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Marschner, Hannelore; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Glaskonservierung: historische Glasfenster und ihre Erhaltung; internationales Kolloquium, München und Nürnberg, 29./30. Oktober 1984 — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 32: München: Lipp, 1985

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Elisabeth Oberhaidacher

Erfahrungen und Erkenntnisse rezenter Restaurierungen in Österreich

Zu den umfangreichsten Vorhaben auf dem Gebiet der Konser-
vierung mittelalterlicher Glasfenster in Österreich gehörte in
den letzten Jahren die Sanierung der Chorverglasung des ehe-
maligen Stiftes Viktring in Kärnten sowie dreier Fenster aus der
Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg im salzburgischen
Lungau.
Die Viktringer Chorverglasung besteht aus einem Passions-, ei-
nem Marien- und einem Apostelfenster. Die Glasgemälde sind
Erzeugnisse einer Wiener Werkstatt vom Ende des 14. Jahrhun-
derts1. Die Scheiben, die zuletzt Anfang der fünfziger Jahre re-
stauriert worden waren, sind, was die Substanz betrifft, beson-
ders gut erhalten und besitzen bis auf wenige Tafeln auch noch
ihre originale Verbleiung. In der Mehrzahl der Scheiben gibt es
auch nur ganz geringfügige Ergänzungen. Trotzdem bieten die
Glasgemälde nicht mehr ihr ursprüngliches Erscheinungsbild.
Untersucht man die einzelnen Gläser auf ihren Erhaltungszu-
stand, so lassen sich verschiedene Arten von Schadensphäno-

menen feststellen. An der Außenseite hat sich eine weißliche
Kruste gebildet, die aus mehr oder weniger zusammengewachse-
nen Inseln besteht, wobei es an den Stellen der größten Verdich-
tung bereits zum Abplatzen der Schicht kommt (Abb. 1). Die
flächig aufgetragene Halbtonmalerei wirkt dabei in diesem Fall
als Schutz. An der Innenseite gibt es eine weißliche punktförmi-
ge Erscheinung, besonders dort, wo zum Zweck der Modellie-
rung der Halbton ausgewischt ist. Weiters findet im Inneren ei-
ne punktförmige «Zerglasung» statt, die vor allem an den In-
karnaten oder an anderen hellen Gläsern zu beobachten ist
(Abb. 2). Im Auflicht an der Innenseite ist dieses Phänomen
nicht oder nur sehr schwach sichtbar.
Hinzu kommt noch bei den purpurvioletten oder amethystfar-
benen Gläsern ein gleichmäßiger, fast totaler Transparenzver-
lust bei relativ glatter, nur ganz unregelmäßig von der weißen
Kruste an der Außenseite bedeckter Oberfläche (Farbtaf. VI. 1).
Der gleiche Prozeß, nur in etwas schwächerer Form, findet sich
bei manchen Blaugläsern, die dadurch grünlich erscheinen, so-

Abb. 1. Viktring, ehem. Stiftskirche, Fenster nord II/2a, Detail; Ver-
witterung an der Außenseite, stellenweise Abplatzen der Schicht.


Abb. 2. Viktring, ehem. Stiftskirche, Fenster südll/7b, hl. Petrus,
Detail; punktförmige «Zerglasung» im Bereich des Inkarnates.


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