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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 45.1920

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Unger, Eckhard: Die Wiederherstellung des Bronzetors von Balawat
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https://doi.org/10.11588/diglit.29495#0076
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Eckhard Unger

zu einem dritten Streitwagen, in dem, wie andere parallele Darstellungen
beweisen, ein zweiter Standartenoffizier stand. Weiteres Gefolge wird
man sich auf dem verlorenen Teile des Frieses zu ergänzen haben. Den
Schluß macht die Trägergruppe auf Clercq 6.

Die angegriffene Stadt, deren Mauer soeben von den Belagerern
erstiegen wird, ist schon, wie man sieht, von Verteidigern völlig ent-
blößt. Letztere sind weiter rechts, auf der Flucht begriffen, wieder-
gegeben. Darstellung von Flüchtlingen ist selten: Layard, Mon. II 25
links, Helbig, Collection Baracco Tafel 14. Ein kleiner Teil von ihtien
setzt über einen links am Bruchrande gezeichneten starkbewegten Fluß,
den Euphrat: zwei Männer in einem Kahne mit Rudern, der eine sich
noch einmal nach der Stadt umblickend, zwei andere, nackt, auf Schwimm-
blasen, welche sie mit dem linken Arm umklammern. Solche Leute auf
Schwimmblasen s. bei Layard I 15, 16, 33; II 41. Mit dem rechten
Arme und mit den Beinen arbeiten sie sich im Strome vorwärts, während
sie, das Ende des Luftschlauches im Munde, der Schwimmblase neue
Luft zuführen. Die Hauptmasse der flüchtigen Chaldäer, welche als
bärtig und mit kurzem Gewande bekleidet charakterisiert sind, strebt
mit sclmellem Schritte einer rechts am Ende des Bildstreifens liegenden
Festung zu, die der beschriebenen völlig gleicht. Die Fliehenden eilen
durch einen starkstilisierten Palmenhain, dessen Bäume im Hintergrunde
des Bildes hinter jedem zweiten Manne sichtbar werden. Mehrere dieser
langausschreitenden Männer tragen noch den Bogen in der Hand; die
meisten rnögen ihre Waffen auf der Flucht weggeworfen haben. Einen
aber hat der Künstler besonders hervorgehoben, nämlich den vierten
von links: Er allein ist mit dem Schwerte gegürtet und wird von seinen
Begleitern, die er auch etwas an Größe überragt, sorgsam an der Hand
geleitet. Alles spricht dafür, ihn als den Vornehmsten, den König der
Chaldäer, Adinu, Sohn des Dakuru, anzusehen. Er entflieht also mit
seinen Getreuen iiber den Euphrat durch einen Palmenhain zu seitrer
Residenzstadt Enzudu, wo er sich dem assyrischen Könige unterwirft,
wie uns die g;oße Inschrift wissen läßt.

Die vom Künstler gewählten Augenblicksbilder behandeln im Ein-
klang mit der Beischrift nur Vorgänge, die mit der Belagerung von
Baqänu zu tun haben; sie zeigen auch eine feste, zeitliche Abfolge. Das
erste Bild des oberen Frieses bringt den König in Beratung mit seinem
 
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