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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Bissing, Friedrich Wilhelm von: Eine hellenistische Bronzefigur des Gottes Bes
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0132
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FR. W. VON BISSING

Entstehung der Figur in noch hellenistischer Zeit weisen 1.
Gut stimmt dazu die derbe, dem tektonischen Zweck der Figur
durchaus entsprechende Arbeit, die sich nirgends in Einzelheiten
verliert, überall fest zugreift und von ägyptischer wie von
griechischer Tradition eben so viel bewahrt, wie der Künstler
braucht. Wir diirfen in der Bronze eine originale alexandri-
nische Arbeit der Ptolemäerzeit sehen. Die Gesamthaltung
ist die iibliche, seit dem Mittleren Reich sicher nachweisbare,
wie Ballods Sammlungen zeigen. Auffallend sind die spiral-
förmigen Endigungen der Barthaare nicht nur, sondern auch
des Haupthaars iiber den Ohren. Es ist die Tracht, fiir die
das schönste Beispiel die leider nicht vollständig erhaltene
Fayenceschale des Scheurleermuseums im Haag bietet, die aus
technischen wie stilistischen Griinden von mir Arch. Jahrb.
XXXVIII/XXXIX 1923/24, 196 in sai'tischeZeitgesetztworden ist.
Daß diese Datierung gerade in Hinsicht auf diese Haartracht wahr-
scheinlich ist, lehrt das Bild der Göttin Mafedet auf dem Naos
des Amasis im Leidener Museum, die hier seltsamerweise als
nackter Mann mit besartigem Kopf dargestellt ist (Leemans,
Monuments 1 Taf. XXXVI 9 c). Ob diese Spirallocken, unter
denen man auf dem Teller gleichsam die Ohrläppchen in
Gestalt zweier Tropfen noch ahnt 2, wirklich bis in das späte

1 S. die von Weickert, Das lesbische Kymation gesammelten Beispiele.
In unserer Bronze ist das Kymation gewissermaßen auf den Kopf gestellt,
man gewinnt zunächst den Eindruck lotosähnlicher Blüten. Für das
Profil der Basis mag man vergleichen, was Pernice bei Winter, Die
hellenistische Kunst in Pompeji, Band IV: Gefäße u. Geräte a. Bronze,
iiber einige in Pompeji gefundene Basen ausfiihrt.

2 Diese Tropfen an Stelle der Ohrläppchen treten noch deutlicher
auf der Taf. V2 wiedergegebenen Kalksteinstele des Museum Scheurleer
im Haag hervor. Die Stele, die aus den von Quibell gefundenen Bes-
kammern in Saqqara stammt (vgl. Quibell, Excavations at Saqqara 1905/6),
mißt 0,45 m H., 0,33 m Br. Sie stellt Bes mit dem Schwert in der
Rechten, einer Schlange in der Linken als iibelabwehrenden Dämon dar,
neben ihm eine kleinere nackte Zwergin, die die Arme auf die Brust
fiihrt. Sie hat kleine abstehende Ohren. Rechts und links neben dem
Federbusch des Bes zwei Rundschilde, wie sie der Gott häufig fiihrt
(W. Weber, Ägyptisch-griech. Terrakotten in Berlin Taf. 25). Das Fell
zeigt einen durchaus ägyptisch stilisierten Löwenkopf zwischen zwei an
Stelle der Klauen herabhängenden Antilopenköpfen. Beim rechten sind
 
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