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ohne Einfluss gewesen: aber die charakteristische Verbindung der
Hände mit den an Helios gerichteten Exsecrationen, von denen aus,
wie Jahn wohl erkannte, die gesammte Anwendung dieses Emblems
auf Inschriftsteinen sich erklären lässt, legt auch hier die Annahme
sinnverwandter Symbolik, die, wie eine halbverstandene Formel, aus
dem Orient übernommen sein mochte, sehr nahe.
Indessen wie dem sei, wir sind vollauf berechtigt, auch Bronze-
hände, wie die auf Taf. IH unter 3, 4, mögen die Finger nun straff
oder lässig ausgestreckt sein, für Votivnachbildungen entsprechend
geformter und im Gebrauch bewährter Amulete zu halten. Schon
Jahn hat S. 53 für die Verwendung ähnlicher Hände als Amulete
Glauben an die fascinirende Kraft der verschiedenartig geschlossenen Hand, auch der
fica, walten offenbar die gleichen Vorstellungen vom Zauber des Bindens, wie sie
am Bestimmtesten in der Sage von den mit verschränkten Händen die Geburt des
Herakles hemmenden Moiren hervortreten (vgl. Böttiger kl. Sehr. I 80 ff., Welcker
kl. Sehr, in 191, 12), aber auch sonst in der praktischen Symbolik der Hände sich
sehr mannigfaltig äussern. Lehrreich hiefür ist Plin. h. n. 28, 59, wozu die Bemer-
kung 28, 25 hinzuzunehmen: pollices, cum faveamus, premere eliam proverbio iubemur;
denn das favere bedeutet eben nur ein Binden feindseliger Macht. Vgl. auch Panzer
Beitr. zur deutschen Myth. II 346 f., Köhler Anmerk. zu d. sicil. Märchen ges. v. L. Gon-
zenbach II S. 210, Pitre Novelle e fiabe I p. XCV f. Bei den einzeln ausgestreckten
Fingern dürfte die feindselige Eichtung und die Dreizahl das Wesentliche sein; damit
konnten, wie die fest zusammengeschlossene Hand durch die Verschränkung zur
fica verstärkt wird, bezeichnende Figuren kombinirt werden, so namentlich die corna.
Die vertical vorgestreckte flache Hand drückt das aversari, avverwncare, abominari
aus, woran auch Stephani durch die Hände auf den Steinen mit Verwünschungs-
formeln erinnert wurde; indessen ist bei dieser Geberde doch die energische Be-
wegung als Ganzes das Wesentliche. Vgl. Quint. XI 3, 114 aversis in sinistrum
palmis abominamur, was gut vergegenwärtigt wird durch das Bild Qiorn. di Pompei
1862 tav. 9. Auch die entsprechende Bewegung der Rechten allein ist mimischer
Ausdruck des abominari, eine Geberde, die für die Darstellung des die Liebe der
Phaedra entrüstet abweisenden Hippolytos so typisch geworden, dass die Scene, zu
einem Brustbild in Medaillonform abgekürzt, mit Hilfe dieses Gestus kenntlich ge-
macht werden konnte: vgl. Heibig Wandgem. n. 1247. An einem bekannten Drei-
fuss aus Pompei (bei Barre Herc. et Pomp. VIH 57, Catal. de Mus.'naz., racc. pornogr.
S. 17 n. 206) fungiren als Träger drei Satyrn, die ithyphallisch sind und die flache
1. Hand mit dem Gestus des abominari vorstrecken; sie sollen das heilige Geräth
apotropaeisch schützen. Die gleiche Geberde macht wohl auch die mit ungeheuerem
Phallus versehene Thonpuppe in Stephani's Compte rendu 1873 Taf. 2, 6, die hier,
nach wahrscheinlich prophylaktische Bestimmung zu erfüllen hatte. Jorio la mimica
degli antichi S. 210 registrirt aus der modernen Geberdensprache der Neapolitaner:
braccio disteso e palma verticale, diretta verso la persona che ai minaccia. Wie weit
das Zeugniss des Servius zu Aen. IV 58, es werde durch erecta manus die Fülle
(nihil urbi deesse) bezeichnet, verlässlich sein möge, weiss ich nicht zu sagen.
ohne Einfluss gewesen: aber die charakteristische Verbindung der
Hände mit den an Helios gerichteten Exsecrationen, von denen aus,
wie Jahn wohl erkannte, die gesammte Anwendung dieses Emblems
auf Inschriftsteinen sich erklären lässt, legt auch hier die Annahme
sinnverwandter Symbolik, die, wie eine halbverstandene Formel, aus
dem Orient übernommen sein mochte, sehr nahe.
Indessen wie dem sei, wir sind vollauf berechtigt, auch Bronze-
hände, wie die auf Taf. IH unter 3, 4, mögen die Finger nun straff
oder lässig ausgestreckt sein, für Votivnachbildungen entsprechend
geformter und im Gebrauch bewährter Amulete zu halten. Schon
Jahn hat S. 53 für die Verwendung ähnlicher Hände als Amulete
Glauben an die fascinirende Kraft der verschiedenartig geschlossenen Hand, auch der
fica, walten offenbar die gleichen Vorstellungen vom Zauber des Bindens, wie sie
am Bestimmtesten in der Sage von den mit verschränkten Händen die Geburt des
Herakles hemmenden Moiren hervortreten (vgl. Böttiger kl. Sehr. I 80 ff., Welcker
kl. Sehr, in 191, 12), aber auch sonst in der praktischen Symbolik der Hände sich
sehr mannigfaltig äussern. Lehrreich hiefür ist Plin. h. n. 28, 59, wozu die Bemer-
kung 28, 25 hinzuzunehmen: pollices, cum faveamus, premere eliam proverbio iubemur;
denn das favere bedeutet eben nur ein Binden feindseliger Macht. Vgl. auch Panzer
Beitr. zur deutschen Myth. II 346 f., Köhler Anmerk. zu d. sicil. Märchen ges. v. L. Gon-
zenbach II S. 210, Pitre Novelle e fiabe I p. XCV f. Bei den einzeln ausgestreckten
Fingern dürfte die feindselige Eichtung und die Dreizahl das Wesentliche sein; damit
konnten, wie die fest zusammengeschlossene Hand durch die Verschränkung zur
fica verstärkt wird, bezeichnende Figuren kombinirt werden, so namentlich die corna.
Die vertical vorgestreckte flache Hand drückt das aversari, avverwncare, abominari
aus, woran auch Stephani durch die Hände auf den Steinen mit Verwünschungs-
formeln erinnert wurde; indessen ist bei dieser Geberde doch die energische Be-
wegung als Ganzes das Wesentliche. Vgl. Quint. XI 3, 114 aversis in sinistrum
palmis abominamur, was gut vergegenwärtigt wird durch das Bild Qiorn. di Pompei
1862 tav. 9. Auch die entsprechende Bewegung der Rechten allein ist mimischer
Ausdruck des abominari, eine Geberde, die für die Darstellung des die Liebe der
Phaedra entrüstet abweisenden Hippolytos so typisch geworden, dass die Scene, zu
einem Brustbild in Medaillonform abgekürzt, mit Hilfe dieses Gestus kenntlich ge-
macht werden konnte: vgl. Heibig Wandgem. n. 1247. An einem bekannten Drei-
fuss aus Pompei (bei Barre Herc. et Pomp. VIH 57, Catal. de Mus.'naz., racc. pornogr.
S. 17 n. 206) fungiren als Träger drei Satyrn, die ithyphallisch sind und die flache
1. Hand mit dem Gestus des abominari vorstrecken; sie sollen das heilige Geräth
apotropaeisch schützen. Die gleiche Geberde macht wohl auch die mit ungeheuerem
Phallus versehene Thonpuppe in Stephani's Compte rendu 1873 Taf. 2, 6, die hier,
nach wahrscheinlich prophylaktische Bestimmung zu erfüllen hatte. Jorio la mimica
degli antichi S. 210 registrirt aus der modernen Geberdensprache der Neapolitaner:
braccio disteso e palma verticale, diretta verso la persona che ai minaccia. Wie weit
das Zeugniss des Servius zu Aen. IV 58, es werde durch erecta manus die Fülle
(nihil urbi deesse) bezeichnet, verlässlich sein möge, weiss ich nicht zu sagen.