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Archenholz, Johann Wilhelm von
England und Jtalien (Ersten Bands 2ten Theil): [England] — Leipzig: [Verlag nicht ermittelbar], 1786 [VD18 90954289]

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https://doi.org/10.11588/diglit.68021#0168
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Z9r Dreyzehriter Abschnitt.
volles Nachspiel folgte wobey manchmal einige
hundert Personen gebraucht werden. Die Oeko-
nomie , die bey fast allen Theatern Europrns prä-
sidjrt ist hier blos Gefährtin, und zwar eine un-
sichtbare Gefährtin, deren Gegenwart sich nir-
gends vcrräth. Wenn daher solcher Theaterpomp
auf unfern deutschen Bühnen ins Lächerliche und
Kindische fallt, so ist cs ganz anders in London, wo
z. B. das feyerlkhe Leichenbegängniß der Julie die
höchste Illusion verschafft.
Eine große Anzahl Mönche von allen Farben,
weiße, schwarze und braune, begleiten mit Kreuzen
und Wachskerzen, mit Sang und Klang den Leich-
nam zur Kirche, der nach dem italienischen Gebrauch
jn einem offenen Sarge liegt, wobey das Trauer'
geläute mit einer großen Glocke eine ausserordentliche
Wirkung thut. Zu den sonderbaren Schauspielen,
hie man auf dem englischen Theater sicht, gehört
auch die berühmte Bettleropcr des Gay, worum
eine ganze Schaar lüderlicher Mädchen auftritt.
Das englische Theater hat viele Eigenheiten,
Hierunter gehören folgende: Es findet kejnl Abon.
uement Statt, selbst der König bezahlt jedesmal,
wenn er die Schauspiele besucht. Dieses ist gewöhnlich
einmal die Woche, wofür die Kaffe scchszehn
Guineen erhält. Er geht wechselweise in beide
Theater, wo er, nach der Lage der öffentlichen Ange-
legenheiten, mit mehr oder weniger Händeklatschen
empfangen wird; eine Complimeutirart welche die
königliche Familie nut tiefen Verbeugungen erwie-
dert. Die Logen, worinnen sie sich befindet, sind
prächtig verziert, allein nur für einen Abend gcmiethct,
 
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