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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Domaszewski, Alfred von; Hauser, Alois; Schneider, Robert von: Ausgrabungen in Carnuntum, [6]: 1885
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0047
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unregelinässig geführter Mauerzüge, gleicherzeit wurden an dieser
Stelle im GanzeD 24 Steinsarkophage und zwei Ziegelgräber auf-
gedeckt. Die Stellung der Sarkophage zeigt nur zunächst den
beiden rechteckigen Räumen eine gewisse Regelmässigkeit, die
übrigen Gräber sind planlos vertheilt, ein Sarkophag sogar unmittel-
bar auf die darunter durchgehende Mauer gestellt. Unter allen diesen
Steinsärgen 7 welche wenigstens durch ihre Zahl der Oertlichkeit
erhöhte Bedeutung geben, ragten aber zwei durch reichere Aus-
stattung und bedeutungsvolle Merkmale vor den übrigen hervor.
Es sind dies die auf Taf. V mit I und II bezeichneten. Während
die übrigen je aus einem Stücke Stein ausgehöhlt, schmuck- und
inschriftlos sind, waren die beiden bezeichneten aus Steinen zu-
sammengestellt, welche sichtlich andere Bestimmung hatten und sei
es als Grabsteine oder Reliefstücke vor ihrer Verwendung zur Bil-
dung dieser Sarkophage schon anderwärts Verwendung fanden.
Sarkophag I war an seiner östlichen Stirnseite von einer Platte
gebildet, an deren nach aussen gekehrten Seite Brustbilder en face
in Relief ausgearbeitet sind (unten S. 38 n. 1). Bei der Blosslegung
dieses Steines trat die ganze Arbeit reich polychromirt zu Tage,
doch verschwanden die Farben, nachdem der Stein kurze Zeit der
Luft ausgesetzt war. Die nördliche Seitenwand wurde von einem
Schriftsteine gebildet (oben S. 27 n. 14). Sarkophag II bestand
ausser aus glatten Steinen aus zwei Inschriftsteinen (oben S. 27
n. 15. 16) und einem Relieffragmente, der Darstellung eines löwen-
köpfigen Seeungeheuers und einer Nereide (unten S. 39 n. 4). Auch
an dieser Gräberstätte werden die Grabungen im nächsten Sommer
fortgesetzt werden, um das ganze Todtenfeld aufzudecken und nach
der eventuell vorbeiziehenden Strasse, die bis jetzt nicht gefunden
wurde, zu suchen.

An allen drei Grabungsstellen wurden über 400 lose liegende
Fundstücke, wie Inschriftsteine, Inschriftfragmente, Sculpturreste,
Münzen, Waffen, Terrasigillatascherben, Thon- und Glasgefässe, eine
goldene Spange, Würfel und Brettspielsteine u. s. w. gesammelt
und in das Museum des Vereines „Carnuntum" in Deutsch-Altenburg
gebracht.

ALOIS HAUSER
 
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