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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 45.1920

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Karo, Georg: Orient und Hellas in archaischer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.29495#0167
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Orient und Hellas in archaiscber Zeit

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Maschen nachzugeben beginnen. Vom VIII. aufwärts aber, bis zu
dem durch ägyptische Datierungen bezeugten Ende der kretisch-my-
kenischen Kultur im XII. Jahrhundert, dehnen sich die Fäden bis zum
Zerreissen. Fehlten uns jene ägyptischen Anhaltspunkte, so würden
wir unbedenklich ein oder zwei Jahrhunderte für Entwickelung und
Verfall der geometrischen Stile einsetzen können. Schweitzers Ver-
such, das vorhandene Material über den ganzen weiten Rahmen eines
halben Jahrtausends auszuspannen, würde, trotz aller Zustimmung, die
seine vortreffliche Arbeit sonst fordert, doch hierin ein quälendes Gefiihl
hinterlassen, wenn nicht das lange Leben gerade geometrischer Orna-
mentik aus anderen Zeiten und Kulturkreisen reichlich bekannt wäre.
Immerhin empfindet der klassische Archäologe hier wieder einmal, wie
mißlich unsere Abhängigkeit von chronologischen Systemen der Nachbar-
disziplinen ist. Keinesfalls a b e r d a r f m a n — d a s h a t
s i c h mit voller Klarheit ergeben — die orien-
talisieren.de Periode der griechischen Kunst
e t w a hinaufrücken, u m s i e d e m Mykenischen z u
n ä h e r n u n d d i e überlange S p a n n e des Geometri-
s c h e n z u verkürzen 1). D a g e g e n sprechen a 11 e T a t -
s a c he n , die w i r i m Vorstehenden k e n n e n g e1e r nt
h a b e n.

Exkurs zu S. 108.

Nächbildungen der Situla von Corneto.

Das Bonner Kunstmuseum besitzt eine genaue Nachbildung der Situla
des Königs Bokenranf (Inv. Nr. 619), 1899 (?) in Rom bei der Versteigerung
der Sammlung Saulini von mir erworben (Pollak, Catalogue des objets
antiques de M. Saulini ist mir unzugänglich), aus Stücken zusammen-
gesetzt, aber bis auf einige Flicken, den Henkel und ein Stiickchen unter
dem Ausguß vollständig. Der graue, schwere Bucchero ist mit einem
schwarzbraunen, ziemlich unregelmäßigen, glänzenden Überzug bedeckt,
der wie Firnis abblättert. Das Gefäß gleicht vollkommen der Situla von
Corneto, ist aber nicht aus derselben Form hergestellt: das beweisen

9 Daß man orientalisierende Vasen nicht etwa höher datieren da f, weil
sie in denseiben Gräbern mit scheinbar altgeometrischen vorkommen, lehrt z. B.
das sog. Schiffsche Grab auf Thera (Thera II 316, vgl. 28ff.). Dazu Furtwängler,
Ant. Gemmen III 441; Aegina I 476.
 
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