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Marschner, Hannelore; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]
Glaskonservierung: historische Glasfenster und ihre Erhaltung; internationales Kolloquium, München und Nürnberg, 29./30. Oktober 1984 — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 32: München: Lipp, 1985

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Die untersuchten Gläser mit der dunklen Korrosionsschicht ha-
ben übliche chemische Zusammensetzungen (a, b, c). Die ge-
dunkelten Schichten selbst sind von Glas zu Glas sehr unter-
schiedlich zusammengesetzt. Mangan ist in allen drei Fällen ge-
genüber dem Kompaktglas deutlich angereichert und liegt ver-
mutlich in Form stark färbender Oxide bzw. Oxidhydrate vor.
Höchstwahrscheinlich verursachen sie die fast vollständige
Lichtabsorption. Das hell herausleuchtende Grünglas der Blatt-
rosetten erwies sich als hoch PbO-haltig (d). Die auch auf die-
sem Glas vorhandene, jedoch nicht gedunkelte Schicht besteht
zum größten Teil aus Bleisulfat.
Bei der Suche nach einer Möglichkeit zur Wiederaufhellung er-
wies sich die von S. Fitz (A New Method of Cleaning Browned
Medieval Glass, in: ICOM Committee for Conservations, 6th
Triennial Meeting, Ottawa 1981) vorgeschlagene Reduktion mit
25 %iger wässriger Hydrazinhydratlösung als am besten ge-
eignet.
Die bisher lediglich an kleinen Stücken im Labormaßstab er-
probte Methode wurde an zwei Feldern (nll la, nll 1c) der Kir-
che Marienstern in unausgebleitem Zustand versuchsweise an-
gewendet, wobei das gesamte Schwarzlot in einer arbeitsauf-
wendigen Vorbehandlung mit Paraloid bzw. Bienenwachs abge-
deckt wurde, um eine ungewünschte Farbänderung zu
vermeiden. Zuvor war in Versuchen an Bruchstücken abgesi-

chert worden, daß die Hydrazinbehandlung keine die Glasmale-
reien schädigende Nebenwirkungen hervorruft. Resultat der
Hydrazinbehandlung war eine durchgehende Aufhellung der
Gläser, die jetzt dem durchschnittlichen Erhaltungszustand mit-
telalterlicher Scheiben entsprechen. Die Farben der Gläser sind
ohne Ausnahme wieder sichtbar. Die Zeichnung ist im Durch-
licht klar erkennbar (S. 77, Abb. 8). Beide Testfelder sind wieder
eingesetzt. Um den Fortgang des Korrosionsprozesses weit-
gehend einzuschränken, muß eine isotherme Außenschutzver-
glasung installiert werden.
Die bisherigen Untersuchungen am hydrazinbehandelten Glas
ergaben keine Hinweise auf unerwünschte Nebenwirkungen
zum Schaden der wertvollen Objekte. Unter dem Lichtmikro-
skop erkennt man keine Unterschiede zwischen den Strukturzu-
ständen vor und nach der Behandlung. Auch im Rasterelektro-
nenmikroskop erscheint bei 1000 facher Vergrößerung die Ober-
flächenbeschaffenheit unverändert. Ein Test auf das chemische
Verhalten hydrazinbehandelter Probestücke bei einer anschlie-
ßenden Wasserlagerung verlief ebenfalls günstig. Aus der Ober-
fläche wurde nicht mehr Alkali ausgelaugt als bei unbehandel-
ten Vergleichsproben. Die Gesamtheit der Versuche gestattet ei-
ne erste positive Aussage zur Unbedenklichkeit der Methode.
Nach weiteren Untersuchungen soll entschieden werden, ob der
gesamte Bestand der Kirche Marienstern in dieser Weise restau-
riert werden kann.

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