithosgräber der'pnu-"
und deren Wert für Datierungsfragen innerhalb dieser Periode gelangen, Kam-
Die oft sehr kleinen und niedrigen Grabkammern auf den Inseln sind. Getäß-
woran man längst nicht mehr zweifelt, ältere, zurückgebliebene Ge-
schwister der großen, kunstvollen Kuppelbauten der mykenischen Fürsten.
Vielleicht waren sie dort immer die übliche Grabform des gewöhnlichen
Volkes; in protogeometrischer Zeit waren sie es sicher. Ebenso war die
rechteckige, längliche, oft mit Platten geschützte Grube zur Beerdigung
der Leiche auf dem Festland und einem Teil der Kykladen in proto-
geometrischer, weiterhin auch in mykenischer und vormykenischer Zeit
in allgemeinem Gebrauch und scheint eine allgemein europäische Bestat-
tungsart gewesen zu sein (Gropengießer, a. a. 0. 40). Erwachsene und
Kinder wurden unterschiedslos in den gleichen Gruben beigesetzt (a. a. 0.
44; Zehetmaier, a. a. 0. 60). Erst die Brandnekropolen am Ausgang der
protogeometrischen Zeit, Assarlik, die Gräber vom Westabhang der
Akropolis von Athen, Eleusis, zeigen eine neue Art der Eeichenbergung:
Ostotheken, Gefäße, in denen die Asche und die Knochen des Verstorbenen
gesammelt wurden. Das mußte bald dazu führen, auch die ja ebenfalls
nur geringen Raum einnehmenden Überreste verstorbener Kinder, die
man nicht verbrannte, in solchen Töpfen zu vergraben. Als man dann
imstande war, genügend große Pithoi herzustellen, ging man dazu über,
diese Beisetzungsform auch für Erwachsene zu verwenden. Auf den
Inseln, wo, wenn nicht alles trügt, die Gefäßgräber sogar noch später
auftreten, lernte man vom Festland. Wie anders wäre es auszudenken,
daß die Theraeer zur Aufnahme eines Häufleins Asche ihre Riesenamphoren
schufen ? So scheint sich mir zwanglos das allmähliche Aufkommen der
Pithosgräber in geometrischer Zeit zu erklären. Es wäre im Zusammen-
hang mit anderen Erscheinungen der späteren geometrischen Kultur in
Griechenland verlockend, hier, wie es Zehetmaier (a. a. O. 5 ff.) für die
vormykenischen Topfgräber von Thorikos tut, orientalischen Einfluß zu
sehen. Aber zur Prüfung dieses Vorschlags ist unsere Kenntnis des Toten-
 
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