Die Kunst des 19. Jahrhunderts wurde bis in die sechziger Jahre von der
Lithographie beherrscht. Wie in früheren Kunstepochen neben der Malerei
Kupferstich und Radirung" den Künstlern zur weiteren Verbreitung" ihrer
Schöpfungen diente, so war ihnen später die Lithographie fast das alleinige Ausdrucks-
mittel ihrer Phantasie und es wurde dadurch diese jüngste der graphischen Künste
zu einer Höhe und Vollendung erhoben, die ihrer Zeit einen ungeahnten Glanz verleiht
sie mit der Blüthe des Kupferstiches gleichstellt, aber inhaltlich jene weit überragt.
Ohne die Lithographie, die sich in ihrer einfachen Technik und reichen malerischen
Wirkung wie keine andere Kunst zur schnellsten Wiedergabe plötzlicher Einfälle und
somit der feinsten künstlerischen Empfindungen eignet, wäre uns nicht die Sitten-
geschichte des vorigen Jahrhunderts in ihrer ganzen Vollständigkeit überliefert worden,
hätte die Zahl und der Zauber graphischer Künstlerarbeiten nicht die aller anderen
Epochen überflügeln können. Ein französischer Kunsthistoriker erzählt, dass in
Frankreich alle anderen graphischen Blätter vor den Lithographien so verblassten, dass
man zu ihrer Zeit Blätter von Charlet und anderen berühmten Lithographen in die
Kupferstiche des 18. Jahrhunderts einwickelte. Mit der Erfindung der Photographie
wurde die Lithographie vernachlässigt, sie verschwand in der darauf folgenden kunst-
armen Zeit fast gänzlich. Erst die Jahrhundertfeier ihrer Erfindung im Jahre 1895
Hess durch die grossen Ausstellungen in Paris, New York, Petersburg, London, Leipzig
und der ganzen civilisirten Welt ihre Bedeutung wieder neu erkennen. Das kunst-
liebende Publikum, in erster Linie aber die Künstler, fanden sich Meisterwerken
gegenüber, die sie mit Staunen und Bewunderung erfüllten.
Von dieser Zeit an datirt die Wiedergeburt der künstlerischen Lithographie,
die heute in allen Kunstcentren viel eifriger denn je geübt wird. Jedoch um den
Meisterwerken der vergangenen Zeit, den Blättern eines Raffet, Charlet, Bellange, eines
Menzel, Hosemann, Franz Krüger — ohne zahllose andere strahlende Namen zu
erwähnen — gleich zu kommen, dazu bedarf es noch eines langen Weges!
Jene Ausstellungen haben aber auch den staatlichen Sammlungen die Noth-
wendigkeit vor Augen geführt, den wunderbaren Schöpfungen der lange verkannten
Lithographie in ihrer ganzen historischen und künstlerischen Entwickelung Raum zu
geben und ebenso bei ihnen, wie bei vielen fein empfindenden Sammlern von Kupfer-
stichen tritt nun seit Jahren die Bestrebung hervor, die bereits theilweise schon schwer
zu erreichenden Kunstwerke festzuhalten.
Lithographie beherrscht. Wie in früheren Kunstepochen neben der Malerei
Kupferstich und Radirung" den Künstlern zur weiteren Verbreitung" ihrer
Schöpfungen diente, so war ihnen später die Lithographie fast das alleinige Ausdrucks-
mittel ihrer Phantasie und es wurde dadurch diese jüngste der graphischen Künste
zu einer Höhe und Vollendung erhoben, die ihrer Zeit einen ungeahnten Glanz verleiht
sie mit der Blüthe des Kupferstiches gleichstellt, aber inhaltlich jene weit überragt.
Ohne die Lithographie, die sich in ihrer einfachen Technik und reichen malerischen
Wirkung wie keine andere Kunst zur schnellsten Wiedergabe plötzlicher Einfälle und
somit der feinsten künstlerischen Empfindungen eignet, wäre uns nicht die Sitten-
geschichte des vorigen Jahrhunderts in ihrer ganzen Vollständigkeit überliefert worden,
hätte die Zahl und der Zauber graphischer Künstlerarbeiten nicht die aller anderen
Epochen überflügeln können. Ein französischer Kunsthistoriker erzählt, dass in
Frankreich alle anderen graphischen Blätter vor den Lithographien so verblassten, dass
man zu ihrer Zeit Blätter von Charlet und anderen berühmten Lithographen in die
Kupferstiche des 18. Jahrhunderts einwickelte. Mit der Erfindung der Photographie
wurde die Lithographie vernachlässigt, sie verschwand in der darauf folgenden kunst-
armen Zeit fast gänzlich. Erst die Jahrhundertfeier ihrer Erfindung im Jahre 1895
Hess durch die grossen Ausstellungen in Paris, New York, Petersburg, London, Leipzig
und der ganzen civilisirten Welt ihre Bedeutung wieder neu erkennen. Das kunst-
liebende Publikum, in erster Linie aber die Künstler, fanden sich Meisterwerken
gegenüber, die sie mit Staunen und Bewunderung erfüllten.
Von dieser Zeit an datirt die Wiedergeburt der künstlerischen Lithographie,
die heute in allen Kunstcentren viel eifriger denn je geübt wird. Jedoch um den
Meisterwerken der vergangenen Zeit, den Blättern eines Raffet, Charlet, Bellange, eines
Menzel, Hosemann, Franz Krüger — ohne zahllose andere strahlende Namen zu
erwähnen — gleich zu kommen, dazu bedarf es noch eines langen Weges!
Jene Ausstellungen haben aber auch den staatlichen Sammlungen die Noth-
wendigkeit vor Augen geführt, den wunderbaren Schöpfungen der lange verkannten
Lithographie in ihrer ganzen historischen und künstlerischen Entwickelung Raum zu
geben und ebenso bei ihnen, wie bei vielen fein empfindenden Sammlern von Kupfer-
stichen tritt nun seit Jahren die Bestrebung hervor, die bereits theilweise schon schwer
zu erreichenden Kunstwerke festzuhalten.