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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

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Rodenwaldt, Gerhart: Zur Entstehung der monumentalen Architektur in Griechenland
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https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0189
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Zur Entstehung der monumentalen Architektur in Griecheniand 183
ihrer Zeit, die sich kaum wesentlich unterschieden haben werden und die
die aiten, vormykenischen Hausformen erhaiten hatten ü. Von diesem
Bauernhause, das jedenfalis Hoizarchitektur mit Lehmziegeibau gewesen
ist, übertrugen sie auch die Konstruktion der Wand und der Tür und den
wohi schon am Bauernhause zum ornamentalen Glied gewordenen Tri-
glyphenfries auf den Tempel. Aus dieser Übertragung erklären sich die
Inkongruenzen zwischen der ursprünglichen Bedeutung und der tek-
tonischen Verwendung des Frieses. Auch die Grundform der Säule ist
aus Ägypten genommen; das Kapitell aber hat der Architekt des ersten
Tempels von einer der damals noch stehenden Fassaden eines mykenischen
Kuppelgrabes kopiert. Aus einer solchen Neuaufnahme, nicht aus einer
ununterbrochenen Tradition erklären sich die Beziehungen zwischen dem
altdorischen und dem mykenischen Kapitell.
Eine Erklärung der Entstehung der Tempelarchitektur darf an der
Frage der hölzernen Säulen des Heraions von Olympia nicht vorüber-
gehen. Nach den unter dem Heraion gemachten Funden kann der Tempel
nicht vor dem siebenten Jahrhundert entstanden sein Ü, und bei der
entwickelten Grundrißform des Tempels haben wir keinen Anlaß, bis zu
dem äußersten zulässigen Termin heraufzugehen. Diese Datierung zieht
nun aber die Verpflichtung nach sich, den Ersatz der Holzsäulen zu
erklären, der sehr viel leichter begreiflich ist, wenn der Tempel schon
Jahrhunderte vorher bestanden hätte.
Wer das Heraion für den letzten Holztempel hält, kann allerdings
schwer verstehen, wie man in Jahrhunderten so schlecht in Holz bauen
gelernt haben sollte, daß schon nach wenigen Jahren die ersten Säulen
eines Neubaues durch steinerne ersetzt werden mußten. Anders ist es,
wenn wir uns den griechischen Tempel von Anfang an in und für Stein
konstruiert denken. Dann bietet sich für die hölzernen Säulen des He-
raions eine andere Erklärung. Wie man in der Plastik neben dem Stein
auch Holz verwandte, so hat man hier in Elis die Peristasis aus Holz
aufgebaut, wahrscheinlich, weil man geeignet erscheinendes Holz in der
Nähe hatte und sich auf die Steinbearbeitung noch nicht recht verstand,
ln dieser Holzarchitektur aber hat man sich ängstlich an die Formen
B Vg). Arch. Jahrb. XXXIV 1919, 95 f. Anm. 2.
h Weege, AM. XXXVI 1911, 191 ff.; Wolters, Berl. philol. Wochen-
schr. 1920, 334 ff.
 
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