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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 45.1920

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Unger, Eckhard: Die Wiederherstellung des Bronzetors von Balawat
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https://doi.org/10.11588/diglit.29495#0042
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Eckhard Unger

uni welchen Fluß essich in unserem Relief handelt, bringtersteinegenauere
Betrachtung desselben, und zwar für einen der Quellflüsse des Tigris.

Der Fluß, der dem Felsen entströmt, fließt nach links abwärts bis
zum Anfang der Szene neben der Festung Kulisi auf D (J) 3; rechts
am Felsen wird er durch neun Wellenstreifen übereinander, links atn
Fnde nur durch zwei dargestellt. Der hier beginnende Heerzug, Fuß-
gänger, Reiter und Gespanne, setzt die Füße unmittelbar auf die untere
Randleiste des Frieses, bewegt sich also für den Beschauer diesseits des
Stromes, d. h. auf seinem linken Ufer. Das ändert sich erst kurz vor
der Felswand, auf D (J) 6: Der König, der ein Roß mit improvisiertem
Steigbiigel— detn ältesten des Altertums — bestiegen hat, ist mit seinem
nächsten, zu Fuß gehenden Gefolge, unter Vorantritt des Opferzuges,
auf das rechte Ufer hinübergesetzt, um sich dort dem Felsen zu nähern,
aus dem der Strom hervortritt, und zwar mit besonders starkem Gefälle.

Dies ist in den Wellenstreifen klar ausgedrückt, die hier immer
entschiedener schräg abwärts nach links verlaufen. Dieses Ansteigen
des Wasserspiegels nach rechts setzt sich fort in den drei rechteckigen
Öffnungen, die den großen Felsen durchbrechen. In der ersten von links
zählt man 10, in der zweiten 11, in der dritten gar 13 Wellenstreifen
übereinander, deren Richtung das starke, einheitliche Gefäll nach links
abwärts deutlich macht. Es handelt sich also um einen einzigen, von
hier aus herabströmenden Flußlauf, der aus dem Felsen hervorkommt.
Billerbeck freilich (S. 59) nahm in Anlehnung an das im Plural stehende
Wort der Inschrift ('in die Quellen trat ich ein’) und mit Beziehung
dieses Wortes auf die im unteren Fries dargestellte Felspartie drei ver-
schiedene Quellgrotten an, und C. F. Lehmann-Haupt, Armenien einst
und jetzt I 1910 (fortan mit dem bloßen Verfassernamen zitiert),
S. 457, ist ihm darin gefolgt 1). Aber dann hätte der Künstler deutlich

Ö C. F. Lehmann-Haupt erklärt gelegentlich einer Besprechung meiner
Dissertation ‘Zum Bronzetor von Balawat’, Leipzig 1912, meine Ansicht iiber
die Höhlen der Tigrisquelle und ihre Denkmäler ‘erfordert im wesentlichen ntir
eine Wiederholung und erneute Betonung der Tatsachen, die in meiner Abhand-
lung ‘Der Tigristunnel’ und in Kapitel XIV meines ‘Armenien’ dargelegt worden
sind’. Da ich die Ansicht Lehmann-Haupts durch neue Gründe, Tatsachen und
Erörterungen, die er noch nicht kannte, widerlegt habe, so ist der Bestand
meiner Resultate von den meinerseits vorgebrachten neuen Griinden abhängig,
auf welche aber hisher Lehmann-Haupt noch mit keinem Worte eingegangeti
ist, Mitt, Vord. As. Gts. 1916, 120 A. 4; Klio 1919, 196 f
 
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