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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

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Lücken, Gottfried von: Archaische griechische Vasenmalerei und Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0135
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Archaische griechische Vasenmaierei und Piastik

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der frühen Malerei und Plastik zu leugnen und Gruppierungen und
Scheidungen der Künste untereinander als im letzten Grunde irrelevant
zu erklären (Naturwiedergabe 41). Löwy kommt zu dieser Auffassung
durch die Betrachtung der Werke, die unter dem Einfluß der kretisch-
sikyonischen Kunst stehen, deren weite Verbreitung wir erst durch ihn
kennen gelernt haben (Öst. Jahresh. XU 1909, 243). Aber neben dieser
Schule besteht eine andere, die samisch-milesische^), und bei dieser geht
das Streben von Anbeginn an weit mehr auf das Erfassen voller Körper-
lichkeit und Rundung. Bei dem einzigen Werk dieser Schule, das Löwy
heranzieht, der 'Hera' von Samos, muß er bedeutende Einschränkungen
machen.
Aber auch von den Skulpturen der kretisch-sikyonischen Schule wird
man kaum sagen können, daß sie flächenhaft seien in dem Sinn wie die
Werke der Malerei. Selbst wenn jede einzelne Seite der Gestalt fast
flächenhaft behandelt ist, und die Übergänge von einer Seite zur anderen
so unvermittelt und schroff sind, daß man fast die rechteckige Form
des Blockes noch durchspürt, so bleibt dem Gebilde als Ganzem doch
stets ein kubischer Wert.
Löwy (Naturwiedergabe 30) scheidet, um seine These zu begründen,
scharf zwischen äußeren Umständen wie dem Stoff und den Mitteln, aus
denen das Kunstwerk entsteht, und dem künstlerischen Wollen. Die
künstlerische Absicht soll in der frühen griechischen Kunst auf Wiedergabe
des einfachen Gedankenbildes ausgehen und alle komplizierten Vor-
stellungskomplexe, wie sie zur Auffassung der Körperlichkeit nötig sind,
vermeiden. Deshalb bestehe in der Plastik ein gewisser Widerstand
gegen die Rundung und sie bleibe in ihrer Gesamtanlage flächenhaft.
Nur durch den Zwang des Materials käme sie dazu, die Tiefe darzustellen.
So scharf darf man doch wohl nicht zwischen dem künstlerischen Wollen
und dem Herstellungsprozeß scheiden. Werkstoff und Stilisierung be-
L L. Curtius, AM. XXXI 1906,166. Daß das in Athen gefundene 'samische'
Xoanon im Gesichtstypus mit Werken der kretisch-sikyonischen Schuie ver-
wandt ist (Ost. Jahresh. XII 1909, 276), genügt doch wohi kaum, um zu be-
weisen, daß Samos unter kretischem Einfluß gestanden hat, wie Löwy will.
Das kann höchstens dafür sprechen, daß sich in Attika verschiedene Einflüsse
gekreuzt haben. Gegen den 'Pankretismus' wenden sich vor allem Poulsen,
Orient u. frühgriech. Kunst 161, Lechat, Revue des etudesanciennes 1910, 329
und D6onna, L'ArclKoIogie et ses methodes I 141.
Athen. Mitteilungen XXXXIY 1919

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