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Habel, Heinrich; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Das Bayerische Armeemuseum in München: Entstehungsgeschichte und Bedeutung des Gebäudes am Hofgarten — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 10: München: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.67313#0016
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rium am 27.7.1904 Vorschläge.60) Die Auswahl der jeweils
sechs Namen von Schlachtorten für die vier Felder im Kup-
peltambour der Ruhmeshalle besorgte das Kriegsarchiv
bzw. dessen Vorstand Karl Staudinger. Den Wortlaut der
noch erhaltenen Inschrifttafel im Treppenhaus, die an die
Gründung des Armeemuseums durch Ludwig II. am 3.10.
1879 sowie an den Neubau unter Prinzregent Luitpold erin-
nert, genehmigte das Kriegsministerium am 1.10.1904.61)
Über die abschließende Ausstattung dieses zentralen,
wichtigsten Bauteiles gibt der Antrag der Bauleitung vom
15.11.1904 (genehmigt am 23.11.) Auskunft.62) Nachdem da-
mals im Inneren die Stuck- und Bildhauerarbeiten fertig wa-
ren, wurde in der Eingangshalle die Aufstellung von acht
bereits vorhandenen wittelsbachischen Herrscherstatuen
aus Gips vorgesehen, die aus dem alten Museumsbau über-
nommen wurden. Beantragt wurde ferner die Aufstellung
des plastischen Herrscherzyklus in der großen Kuppelhalle,
und zwar des Gipsmodells der Prinzregentenstatue und von
vier Gipsbüsten der bayerischen Könige, sowie die Aufhän-
gung von 24 eroberten alten Fahnen von der Galeriebrü-
stung. Am Außenbau sollten die sechs Gipsmodelle der
Attikafiguren bzw. -trophäen aufgestellt werden. Eine vom
Vorgängerbau, der Hofgartenkaserne, stammende Büste
König Max I. Josephs hingegen wurde im März 1905 an den
Bildhauer Hugo Kaufmann um 50 Mark veräußert.63)
Die feierliche Eröffnung des Armeemuseums fand am 12.3.
1905 — dem 84. Geburtstag des Prinzregenten — statt.
Kriegsminister Freiherr von Asch übergab mit einer Anspra-
che den vollendeten Bau an Prinz Ludwig als Vertreter des
nicht persönlich anwesenden Regenten.64) Am 14.7.1905
wurde das Baubüro aufgelöst, Pläne und Akten an die Gar-
nisonsverwaltung bzw. das Militär-Bauamt München II
übergeben.65) Die Gesamtbaukosten beliefen sich auf
2128559,94 Mark.66)
Eine vollständige Planserie des ausgeführten Gebäudes
aus den Jahren 1905/06, bestehend aus 23 Blättern im Maß-
stab 1:100, besitzt die Architektursammlung der Techni-
schen Universität München.67) Im Kriegsarchiv München
befindet sich eine eingehende, vom K. Militär-Bauamt Mün-
chen II erstellte „Beschreibung des Armee-Museums“ vom
27.2.1909.68)
Nach Vollendung des Monumentalbaues am Hofgarten
wurden dem Architekten hohe Ehrungen zuteil. Durch Aller-
höchsten Entschluß vom 4. März 1905 erhielt er „aus Anlaß
der Eröffnung des neuen Armee-Museums“ als Ritter des
Verdienstordens der Bayerischen Krone den persönlichen
Adel; im Jahr darauf wurde ihm eine besondere Vergütung
von 14000 Mark gewährt.69)
Auf dem Vorplatz des Mittelbaues, der 1904 mit zwei (noch
vorhandenen) großen Flaggenmasten70) und historischen
Geschützen ausgestattet worden war, fehlte noch das von
Anfang an vorgesehene Reiterstandbild71), dessen Errich-
tung erst mit einiger Verzögerung zustande kam, nachdem
sich ein privater, „nicht genannt sein wollender Stifter“ ge-
funden hatte.72) Daraufhin konnte das Kriegsministerium
am 9.10.1909 mitteilen: „S.K. Hoheit der Prinzregent haben
Sich Allerhöchst entschlossen, dem Ahnherrn des Wittels-
bachischen Hauses, Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach in
München ein Denkmal zu errichten. Das Denkmal, dessen
Ausführung dem Akademiedirektor, Reichsrat v. Miller
übertragen ist, soll auf der ersten Treppenabstufung errich-


10 Reiterstandbild Ottos von Wittelsbach, 1911 von
Ferd. v. Miller (Zustand 1980, ohne Lanze mit Fähn-
lein)

tet werden.“73) Diese mußte daher im Einvernehmen zwi-
schen Mellinger und Ferdinand v. Miller durch Einfügen ei-
ner halbrund vorkragenden, mittleren Plattform abgeändert
werden.74) Die ursprünglich schon für das Frühjahr 1910
vorgesehene Aufstellung des Denkmals verzögerte sich
noch um ein Jahr; am 15.2.1911 genehmigte sie der Prinzre-
gent endgültig und bestimmte, daß das Standbild „der Ar-
mee in Obhut gegeben“ werden sollte.75) Die feierliche
Enthüllung76), die Prinz Ludwig als Vertreter des Regenten
vornahm, bildete einen der Höhepunkte des denkwürdigen
12. März 1911, des in ganz Bayern festlich begangenen 90.
Geburtstages des Prinzregenten. Prinz Ludwig wies auf die
enge Verbindung der bayerischen Geschichte — als deren
Teil er Siege, aber auch Niederlagen der bayerischen Armee
erwähnte — mit dem Hause Wittelsbach hin; sein Wunsch
„möge uns der Friede noch lange erhalten bleiben!“ sollte
sich leider nicht erfüllen.77)
Baubeschreibung und Analyse
Das (ohne den Seitenflügel an der Galeriestraße) rund 160m
lange Armeemuseum am Ostrand des Hofgartens gehörte
zu den im Vergleich zu anderen Hauptstädten — etwa Wien
— wenigen Monumentalbauten Münchens aus der Zeit des
späten Historismus, die sich an der italienischen Renais-

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