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Marschner, Hannelore; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Glaskonservierung: historische Glasfenster und ihre Erhaltung; internationales Kolloquium, München und Nürnberg, 29./30. Oktober 1984 — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 32: München: Lipp, 1985

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Abb. 2. Fenster des südlichen Querhauses mit Außenschutzverglasung.


Abb. 3. Mittelfenster des Hauptchors mit Außenschutzverglasung.

und verwitterten Naturstein eine optisch homogene Außenhaut
des Bauwerks. Dieses Erscheinungsbild war zwar alles andere
als das Aussehen der mittelalterlichen Kathdrale, aber es war
eben das Bild des im Laufe der Jahrhunderte «patinierten»
Baudenkmals, der gewohnte und damit liebgewonnene Anblick.
Eine Außenschutzverglasung mußte dieses Erscheinungsbild des
Domes wesentlich verändern. Es gab deswegen aus ästhetischen
Gründen entschiedene Gegner der Außenschutzverglasung. Der
Vorschlag, die Glasgemälde ins Museumsdepot abzugeben und
sie durch Kopien zu ersetzen, ist erwähnenswert, konnte aber
aus verständlichen Gründen kein Beitrag zur Lösung des Pro-
blems sein. Er zeigt nur auf, wie radikal man zum Teil gegen ei-
ne Außenschutzverglasung ankämpfte.
Die für die Sicherungsmaßnahmen bestellte Gutachterkommis-
sion, der auch namhafte Experten aus dem benachbarten Aus-
land angehörten, widmete sich neben den technisch-
konservatorischen Problemen vornehmlich auch den Fragen der
Gestaltung.
Um die Wirkung der Außenschutzverglasung beurteilen zu kön-
nen, mußten Modellversuche am Objekt durchgeführt werden.
Der erste Versuch wurde an den Triforienfenstern des südlichen
Querhausgiebels gestartet. In der Vorstellung, daß eine kleintei-
lige Bleiverglasung, womöglich mit mundgeblasenen Gläsern,
für die Gestaltung wünschenswert wäre, wurden drei Fenster mit
Bleiverglasung nach den Bleirissen der dahinterliegenden Glas-
gemälde ausgeführt (Abb. 2).

Der optische Eindruck war zwar befriedigend, die Gutachter-
kommission war jedoch der Meinung, daß eine Bleiverglasung
der Funktion einer Außenschutzverglasung auf Dauer nicht ge-
nügen kann, weil sie sehr schnell wieder undicht sein und die
schädlichen Umwelteinflüsse damit nicht voll abhalten würde.
Es kamen also nur großflächige Industrieglasscheiben in Frage.
Gleichzeitig mit den Triforienfenstern des Südgiebels wurden
die Fenster des südlichen Nebenchores ausgebaut und mit Mu-
stern für die Außenschutzverglasung versehen. Für zwei Fenster
wurden unterschiedliche UV-absorbierende Gläser verwendet.
Die optische Wirkung des Sonnenschutzglases war katastro-
phal. Der Dom hatte sozusagen verspiegelte Brillengläser ver-
paßt bekommen. Der ungünstige Eindruck wurde noch dadurch
verstärkt, daß die Fenster nur durch die vorhandenen Quereisen
unterteilt waren. Alle Beteiligten waren sich einig, daß es so
nicht ginge.
Neben den Fenstern mit Sonnenschutzglas war noch ein Fenster
mit normalen gezogenen Fensterglasscheiben verglast. Die
Scheiben hatten aufgeklebte Bleisprossenteilungen in zwei Va-
rianten, einmal in Rauten, einmal in stehenden Rechtecken. Die
Gutachterkommission einigte sich auf die Ausführung mit der
Rechteckteilung als einem tragbaren Kompromiß.
So wurde schließlich 1974 mit dem ersten Abschnitt der Arbei-
ten an den Fenstern des Hauptchores begonnen. Die Außen-
schutzverglasung wurde mit 5 mm starken Float-Kristall-
glasscheiben mit aufgeklebten Bleisprossen in stehenden Recht-

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