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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 45.1920

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Unger, Eckhard: Die Wiederherstellung des Bronzetors von Balawat
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https://doi.org/10.11588/diglit.29495#0047
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Die Wiederherstellung des Bronzetors von Balawat

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iind archaisch-griechische Kunst tut 1). Ebenso dargestellt ist die zelt-
artige Nische des Sonnengottes Samas auf dem nach altbabylonischem
Vorbilde neuangefertigten Relief des Nabu-aplu-iddina von Babylonien
(860), das aus Sippar stammt 2).

Diese Deutung bestätigen die vier gleichartigen Gebilde, welche
den Boden mit der Decke der Grotte verbinden, gemäß dem abnehmenden
Raum, die beiden links höher als die beiden rechts. Auf dem Boden
stehen zuckerhutartige Steine, deren Scheitel mit der Decke durch eine
Reihe freischwebender kleiner Buckelchen, links je vier, rechts nur je
drei, in beinahe gerader und senkrechter Linie verbunden ist. Es sieht
aus, als wenn schwere Tropfen von der Grottendecke auf jene ‘Zucker-
hüte’ herabtropften. In Anbetracht der äußerst schematischen abstrakten
Stilisierung, in der diese Kunst alles Landschaftliche darstellt, nament-
lich den unregelmäßigen Felsboden in ganz gleichartige umränderte
Schuppen zerlegt, wird man den Vorschlag Prof. Studniczkas billigen,
in diesen tropfenartigen Gebilden Tropfsteinsäulen zu erkennen, in den
Kegeln am Boden die Stalagmiten, in den Buckelchen darüber entweder
weitere Absätze der Stalagmiten, die mitunter sehr hoch hinaufreichen 3),
oder besser eine Andeutung der Tropfen selbst, welche die Säulen auf-
bauen. Es ist nicht notwendig, daß den Stalaktiten an der Decke stets
Stalagmiten auf dem Boden der Höhle entsprechen müssen. Ebenso
wie die Decke sich nur von Stalaktiten überzogen findet und Stalagmiten
fehlen, so können auch Stalagmiten in riesiger Form auf dem Boden
entstehen, ohne entsprechende Stalaktiten iiber ihnen. Letzteres wäre
hier der Fall, wenn die Deutung der kleinen Buckel als Tropfen richtig ist 4).

L Vgl. die zweimalige Darstellung der Höhle eines Affen an einem ßerge
mit ähnlich wie an den Balawatreliefs stilisiertem Gestein auf der phönikischen
Silberschale aus Praeneste bei Perrot u. Chipiez III 759 und die Grotte des
Kentauren Pholos auf der korinthischen Vase in London: JHS. I Taf. 1 (danach
Wilisch, Altkorinthische Thonindustrie Taf. VI 6, 50), sowie die Grotte der
Maia auf einer Caeretaner Hydria im Louvre: Nuove Memorie Taf. 15.

2) Rawlinson, Cuneiform Inscriptions of Western Asia V 60; Bezold 2 91
Abb. 72; Jeremias ATAO 2 438 Abb. 141; Greßmann, a. a. O II Abb. 92.

3) Z. B. Franz Kraus, Höhlenkunde, Wien 1894, 77, Kronprinz-Rudolf-
Grotte. Auf dieses Buch, besonders auf S. 84 f., sei auch zu dem Folgenden ver-
wiesen.

4) Abbildungen von Tropfsteinhöhlen: Höhle von Aggtelek (Ungarn):
Neumayr, Erdgesch. 2 1895 I S. 604; J. H. KIoos, Die Höhlen bei Rübeland i. Harz
 
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