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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

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Lücken, Gottfried von: Archaische griechische Vasenmalerei und Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0100
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Gottfried v. Lücken

Reichhold Tat. 23) werden die Formen ruhiger und volier *). Die Ge-
wandfalten fallen nicht mehr so hart und steif. Besonders die scharfen
Ecken am unteren Gewandsaum werden gemildert. Die Gesichter erhalten
eine rundere und vollere Bildung. Das Kinn und die Nase stechen nicht
mehr spitz und eckig aus der Gesamtform heraus. Unter den plastischen
Werken zeigt besonders eine Kore des Akropolismuseums (Taf. 11 10)^)
den gleichen Stil. Das wird besonders klar, wenn inan die Profilansicht
des Kopfes mit der der Athena von der Schale vergleicht 3). Hier wie
dort sind die Formen saftiger und fleischiger geworden. Die Zeichnung
des Untergesichts ist freier und ruhiger. Der Mund zieht sich nicht mehr
krampfhaft hoch, und das Kinn hat nicht mehr das Spitzige, das es bei
Epiktet hatte. Es verläuft bei Euphronios wie bei der Kore in einer
vollen Kurve, die in starkem Gegensatz steht zu der harten eckigen
Linie bei Epiktet und in der gleichzeitigen Skulptur.
Mit der genannten Kore zeigt der Theseus vom Giebel von Eretria
(Ant. Denkm. 111 27—29) die größte Verwandtschaft. Die Bildung des
Auges ist fast dieselbe. Der Augapfel liegt ziemlich tief eingebettet, das
obere Augenlid, das fast gerade abschneidet, bedeckt ein großes Stück,
während das untere der Rundung des Apfels folgt. Auch die Form des
breiten geraden Mundes und die Lippen sind in beiden Werken sehr
verwandt. Man kann also annehmen, daß der EretriagiebeM) aus der
gleichen Zeit stammt wie unsere Kore.
Noch ein zweites Werk der Monumentalkunst, der Athenagiebel s)
des 'Peisistratischen' Umbaus, steht auf der gleichen Stufe mit der Kunst
i) Sogar Riein, Euphronios ^ 83, der dieses für das früheste signierte
Werk des Meisters häit, betont das.
9 Links nach Furtwängier-Reichhoid Taf. 22, rechts Neuaufnahme.
3) Dickins, Cataiogue 673; Lechat, Au Musee de i'Acropoie Fig. 25.
") Die eigentümiiche Charakterisierung des hinteren Kopfkonturs bei
Theseus durch eine Weheniinie findet sich vom epiktetischen Kreise an in der
Vasenmaierei (Pottier, Vases ant. du Louvre Taf. 89 G 7; W. Fröhner, Coi-
iection van Branteghem Taf. 3) und besteht noch iange im rotfigurigen Sti!
(Furtwängier-Reichhoid Taf. 5, 14, 22, 23, 25, 33, 44, 45, 50, 52, 53, 54, 61,
63, 71).
3) Dickins, Cataiogue 631; Perrot-Chipiez Viii 553ff. Fig. 279—81;
Brunn-Bruckmann Taf. 471—472; Wiegand, Archaische Porosarchitektur
Taf. 16, 17.
 
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