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stift anschliessen, über dessen Geschichte wo möglich noch weniger
bekannt ist als über die des Gebäudes. Denn die kurzen Notizen, welche
Marx1) gegeben hat, beruhen offenbar nicht auf Quellenstudien, da sie
trotz ihrer Dürftigkeit noch mehrfach unrichtig sind.
I. Die Georgenkirche.
Die erste Georgenkirche zu Limburg wurde bereits in der ersten
Hälfte des 9. Jahrhunderts erbaut und vom Erzbischof Hetti von Trier
(814—847) geweiht. Dass dieses im Jahre 836 geschehen sein solle,
wird lediglich daher vermuthet, dass Hetti in diesem Jahre die Castor-
kirche zu Coblenz geweiht hat, und dass das Necrologium von S. Castor
die Nachricht über die Weihung dieser Kirche sowie die der Georgen-
kirche und einer Beatuskirche (vielleicht der zu Vallendar) in einen
Satz zusammenfasst. Dass der Gaugraf Gebhard, welcher damals die
auf den Trümmern eines Römercastells errichtete „Lintburg“ inne hatte,
der Erbauer dieser ersten Kirche gewesen sei, ist zwar nicht historisch
nachweisbar, aber in hohem Grade wahrscheinlich.
Nach weniger als hundert Jahren wurde diese Kirche durch eine
andere, eine „Basilica“ — nach dem Wortlaute der Urkunde — ersetzt,
welche der Gaugraf Conrad Curcipolt, Eberhards Sohn, neu er-
baute. 2) Im Februar des Jahres 910, wo die Kirche zum erstenmale
erwähnt wird, war der Bau noch nicht vollendet, aber sicherlich der
Vollendung nahe, weil der Gründer bereits auf die Dotation des mit
der Kirche zu verbindenden Collegiatstiftes Bedacht nahm und daher
unterm 10. Februar 910 die Schenkung des Königshofes Brechen (Ober-
brechen) bei König Ludwig dem Kinde erwirkte. Die Schenkung er-
folgte auf Fürbitte des Erzbischofs Hatto von Mainz, zu dessen Diöcese
bis zum 12. Jahrhundert der grösste Theil des späteren Nassauer Landes
x) Marx, Geschichte des Erzstifts Trier, II, 2, S. 119 — 124.
2) Der wirkliche Neubau ergiebt sich aus dem Wortlaute der im hiesigen
Archiv verwahrten, vortrefflich erhaltenen, ältesten Original-Urkunde des Stifts Lim-
burg vom 10. Februar 910: .. praefatus comes Chuonrat ab hodierna die et deinceps
de ipsa proprietate liberam atque securam teneat potestatem basilicam suam
dotandi, quam extruere nititur in monte quodam Lintburk uocato in pago Loge-
nahe. — Letzter (aber nicht genauer) Abdruck bei Beyer, Urkundenbuch der mittel-
rhein. Territorien, I; Nr. 219.
stift anschliessen, über dessen Geschichte wo möglich noch weniger
bekannt ist als über die des Gebäudes. Denn die kurzen Notizen, welche
Marx1) gegeben hat, beruhen offenbar nicht auf Quellenstudien, da sie
trotz ihrer Dürftigkeit noch mehrfach unrichtig sind.
I. Die Georgenkirche.
Die erste Georgenkirche zu Limburg wurde bereits in der ersten
Hälfte des 9. Jahrhunderts erbaut und vom Erzbischof Hetti von Trier
(814—847) geweiht. Dass dieses im Jahre 836 geschehen sein solle,
wird lediglich daher vermuthet, dass Hetti in diesem Jahre die Castor-
kirche zu Coblenz geweiht hat, und dass das Necrologium von S. Castor
die Nachricht über die Weihung dieser Kirche sowie die der Georgen-
kirche und einer Beatuskirche (vielleicht der zu Vallendar) in einen
Satz zusammenfasst. Dass der Gaugraf Gebhard, welcher damals die
auf den Trümmern eines Römercastells errichtete „Lintburg“ inne hatte,
der Erbauer dieser ersten Kirche gewesen sei, ist zwar nicht historisch
nachweisbar, aber in hohem Grade wahrscheinlich.
Nach weniger als hundert Jahren wurde diese Kirche durch eine
andere, eine „Basilica“ — nach dem Wortlaute der Urkunde — ersetzt,
welche der Gaugraf Conrad Curcipolt, Eberhards Sohn, neu er-
baute. 2) Im Februar des Jahres 910, wo die Kirche zum erstenmale
erwähnt wird, war der Bau noch nicht vollendet, aber sicherlich der
Vollendung nahe, weil der Gründer bereits auf die Dotation des mit
der Kirche zu verbindenden Collegiatstiftes Bedacht nahm und daher
unterm 10. Februar 910 die Schenkung des Königshofes Brechen (Ober-
brechen) bei König Ludwig dem Kinde erwirkte. Die Schenkung er-
folgte auf Fürbitte des Erzbischofs Hatto von Mainz, zu dessen Diöcese
bis zum 12. Jahrhundert der grösste Theil des späteren Nassauer Landes
x) Marx, Geschichte des Erzstifts Trier, II, 2, S. 119 — 124.
2) Der wirkliche Neubau ergiebt sich aus dem Wortlaute der im hiesigen
Archiv verwahrten, vortrefflich erhaltenen, ältesten Original-Urkunde des Stifts Lim-
burg vom 10. Februar 910: .. praefatus comes Chuonrat ab hodierna die et deinceps
de ipsa proprietate liberam atque securam teneat potestatem basilicam suam
dotandi, quam extruere nititur in monte quodam Lintburk uocato in pago Loge-
nahe. — Letzter (aber nicht genauer) Abdruck bei Beyer, Urkundenbuch der mittel-
rhein. Territorien, I; Nr. 219.