Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 45.1920

DOI Artikel:
Karo, Georg: Orient und Hellas in archaischer Zeit
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29495#0166
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
154

Georg Karo

7. Wichtiger ist die Übereinstimmung der Kessel mit kegelför-,
migen Untersätzen, wie sie gerade auf assyrischen Reliefs des VIII.
und VIi. Jahrhunderts erscheinen 1), mit den erhaltenen Exemplaren
aus Griechenland und Italien (oben S. 126 f. 138), die wir aus anderen Grün-
den derselben Zeit zuschreiben mußten. Besonders willkommen ist uns
das unter der Chalder-Beute dargestellte Exemplar. Übrigens gleichen
auch die Kessel auf Untersätzen mit hufigen Enden, die vor dem Tempel
des Chalder-Gottes auf Sargons Relief v. J. 715 stehen, genau dem im
Zeltlager, Palace of Sennacherib Taf. 101 dargestellten. Und die ebenda
Taf. 83/4 und sonst mehrfach (Botta Taf. 22. 61—65. 112. 113 u. a.)
abgebildeten Stühle tragen Rinds- oder Widderköpfe 2), die an die Ver-
zierung chaldischer und etruskisch-latinischer Möbel erinnern.

Aus alledem darf man zuversichtlich schließen, daß die Bronze-
schalen von Nimrud eher dem VIII.—VII. Jahrhundert angehören
als dem IX. Dasselbe gilt von den Elfenbeinarbeiten. Alle diese Werke
bilden mit den an anderen Stellen der antiken Welt gefundenen ein
zeitlich zusammengehöriges Ganzes. Wenn sich auch bei näherer Unter-
suchung, neben den sofort einleuchtenden stilistischen Unterschieden,
auch zeitliche ergeben dürften, werden sich diese innerhalb der engen
Grenzen von wenig mehr als einem Jahrhundert halten. Dann bleibt
aber zwischen den phönikischen Schalen des VIII./VII. Jahrhunderts
und den ägyptischen der XVIII./XIX. Dynastie genau dieselbe Lücke,
die wir oben bei den Dreifüßen feststellen mußten. Es ist um so mehr
meine Pflicht, darauf hinzuweisen, als ich die Schwierigkeit nicht be-
heben kann. Ich hoffe aber bewiesen zu haben, daß wir die Blüte der
orientalisierenden Kunst im VII. Jahrhundert ebenso sicher fixieren
können, wie das für die weitere Entwickelung griechischer Kultur von
jeher anerkannt war.

Wenn man auch den einzelnen chronologischen Fäden mehr oder
weniger Festigkeit beimessen mag, zusammen bilden sie ein Netz, das
sich nicht wohl zerreißen läßt. Es umschließt das VII. Jahrhundert
und etwa noch die zweite Hälfte des VIII., wenngleich hier schon die

B Vgl. die Reliefs Sargons in Khorsabad, Botta Taf. 76 (der Kessel
größer 162) und 140 (Beute vom Chatti-Tempel); dann Palace of Sennacherib
Taf. 43 (besonders das größere Exemplar mit dem Blattüberfall). 55/6.

2) Ein erhaltener bronzener Rindskopf Botta 164.
 
Annotationen