Abb. 4. Vollständige außenseitige Oberflächenkorrosion mit lagenför-
migem Wetterstein (Regensburg, Dom).
sich drei Typen zuordnen, die im folgenden mit «Oberflächen-
korrosion», «Opakisierung» und «Krakelierung» bezeichnet
werden. Davon soll nur die Oberflächenkorrosion als häufigster
Schadenstypus ausführlicher dargestellt werden.
Oberflächenkorrosion
Die Oberflächenkorrosion läßt sich in ihren verschiedenen Sta-
dien an den Glasfenstern nachweisen; von ihr ist inzwischen fast
jedes mittelalterliche Fensterglas in situ betroffen. Diese Koro-
sion kann verallgemeinernd als chemische Auslaugung der Glas-
oberflächen durch den Kontakt mit schadstoffhaltigem Regen-
und Kondenswasser beschrieben werden. Gegenläufig zum Aus-
laugen der Alkalien (und des Kalziums) wird Wasser unter leich-
tem Aufquellen der Glasoberfläche aufgenommen3.
Frühe und mittlere Stadien der Korrosion sind durch kraterför-
mige Vertiefungen in die Glasoberfläche gekennzeichnet, den
sogenannten «Lochfraß»4.
Diese Korrosionsform ist auf einer Madonnenscheibe aus der
Pfarrkirche in Untermenzing (Abb. 1) deutlich ausgeprägt. Die
Lochfraßkorrosion geht mit ihrem Fortschreiten um so rascher
in Flächenkorrosion über, je stärker sich auf den korrodierten
Stellen der Glasoberfläche sekundäre Reaktionsprodukte, der
sogenannte «Wetterstein», abscheiden.
In Abb. 2 zeigt ein Ausschnitt aus dem Peter-Hemmel-Fenster
des Augsburger Domes Gläser von unterschiedlicher chemischer
Zusammensetzung und damit unterschiedlichem Korrosionsver-
halten: Der Typus der isolierten, sich vertiefenden Lochfraßkra-
ter mit nur geringer Wettersteinüberdeckung (das Glas der Bild-
mitte) ist in Mitteleuropa wesentlich seltener als der in Flächen-
korrosion bei geringem Tiefenfortschritt übergehende Typus
(Abb. 3). Bei letzterem sind im stark fortgeschrittenen Korro-
sionsstadium die Glasoberflächen vollständig von ihren sekun-
dären Zersetzungsprodukten mit Schichtdicken bis zu mehreren
Millimetern bedeckt (Abb. 4).
Nähere Aussagen zum Ablauf der Zerstörungsprozesse lassen
sich durch morphologische Untersuchungen der Glasoberflä-
chen für das Vor- und Frühstadium der Verwitterung bzw. der
Grenzzonen Glas/Wettersteinschicht für die fortgeschritteneren
Verwitterungsstadien gewinnen.
Lichtmikroskopische Aufsichten auf makroskopisch noch in-
takt scheinende Glasoberflächen zeigen häufig punktförmige
Zerstörungsstellen, die bevorzugt, jedoch nicht ausschließlich,
an mechanische Verletzungen (z.B. Kratzer) der Glasoberflä-
chen gebunden sind (Abb. 5). Auf Abb. 6 sind diese punktförmi-
gen geschädigten Stellen in ihrer Größen- und Lagerelation zu
einem Lochfraßkrater (Bildteil links oben) sichtbar. Sie begün-
stigen die seitliche Vergrößerung der Krater, die durch konzen-
Abb. 5. Mikroskopische Aufnahme einer Glasoberfläche im Frühsta-
dium der Verwitterung mit punktförmigen Defekten (hell). Vergröße-
rung 40fach.
Abb. 6. Mikroskopische Aufnahme einer Glasoberfläche mit einem
sich seitlich vergrößernden Korrosionskrater (links oben). Vergröße-
rung 70fach.
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migem Wetterstein (Regensburg, Dom).
sich drei Typen zuordnen, die im folgenden mit «Oberflächen-
korrosion», «Opakisierung» und «Krakelierung» bezeichnet
werden. Davon soll nur die Oberflächenkorrosion als häufigster
Schadenstypus ausführlicher dargestellt werden.
Oberflächenkorrosion
Die Oberflächenkorrosion läßt sich in ihren verschiedenen Sta-
dien an den Glasfenstern nachweisen; von ihr ist inzwischen fast
jedes mittelalterliche Fensterglas in situ betroffen. Diese Koro-
sion kann verallgemeinernd als chemische Auslaugung der Glas-
oberflächen durch den Kontakt mit schadstoffhaltigem Regen-
und Kondenswasser beschrieben werden. Gegenläufig zum Aus-
laugen der Alkalien (und des Kalziums) wird Wasser unter leich-
tem Aufquellen der Glasoberfläche aufgenommen3.
Frühe und mittlere Stadien der Korrosion sind durch kraterför-
mige Vertiefungen in die Glasoberfläche gekennzeichnet, den
sogenannten «Lochfraß»4.
Diese Korrosionsform ist auf einer Madonnenscheibe aus der
Pfarrkirche in Untermenzing (Abb. 1) deutlich ausgeprägt. Die
Lochfraßkorrosion geht mit ihrem Fortschreiten um so rascher
in Flächenkorrosion über, je stärker sich auf den korrodierten
Stellen der Glasoberfläche sekundäre Reaktionsprodukte, der
sogenannte «Wetterstein», abscheiden.
In Abb. 2 zeigt ein Ausschnitt aus dem Peter-Hemmel-Fenster
des Augsburger Domes Gläser von unterschiedlicher chemischer
Zusammensetzung und damit unterschiedlichem Korrosionsver-
halten: Der Typus der isolierten, sich vertiefenden Lochfraßkra-
ter mit nur geringer Wettersteinüberdeckung (das Glas der Bild-
mitte) ist in Mitteleuropa wesentlich seltener als der in Flächen-
korrosion bei geringem Tiefenfortschritt übergehende Typus
(Abb. 3). Bei letzterem sind im stark fortgeschrittenen Korro-
sionsstadium die Glasoberflächen vollständig von ihren sekun-
dären Zersetzungsprodukten mit Schichtdicken bis zu mehreren
Millimetern bedeckt (Abb. 4).
Nähere Aussagen zum Ablauf der Zerstörungsprozesse lassen
sich durch morphologische Untersuchungen der Glasoberflä-
chen für das Vor- und Frühstadium der Verwitterung bzw. der
Grenzzonen Glas/Wettersteinschicht für die fortgeschritteneren
Verwitterungsstadien gewinnen.
Lichtmikroskopische Aufsichten auf makroskopisch noch in-
takt scheinende Glasoberflächen zeigen häufig punktförmige
Zerstörungsstellen, die bevorzugt, jedoch nicht ausschließlich,
an mechanische Verletzungen (z.B. Kratzer) der Glasoberflä-
chen gebunden sind (Abb. 5). Auf Abb. 6 sind diese punktförmi-
gen geschädigten Stellen in ihrer Größen- und Lagerelation zu
einem Lochfraßkrater (Bildteil links oben) sichtbar. Sie begün-
stigen die seitliche Vergrößerung der Krater, die durch konzen-
Abb. 5. Mikroskopische Aufnahme einer Glasoberfläche im Frühsta-
dium der Verwitterung mit punktförmigen Defekten (hell). Vergröße-
rung 40fach.
Abb. 6. Mikroskopische Aufnahme einer Glasoberfläche mit einem
sich seitlich vergrößernden Korrosionskrater (links oben). Vergröße-
rung 70fach.
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