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Sonne und Mond waren schliesslich aber auch Sym-
bol der beiden Testamente. Nach den Worten des hl.
Augustin ist der Mond das Bild der Synagoge und die
Sonne das der Kirche. Denn sowie die Sonne ihr Licht
von sich selbst hat, so auch die Kirche Christi, während
aber umgekehrt das alte Gesetz dunkel und unerklärlich
sein würde ohne das neue, wie der Mond dunkel bleibt
ohne das Licht der Sonne. Deshalb steht auch die Syna-
goge immer auf der linken Seite, auf der Seite des Mon-
des oder geradezu unter dem Monde. Dieses Symbol leitet
uns also über zu dem folgenden.
Während der romanischen und gothischen Styl-
periode sieht man oft zur Seite des Gekreuzigten den
Gegensatz von Gesetz und Evangelium, von Judenthum
und Christenthum, von Synagoge und Kirche ab-
gebildet. Beide erscheinen in menschlicher Gestalt und
mit Attributen, welche die Niederlage der einen und den
Sieg der andern erkennen lassen. Denn der Kreuztod
Christi bildet den Grenzpunkt, wo der Schatten 1) (die
Vorbereitungsreligion des alten Bundes) aufhört und der
neue Gnadenbund beginnt; er bildet den Wendepunkt, wo
das Judenthum in scheinbarem Siege unterliegt und in der
Schmach des Kreuztodes die Kirche triumphirt. Diese Dar-
stellungen der Synagoge und Kirche finden sich in Elfen-
beinschnitzwerken und Miniaturen seit dem 9. Jahrhundert.
Sie stehen in der Regel zu beiden Seiten des Kreuzes.
Die Synagoge zur Linken ist dargestellt mit verbundenen
Augen, gesenktem Haupte, von welchem die Krone herab-
fällt; in der einen Hand trägt sie ein zerbrochenes Scep-
ter, aus der andern entfallen ihr die Gesetzestafeln. Die
’) Coloss. 2, 17.
Sonne und Mond waren schliesslich aber auch Sym-
bol der beiden Testamente. Nach den Worten des hl.
Augustin ist der Mond das Bild der Synagoge und die
Sonne das der Kirche. Denn sowie die Sonne ihr Licht
von sich selbst hat, so auch die Kirche Christi, während
aber umgekehrt das alte Gesetz dunkel und unerklärlich
sein würde ohne das neue, wie der Mond dunkel bleibt
ohne das Licht der Sonne. Deshalb steht auch die Syna-
goge immer auf der linken Seite, auf der Seite des Mon-
des oder geradezu unter dem Monde. Dieses Symbol leitet
uns also über zu dem folgenden.
Während der romanischen und gothischen Styl-
periode sieht man oft zur Seite des Gekreuzigten den
Gegensatz von Gesetz und Evangelium, von Judenthum
und Christenthum, von Synagoge und Kirche ab-
gebildet. Beide erscheinen in menschlicher Gestalt und
mit Attributen, welche die Niederlage der einen und den
Sieg der andern erkennen lassen. Denn der Kreuztod
Christi bildet den Grenzpunkt, wo der Schatten 1) (die
Vorbereitungsreligion des alten Bundes) aufhört und der
neue Gnadenbund beginnt; er bildet den Wendepunkt, wo
das Judenthum in scheinbarem Siege unterliegt und in der
Schmach des Kreuztodes die Kirche triumphirt. Diese Dar-
stellungen der Synagoge und Kirche finden sich in Elfen-
beinschnitzwerken und Miniaturen seit dem 9. Jahrhundert.
Sie stehen in der Regel zu beiden Seiten des Kreuzes.
Die Synagoge zur Linken ist dargestellt mit verbundenen
Augen, gesenktem Haupte, von welchem die Krone herab-
fällt; in der einen Hand trägt sie ein zerbrochenes Scep-
ter, aus der andern entfallen ihr die Gesetzestafeln. Die
’) Coloss. 2, 17.