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zu diesem Zweck an den Geheimen Oberregierungsrat Schöll, der inzwischen
an Koreffs Stelle getreten war, und dem er späterhin, offenbar ohne Grund, die
Schuld an der Nichtberufung Weitzels nach Preussen giebt.87) Aus dem von
Hardenberg selbst darauf erfolgten Antwortschreiben vom 4. Januar 1821 geht
hervor, dass Dorow für den Fall, dass Weitzels Überzug in der ursprünglich
beabsichtigten Form nicht angängig sei, ihn für eine akademische Lehrstelle
empfohlen hatte. Sicherlich erfolgten diese Bemühungen, denen Hardenberg
mit dem Hinweis begegnete, dass für dergleichen Anstellungen der Kultus-
minister die einzig zuständige Instanz sei, hinter Weitzels Bücken.* 38)
Während Dorow erst jetzt die Vergeblichkeit weiterer Versuche einsah,
kennzeichnet Weitzel in einem Brief vom 2. Februar den ganzen Verlauf der
Sachlage richtig mit den Worten: „Das Spiel war eine lustige Posse, in der
ich als ehrlicher Hanswurst Prügel bekam. Einmal ist es den Herren Ernst
gewesen, da die Rheinischen Blätter noch im Gange waren. Diesen hat es
gegolten; sie sollten gewonnen werden, da sie nicht unterdrückt werden konnten.
Kaum hatten die Karlsbader Konferenzen der Sache ein anständiges Ende ge-
macht, als man auch eine andere Sprache führte. Es hatte ja zu regnen auf-
gehört, warum sollte man den lästigen Schirm nicht in eine Ecke stellen? So
ist’s; und ich beklage mich nicht darüber. Ich bin nur einfältig, zutraulich,
aus lauter Achtung und Ergebenheit furchtsam gewesen. Was mir in allen
Verhältnissen des Lebens geblieben ist, blieb mir auch hier, das Bewusstsein
aufrichtiger Gesinnung und gerader Handlungsweise.“
Diese Verhältnisse sind eingehender geschildert worden, weil die Be-
deutung, die die Rheinischen Blätter erlangt hatten, daraus am klarsten hervor-
tritt, und weil die durch die Karlsbader Beschlüsse herbeigeführte ungünstige
Wendung für Weitzel, dessen Charakter in den während dieser Verhandlungen
an Dorow gerichteten Briefen offen vor uns liegt und sich als in jeder Be-
ziehung ehrenwert bewährt, einen wichtigen Abschnitt bedeutet.
5. Publizistische Arbeiten in der Zeit der Reaktion.
Wir haben Weitzels Natur und Fähigkeiten genügend kennen gelernt,
um zu verstehen, wie dieser jähe Abbruch seiner politischen Wirksamkeit für
ihn verhängnisvoll werden musste. Dorow fand Weitzel, als er ihn 1825 in
Wiesbaden wiedersah, sehr verändert. Wenn er sagt39) : „Weitzel war der Mann
für einen grossen Staat; sein weitstrebender Geist und seine grossartigen Welt-
ansichten gingen unter in den Mühen und in den kleinen Verhältnissen und
Intriguen eines so eng begränzten bürgerlichen Lebens“, so hört man aus
diesem Urteil Weitzels eigene Klage heraus. Ihm war das Arbeitsfeld ge-
nommen, auf dem er im Kampf der Parteien mitten innestehend in harter
Tagesarbeit vermöge seiner Schlagfertigkeit und Mässigung sich eine beachtens-
S7) Dorow, Erlebtes II, S. 109.
38) Sauers Meinung (Annalen XXVII, S. 203), als habe sich Weitzel um eine Professur
in Bonn bemüht, ist irrig.
39) Erlebtes, Teil 3, S. 351.
zu diesem Zweck an den Geheimen Oberregierungsrat Schöll, der inzwischen
an Koreffs Stelle getreten war, und dem er späterhin, offenbar ohne Grund, die
Schuld an der Nichtberufung Weitzels nach Preussen giebt.87) Aus dem von
Hardenberg selbst darauf erfolgten Antwortschreiben vom 4. Januar 1821 geht
hervor, dass Dorow für den Fall, dass Weitzels Überzug in der ursprünglich
beabsichtigten Form nicht angängig sei, ihn für eine akademische Lehrstelle
empfohlen hatte. Sicherlich erfolgten diese Bemühungen, denen Hardenberg
mit dem Hinweis begegnete, dass für dergleichen Anstellungen der Kultus-
minister die einzig zuständige Instanz sei, hinter Weitzels Bücken.* 38)
Während Dorow erst jetzt die Vergeblichkeit weiterer Versuche einsah,
kennzeichnet Weitzel in einem Brief vom 2. Februar den ganzen Verlauf der
Sachlage richtig mit den Worten: „Das Spiel war eine lustige Posse, in der
ich als ehrlicher Hanswurst Prügel bekam. Einmal ist es den Herren Ernst
gewesen, da die Rheinischen Blätter noch im Gange waren. Diesen hat es
gegolten; sie sollten gewonnen werden, da sie nicht unterdrückt werden konnten.
Kaum hatten die Karlsbader Konferenzen der Sache ein anständiges Ende ge-
macht, als man auch eine andere Sprache führte. Es hatte ja zu regnen auf-
gehört, warum sollte man den lästigen Schirm nicht in eine Ecke stellen? So
ist’s; und ich beklage mich nicht darüber. Ich bin nur einfältig, zutraulich,
aus lauter Achtung und Ergebenheit furchtsam gewesen. Was mir in allen
Verhältnissen des Lebens geblieben ist, blieb mir auch hier, das Bewusstsein
aufrichtiger Gesinnung und gerader Handlungsweise.“
Diese Verhältnisse sind eingehender geschildert worden, weil die Be-
deutung, die die Rheinischen Blätter erlangt hatten, daraus am klarsten hervor-
tritt, und weil die durch die Karlsbader Beschlüsse herbeigeführte ungünstige
Wendung für Weitzel, dessen Charakter in den während dieser Verhandlungen
an Dorow gerichteten Briefen offen vor uns liegt und sich als in jeder Be-
ziehung ehrenwert bewährt, einen wichtigen Abschnitt bedeutet.
5. Publizistische Arbeiten in der Zeit der Reaktion.
Wir haben Weitzels Natur und Fähigkeiten genügend kennen gelernt,
um zu verstehen, wie dieser jähe Abbruch seiner politischen Wirksamkeit für
ihn verhängnisvoll werden musste. Dorow fand Weitzel, als er ihn 1825 in
Wiesbaden wiedersah, sehr verändert. Wenn er sagt39) : „Weitzel war der Mann
für einen grossen Staat; sein weitstrebender Geist und seine grossartigen Welt-
ansichten gingen unter in den Mühen und in den kleinen Verhältnissen und
Intriguen eines so eng begränzten bürgerlichen Lebens“, so hört man aus
diesem Urteil Weitzels eigene Klage heraus. Ihm war das Arbeitsfeld ge-
nommen, auf dem er im Kampf der Parteien mitten innestehend in harter
Tagesarbeit vermöge seiner Schlagfertigkeit und Mässigung sich eine beachtens-
S7) Dorow, Erlebtes II, S. 109.
38) Sauers Meinung (Annalen XXVII, S. 203), als habe sich Weitzel um eine Professur
in Bonn bemüht, ist irrig.
39) Erlebtes, Teil 3, S. 351.