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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 43.1918

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Schweitzer, Bernhard: Untersuchungen zur Chronologie und Geschichte der geometrischen Stile in Griechenland, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.29499#0121
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Geometrische Stiie in Griecheniand

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da ist endlich das die seitlichen Postamente und das Fundament des
Mittelraumes krönende, in Mäanderwindung verlaufende Gesims. Eine
so restlos aufgehende Ableitung der Felderteilung läßt sich für die zweite
Decke, a. a. 0. Tat. XXXIV—-XXXV, nicht geben. Dafür ist bei ihr
die Flerkunft von der dreifach gegliederten Gebäudegruppe, die so oft
das obere Stockwerk an Wandbildern zweiten Stils einnimmt, um so
sinnfälliger. Die beiden flankierenden Bauten, wenn ich die Bezeichnung
des Verglichenen vorwegnehmen darf, haben dieselben vorspringenden
Basen und vorgekröpften Deckbalken, die auf dem oben herangezogenen
pompejanischen Bild durch einen 'Kandelaber' verbunden sind. Für
den Bildschmuck der römischen Villa im Garten der Farnesina hat Ippel
(Der 3. pompejan. Stil, Berlin 1910), freilich an dem Dogma der alexan-
drinischen Herkunft des 3. pompejanischen Stiles hängend, richtig er-
kannt, daß er eine Überleitung vom zweiten zum dritten Stil bildet,
ln der gleichen Arbeit hat Ippel aber auch an Hand der Analyse einzelner
Teile, z. B. des Sockelfrieses, gezeigt, daß die schematische Flächen-
gliederung des dritten Stils die ihres ursprünglichen Sinnes beraubte,
leere Hülle des vorangegangenen Dekorationsstiles ist, und uns so der
Mühe enthoben, die Emanzipation der einzelnen Dekorationsglieder aus
ihrem ursprünglichen konstruktiven Zusammenhang noch weiter zu
verfolgen.
So weist eine ganz andere Kunst als die geometrische der Griechen,
vor dieselben Aufgaben gestellt, die gleichen Lösungen in der gleichen
Reihenfolge auf. Umgekehrt muß aber dadurch auch etwas von der
Sicherheit, mit der der Fuß des Historikers auf dem Boden der römischen
Kunst der späten Republik und der ersten Kaiserzeit ausschreitet, auf
die geschichtliche Erkenntnis der griechischen Frühzeit übergehen.

Schon i) oben mußte die wichtige Frage nach dem Verhältnis cmn.i
zwischen Dekoration und Grund für die griechisch-geometrischen Stile
gestellt und der Versuch gemacht werden, sie wenigstens im Kerne einer
*) Die folgenden Bemerkungen sind gesondert abgedruckt in der Zeitschr.
f. Aesthetik u. alig. Kunstwissenschaft XIH 1918, 259 ff.; sie waren schon
niedergeschrieben, als mir Oskar Wulffs Grundlinien und kritische Erörterungen
zur Prinzipienlehre der bildenden Kunst (Stuttgart 1917) bekannt wurden. Ich
verweise besonders auf S. 36 ff. und 60 ff.
 
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