Fayence- und Porzellanfabriken des 18. Jahrh. in hess.-nass. Gebiete. 123
machte die Kammer Schwierigkeiten bezüglich der Verleihung eines Titels und
die Akten melden nicht, dass sie überwunden wurden. Es ist zur Eröffnung
einer Porzellanfabrik in Kirchheim nicht gekommen.47)
4. Die Porzellanfabrik zu Ottweiler.
Von Strassburg aus unternahm Goethe im Jahre 1771 mit zwei werten
Freunden und Tischgenossen eine kleine Reise ins Unterelsass und nach Loth-
ringen. In letzterem Gebiete in die Region der Saar und Mosel hinuntersteigend,
kam er über Saargemünd nach Saarbrück, welche kleine Residenz ihm als ein
lichter Punkt in dem felsig waldigen Lande erschien. Vom Präsidenten von
Günderode aufs freundlichste empfangen, verweilte er drei Tage an dem lieb-
lichen Orte und wurde nicht nur „eigentlich in das Interesse der Berggegenden
eingeweiht", sondern auch zuerst „zu ökonomischen und technischen Be-
trachtungen, welche mich einen grossen Teil meines Lebens beschäftigt haben",
angeregt. Er besichtigte die reichen Dutweiler Steinkohlengruben, Eisen- und
Alaunwerke, die Glashütte von Friedrichstal, „wo wir eine der wichtigsten und
wunderbarsten Werktätigkeiten des menschlichen Kunstgeschicks im Vorüber-
gehen kennen lernten".48)
Derjenige, der das geschaffen hatte, was auf Goethe einen so vorteil-
haften Eindruck machte, war erst einige Jahre vorher, zu früh für seine Tat-
kraft und sein Land, im 5G. Lebensjahre aus dieser Welt geschieden. Es war
der Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken, ein lebenslustiger Herr,
wie ihn Goethe nennt, indes doch gleichzeitig ernstlich bemüht, von dem Augen-
blicke an, wo er im Jahre 1741 die Regierung angetreten hatte, sein Land
tunlichst zu fördern und vorwärts zu bringen.49) Im Jahre 1718 in Usingen
geboren, in Genf und Paris erzogen und ausgebildet, hat wohl französisches
Wesen nicht aufgehört, seine Lebensanschauungen zu beeinflussen. In franzö-
sischem Kriegsdienste erwies er sich als wackerer Heerführer, mit französischem
Gelde unterhielt er seine Regimenter, die nach zeitgenössischen Berichten einen
guten Eindruck machten. Dabei ein Regent, dessen Streben sein Ländchen zu
heben, alle Anerkennung verdient und Früchte trug. Es ist Wahrheit, wenn
an seinem Sarkophage eine Inschrift lautet: Justitia, prudentia pacis Artibus heros
omni laude maior. Nach den verschiedensten Richtungen bemühte er sich, den
Verhältnissen gerecht zu werden. Die materielle und geistige Kultur, Handel
und Verkehr, Handwerk und Grossindustrie, Landwirtschaft und Bergbau, Schule
47) Das Vorstehende nach Akten im Kgl. Preuss. Staats-Archiv Wiesbaden VI 1. Nassau-
Weylburg, Gen. XVII b 73.
48) Goethe, Wahrheit und Dichtung, in der Cotta'schen Ausgabe seiner Werke von
1869 Bd. 22 2. Teil, 10. Buch S. 105 III. Vergl. ausserdem Er. Schmidt, Heinr. Leop.
Wagner 1875, S. 11.
49) Über ihn vergl. Schliephake-Menzel, a. a. O. Bd. 7, S. 460 ffg. Friedr.
Rolle, Sammlung von den meisten wohltätigen Handlungen etc. in Mitteilungen d. Histor.
Vereins für die Saargegend 1899, Heft 6, S. 7 ffg. Alb. Ruppersberg, Gesch. der ehe-
maligen Grafschaft Saarbrücken, nach Friedr, und Adolf Köllner neu bearbeitet und er-
weitert 1901, 2. Teil, S. 238 ffg.
machte die Kammer Schwierigkeiten bezüglich der Verleihung eines Titels und
die Akten melden nicht, dass sie überwunden wurden. Es ist zur Eröffnung
einer Porzellanfabrik in Kirchheim nicht gekommen.47)
4. Die Porzellanfabrik zu Ottweiler.
Von Strassburg aus unternahm Goethe im Jahre 1771 mit zwei werten
Freunden und Tischgenossen eine kleine Reise ins Unterelsass und nach Loth-
ringen. In letzterem Gebiete in die Region der Saar und Mosel hinuntersteigend,
kam er über Saargemünd nach Saarbrück, welche kleine Residenz ihm als ein
lichter Punkt in dem felsig waldigen Lande erschien. Vom Präsidenten von
Günderode aufs freundlichste empfangen, verweilte er drei Tage an dem lieb-
lichen Orte und wurde nicht nur „eigentlich in das Interesse der Berggegenden
eingeweiht", sondern auch zuerst „zu ökonomischen und technischen Be-
trachtungen, welche mich einen grossen Teil meines Lebens beschäftigt haben",
angeregt. Er besichtigte die reichen Dutweiler Steinkohlengruben, Eisen- und
Alaunwerke, die Glashütte von Friedrichstal, „wo wir eine der wichtigsten und
wunderbarsten Werktätigkeiten des menschlichen Kunstgeschicks im Vorüber-
gehen kennen lernten".48)
Derjenige, der das geschaffen hatte, was auf Goethe einen so vorteil-
haften Eindruck machte, war erst einige Jahre vorher, zu früh für seine Tat-
kraft und sein Land, im 5G. Lebensjahre aus dieser Welt geschieden. Es war
der Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken, ein lebenslustiger Herr,
wie ihn Goethe nennt, indes doch gleichzeitig ernstlich bemüht, von dem Augen-
blicke an, wo er im Jahre 1741 die Regierung angetreten hatte, sein Land
tunlichst zu fördern und vorwärts zu bringen.49) Im Jahre 1718 in Usingen
geboren, in Genf und Paris erzogen und ausgebildet, hat wohl französisches
Wesen nicht aufgehört, seine Lebensanschauungen zu beeinflussen. In franzö-
sischem Kriegsdienste erwies er sich als wackerer Heerführer, mit französischem
Gelde unterhielt er seine Regimenter, die nach zeitgenössischen Berichten einen
guten Eindruck machten. Dabei ein Regent, dessen Streben sein Ländchen zu
heben, alle Anerkennung verdient und Früchte trug. Es ist Wahrheit, wenn
an seinem Sarkophage eine Inschrift lautet: Justitia, prudentia pacis Artibus heros
omni laude maior. Nach den verschiedensten Richtungen bemühte er sich, den
Verhältnissen gerecht zu werden. Die materielle und geistige Kultur, Handel
und Verkehr, Handwerk und Grossindustrie, Landwirtschaft und Bergbau, Schule
47) Das Vorstehende nach Akten im Kgl. Preuss. Staats-Archiv Wiesbaden VI 1. Nassau-
Weylburg, Gen. XVII b 73.
48) Goethe, Wahrheit und Dichtung, in der Cotta'schen Ausgabe seiner Werke von
1869 Bd. 22 2. Teil, 10. Buch S. 105 III. Vergl. ausserdem Er. Schmidt, Heinr. Leop.
Wagner 1875, S. 11.
49) Über ihn vergl. Schliephake-Menzel, a. a. O. Bd. 7, S. 460 ffg. Friedr.
Rolle, Sammlung von den meisten wohltätigen Handlungen etc. in Mitteilungen d. Histor.
Vereins für die Saargegend 1899, Heft 6, S. 7 ffg. Alb. Ruppersberg, Gesch. der ehe-
maligen Grafschaft Saarbrücken, nach Friedr, und Adolf Köllner neu bearbeitet und er-
weitert 1901, 2. Teil, S. 238 ffg.