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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 24.1892

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Spielmann, Christian: Georg August, Fürst zu Nassau-Idstein, 1677-1721
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https://doi.org/10.11588/diglit.70479#0080
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und die Wege befanden sich allenthalben im Verfalle. Durch eine seiner ersten
Verordnungen vom 16./26. Februar 1685 befahl daher der Fürst, dass die Ge-
meinden die Landstrassen und Wege in Wald und Flur binnen vier Wochen
zwanzig Fuss breit anlegen und zum besseren Reiten und Fahren ebenen sollten;
im Falle der Nichtbeachtung dieser Vorschrift sollten die Säumigen mit 50 Gulden
Strafe belegt werden. Von einem regelrechten Chausseebau war damals noch
nicht die Rede; es handelte sich hier bloss um ein einfaches Erbreitern und
Überschütten der Wege mit Schutt und Sand, ein Ausgleichen der Löcher
u. s. w. Die Anzahl der Strassen durch die Grafschaft war auch nicht bedeutend.
Von Wiesbaden aus lief gen Norden ein Weg, der nach Wehen, Bleidenstadt
und Schwalbach führte und sich erst auf dem Gebirge entsprechend gabelte.
Ein anderer führte nach Idstein, von der Sonnenberger Strasse abzweigend, ein
dritter nach Frankfurt über den „Hainer", von dem der Bierstadter und Mainzer
Pfad sich trennten, und der vierte war die Allee vor dem Stadtthore, die sich
in die Strassen nach Mainz, Mosbach und Schierstein verzweigte. Eine wirkliche
Land- oder Hochstrasse durch nassauisches Gebiet war die alte Köln-Frank-
furter Strasse. Zur Zeit des Fürsten Georg August wurde auf derselben der
Postverkehr vermittelt.1) Denselben leitete bekanntlich im „heiligen römischen
Reiche deutscher Nation" (seit 1615) der Reichs-Generalpostmeister und spätere
Reichsfürst von Thurn und Taxis. Ursprünglich war, des grossen Krieges und
der Heere wegen, welche auf den grossen Strassen einherzogen, die Postlinie
Köln-Frankfurt eine andere gewesen; die vier Stationen befanden sich zu
Oberroth (a. d. Aldenburg), Freiendiez, Maxsayn und Birnbach. Der Postreiter
ritt jede Woche einmal von einer Station zur nächsten, gab sein Brieffelleisen
ab und nahm das angekommene mit zurück. Als dann die Hohe Strasse ge-
wählt worden war, wurden etwa seit 1704 regelmässige Postfuhren eingerichtet.
Aus den Postreitern wurden Posthalter; die Hauptstation im Idsteinischen war
zu Würges bei Idstein. Die Stadt Wiesbaden hatte damals (bis 1711) nur
gleichsam eine Nebenverbindung mit der freien Reichsstadt Frankfurt und zwar
durch den Rheinfelser Boten. Dieser kam zweimal in der Woche auf seiner
Tour durch Wiesbaden, nahm im Wirtshause „Zum Rappen" in der Marktstrasse
(Seiler'sches Haus) die Briefe mit und gab die erhaltenen ab. Im Jahre 1711
schlug nun Fürst Georg August dem Fürsten Thurn und Taxis vor, in Idstein
eine eigene Poststation zu errichten. Die kaiserlichen Stationen waren damals;
Frankfurt, Königstein, Würges, Limburg, Walmerod, Freilingen, Gieleroth,
Weyerbusch u. s. w. Sie waren schon seit 1704 vermehrt worden. Der General-
postmeister erklärte den Wunsch des Fürsten für unerfüllbar, da Idstein eine
geschlossene Stadt sei. Verhandlungen Georg Augusts mit dem Kurfürsten von
Trier, der mit Nassau-Oranien in Würges, der nächsten Station, die Gemeinsame
hatte, schlugen ebenfalls fehl. Da stellte Georg August einen eigenen Boten
an, der jeden Montag und Freitag von Idstein über den „Trompeter" nach
Wiesbaden ritt. In der Stadtschultheisserei in Idstein wurde er expediert, in
Wiesbaden gab er im Schlosse die Briefe ab und nahm etwa vorhandene mit,

') Nach Th, Schüler, Wiesb. Tagbl., 1886, No. 50.
 
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