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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 8.1866

DOI article:
Nebe, August: Die heilige Elisabeth und Egbert von Schönau
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https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/annalen_nassauische_altertumskunde1866/0184
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dass er mit dem Schuhe, den er in seiner Hand zu halten
schien, mir die Zähne einstossen werde. Darauf kurz vor
der Messe bot er sich mir wieder dar unter der Gestalt
eines grossen und schauerlichen Stieres, der sein Maul
über mir öffnete, gleichsam um mich zu verschlingen, und
er schien eine Glocke am Halse zu tragen. Dann D als
die Messe der allerseligsten Jungfrau, unserer Herrin,
(denn es war Samstag) angefangen wurde, kam ich in Ver-
zückung. Und mein Herz ward aufgethan und ich sah
über der Luft das Rad eines grossen Lichtes, ähnlich dem
Vollmond, aber wohl doppelt so gross. Und ich sah hin-
ein mitten durch das Rad und ich sah das Bild einer
königlichen Frau stehen in der Höhe, wie mit den weis-
sesten Gewändern angethan, und mit einem purpurnen
Mantel umgeben. Sogleich erkannte ich, diess sei die er-
habene Himmelskönigin, die Mutter unseres Heilandes,
nach deren Anblick ich mich immer gesehnt hatte. Und
als ich sie. anschaute mit höchster Sehnsucht, fiel sie drei
Mal auf ihr Angesicht, indem sie vor einer Art göttlichem
Lichte anbetete, das vor ihr war. Als sie sich zum vier-
ten Male gebeugt hatte, schien sie eine lange Weile liegen
zu bleiben. Als sie sich aber erhoben hatte, wandte sie
ihr Antlitz nach mir und trat ein Weniges in die untere
Luft nach mir zu hervor, sie hatte aber zwei glorreiche
Begleiter, einen zur Rechten und einen zur Linken. Der
zur Rechten war, schien mit einer Mönchskutte bekleidet
und zwar einer ganz weissen und schien den Stab eines
Klostervaters in der Hand zu führen. Daher tiel es mei-
nem Sinn ein, diess sei unser ehrwürdiger Vater, der selige
Benedikt. Der aber zur Linken war, schien ein schmucker

1) 1. I, 5.
 
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