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Marschner, Hannelore; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Glaskonservierung: historische Glasfenster und ihre Erhaltung; internationales Kolloquium, München und Nürnberg, 29./30. Oktober 1984 — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 32: München: Lipp, 1985

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bemalten Verglasung unterhalb der Glasgemälde freigelassen
wurde. Das Reinigen des korrodierten Glases mit Hilfe des
Airbrasiv-Verfahrens hat das Erscheinungsbild dieses Fensters
wesentlich verbessert.
Das Fenster war nicht mit T - Trägern ausgestattet, sondern die
Scheiben wurden durch Bleizwischenstücke abgestützt; hier-
durch vereinfachte sich die Luftzirkulation zwischen den Glas-
gemälden und der Außenverglasung.

Zusammenfassung
Der äußere Schutz gegen die Verwitterung ist für die Erhaltung
von vielen mittelalterlichen Glasgemälden von ausschlaggeben-
der Bedeutung. Nur dann können auch zukünftige Generatio-
nen die Arbeit der mittelalterlichen Glasmaler bewundern und
sich für ihre großartigen Werke begeistern. Es ist zu hoffen, daß
das «York-System» einen kleinen Beitrag dazu leisten kann.


Abb. 1. Der Brand des Südquerschiffs des Münsters zu York am 9. Juli 1984.

Die Rose des Münsters von York
nach dem Brand am 9. Juli 1984
Aus aktuellem Anlaß möchte ich im Anschluß an mein Referat
berichten über den Brand im Münster von York und die Schä-
den, die die Rose im südlichen Querhaus dabei erlitten hat.
Bei diesem Großfeuer in den frühen Morgenstunden des 9. Juli
1984 wurde das mittelalterliche Dach des Südquerschiffes zer-
stört. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde der Brand in diesem
erst 1978 renovierten Teil des Münsters durch einen Blitzschlag
ausgelöst. Da das Feuer schnell um sich griff und deshalb die
Gefahr bestand, daß es sich auch auf andere Bereiche des Mün-
sters ausdehnen könnte, entschlossen sich die Brandmeister der
Feuerwehr, das Dach durch die Last des Löschwassers zum Ein-
sturz zu bringen.
Die einzigen Glasmalereien im Südquerschiff, die schwere Schä-
den davongetragen haben, sind die Fenster der Rose des frühen
16. Jahrhunderts, außerdem eine Darstellung des hl. Wilfried
aus dem 16. Jahrhundert in einem der großen Spitzbogenfenster
unterhalb der Rose.
Die Rose enthält Glasgemälde des frühen 16. Jahrhunderts, ge-

schaffen von anglo-flämischen Glasmalern, die sich in South-
wark bei London in der Regierungszeit von König Heinrich VII.
angesiedelt hatten. Der Durchmesser der Rose beträgt 7 m. Sie
wurde gestiftet zum Andenken an die Hochzeit von König Hein-
rich VII. mit Elisabeth von York im Jahre 1486, wodurch die
Häuser von York und Lancaster vereinigt worden waren. Die
Rose enthält 73 einzelne Felder. 1969/70 wurde die Rose neu
verbleit und beim Wiederaufbau Lord Scarborough gewidmet,
dem Verwalter des Münsters zu York, der die Instandsetzung des
Münsters in der Zeit von 1967 bis 1972 geleitet hat.
Eine Überprüfung der Rose nach dem Feuer führte zu der Fest-
stellung von Hunderten von Haarrissen, wobei im Laufe der
nächsten Tage die Anzahl der Risse noch deutlich zunahm. Bis
zum Ausbau der Rose nach Errichtung eines Baugerüsts erfolg-
ten tägliche Zustandskontrollen. Der Ausbau der Fenster erwies
sich als eine sehr schwierige Aufgabe wegen der Brüchigkeit des
Glases. Eine Kontaktklebefolie wurde auf die Außenseite des
Glases vor dem Entfernen aufgeklebt. Bis zum Ausbau des letz-
ten Feldes am 17. August ging so kein einziges Stück Glas
verloren.
Die einzelnen Felder sind jetzt in der Werkstatt des «York Gla-

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