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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 17.1894

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Zingerle, Josef: Über die Glaukos-Polyeidosvase des Sotades
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https://doi.org/10.11588/diglit.12276#0137

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diese nicht auf Felsboden aufgebaut sind (vergl. Kuppelgrab von
Menidi p. 43).

Räthselhaft ist die Bestimmung- des als Bekrönung des Grabbaues
aufgesetzten Dreifusses. Denkbar wäre es, dass er als mantisches
Geräth Beziehung auf den Seher Polyeidos haben sollte, der ja ebenfalls
im Baue begraben ist; der sinnige Brauch den Beruf des Todten aut
seinem Grabmale anzudeuten kehrt ja, vom Ruder auf dem Grabe des
Elpenor angefangen, bis zur Zeit, wo die bildlich verzierten Grabauf-
sätze nüchternen Steinmalen weichen, in reizvoller Abwechslung immer
wieder.

Dem Sepulcralgebrauche seiner Zeit konnte der Maler seine Grab-
därstellung nicht entlehnen; dieser würde ihn eher auf eine Grabkammer
geführt haben. AVenn er die Scene in ein Kuppelgrab verlegt, so muss
wie bei der Antigone- und Danaesage der Stoff der Sage selbst den
Anhaltspunkt dazu geliefert haben. Und die Sage führt ja in eben jene
Zeit des Minos zurück", in die wir die Errichtung der Kuppelgräber
verlegen dürfen.

Ein weiterer Grund dafür, dass der Maler den Moment unmittelbar
vor der Erweckung des Glaukos festhalten wollte, ergibt sich aus der
Haltung des Polyeidos. Um in Besitz des Wunderkrautes zu gelangen,
muss er erst die beiden Schlangen verscheuchen. Er thut dies, indem
er mit der Kochten seinen Stab zum Stosse bereit hält; gleichzeitig
beugt er sich vor, um mit der vorgestreckten Linken in Besitz des
Belebungsmittels zu gelangen.

In allen Beziehungen zeigt sich, wie fein die Darstellung durch-
dacht und wie glücklich dafür derjenige Moment der Handlung
gewählt war, in welchem sich in der That alle Theile des Mythos zu
einem wirkungsvollen Ganzen vereinigen.

W i e n.

JOSEF ZIXGERLE
 
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