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mit den grossen Fragen vom Tod und Jenseits beschäftigen oder zu
ihnen in Beziehung' stehen.
Zu berühren ist noch die Nacktheit der Alten, die im Formen-
schatz des 5. Jahrhunderts auffällig ist. Schon die Art der Strafe bringt
sie mit sich, und sie bedeutet eine Schändung. Auch ist es alter Glaube,
dass die Bewohner des Todtenreiches nackend dahin kommen. Im alt-
babylonischen Epos von der Höllenfahrt der Istar muss die Göttin ihre
Gewandung am Eingange in die Unterwelt zurücklassen. Im platonischen
Mythos von den Dingen nach dem Tode (Gorgias p. 523 ff.) ist es Zeus
Befehl, dass die Todten nackt gerichtet werden; und man darf sich
an moderne Fegfeuerdarstellungen erinnern, wo sich der Volksglaube
die „armen Seelen" nackt in Menschengestalt im Flammenmeer gestraft
und geläutert denkt. Es ist müssig, sich bei solchen einfachen Völker-
gedanken, die durch die ganze Welt gehen und unter gleichen Bedin-
gungen sich immer neu erzeugen, um Herstellung von historischen
Zusammenhängen zu bemühen. Diese Seitenwege kann ich hier nicht weiter
verfolgen, ich hoffe in anderem Zusammenhange darauf zurückzukommen.
Dass die alte Komödie solche Stoffe, wie ich sie hier voraussetze, bei
Hadesfahrten behandelte, ist bekannt (Dieterich a. a. 0. p. 71. 78; Rohde,
Psyche p. 289 Anm. 2). Wir wissen jetzt auch, worauf ihr Spott gemünzt
war, natürlich nicht auf das Jenseits, wie es im altehrwürdigen Glauben
der Väter lebte, sondern — es ist dies eines der gesicherten Ergeltnisse
von Dieterichs ausgezeichneten Untersuchungen -— wie es sich jene
orphisch-pythagoiaeischen Kreise ausmalten, welche seit dem 6. Jahr-
hundert immer mehr an Boden gewinnen. Die haben auch jene bestimmten
Straftypen der Hölle ausgebildet, wovon wir ein Beispiel auf unserem
Vasenbilde sehen. Nun beachte man das Zusammentreffen aller äusseren
Umstände. Technik und Stil verweisen das Gefäss ungefähr in die
Mitte des 5. Jahrhunderts. Das ist die Zeit, wo die neue religiöse Be-
wegung schon weite Kreise ergriffen hat, indess der altgläubige Ari-
stophanes die Schale seines Spottes über diese frommen Brüder aus-
giesst, die reinigend und sühnend durch das Land ziehen,3j die allein
die Freuden des Jenseits in Pacht haben und alle die Ungeweihten im
Höllenpfuhl verderben lassen.
Ich fasse zusammen: Einen Hinweis auf den Jenseitsglauben der
orphisch-pythagoraeischen Bündler gibt das Vasenbild selbst; anderer-
seits steht fest, dass die gleichzeitige Komödie denselben zur Ziel-
3j Dieterichs Erklärung der Mysterienscene in den Ne<peXac (Rhein. Mus. XLVIII
p. 275 ff.) halte ich durch die neuerdings von Maass (Orpheus p. 111 ff.) vorge-
brachten Einwände nicht für erschüttert.
mit den grossen Fragen vom Tod und Jenseits beschäftigen oder zu
ihnen in Beziehung' stehen.
Zu berühren ist noch die Nacktheit der Alten, die im Formen-
schatz des 5. Jahrhunderts auffällig ist. Schon die Art der Strafe bringt
sie mit sich, und sie bedeutet eine Schändung. Auch ist es alter Glaube,
dass die Bewohner des Todtenreiches nackend dahin kommen. Im alt-
babylonischen Epos von der Höllenfahrt der Istar muss die Göttin ihre
Gewandung am Eingange in die Unterwelt zurücklassen. Im platonischen
Mythos von den Dingen nach dem Tode (Gorgias p. 523 ff.) ist es Zeus
Befehl, dass die Todten nackt gerichtet werden; und man darf sich
an moderne Fegfeuerdarstellungen erinnern, wo sich der Volksglaube
die „armen Seelen" nackt in Menschengestalt im Flammenmeer gestraft
und geläutert denkt. Es ist müssig, sich bei solchen einfachen Völker-
gedanken, die durch die ganze Welt gehen und unter gleichen Bedin-
gungen sich immer neu erzeugen, um Herstellung von historischen
Zusammenhängen zu bemühen. Diese Seitenwege kann ich hier nicht weiter
verfolgen, ich hoffe in anderem Zusammenhange darauf zurückzukommen.
Dass die alte Komödie solche Stoffe, wie ich sie hier voraussetze, bei
Hadesfahrten behandelte, ist bekannt (Dieterich a. a. 0. p. 71. 78; Rohde,
Psyche p. 289 Anm. 2). Wir wissen jetzt auch, worauf ihr Spott gemünzt
war, natürlich nicht auf das Jenseits, wie es im altehrwürdigen Glauben
der Väter lebte, sondern — es ist dies eines der gesicherten Ergeltnisse
von Dieterichs ausgezeichneten Untersuchungen -— wie es sich jene
orphisch-pythagoiaeischen Kreise ausmalten, welche seit dem 6. Jahr-
hundert immer mehr an Boden gewinnen. Die haben auch jene bestimmten
Straftypen der Hölle ausgebildet, wovon wir ein Beispiel auf unserem
Vasenbilde sehen. Nun beachte man das Zusammentreffen aller äusseren
Umstände. Technik und Stil verweisen das Gefäss ungefähr in die
Mitte des 5. Jahrhunderts. Das ist die Zeit, wo die neue religiöse Be-
wegung schon weite Kreise ergriffen hat, indess der altgläubige Ari-
stophanes die Schale seines Spottes über diese frommen Brüder aus-
giesst, die reinigend und sühnend durch das Land ziehen,3j die allein
die Freuden des Jenseits in Pacht haben und alle die Ungeweihten im
Höllenpfuhl verderben lassen.
Ich fasse zusammen: Einen Hinweis auf den Jenseitsglauben der
orphisch-pythagoraeischen Bündler gibt das Vasenbild selbst; anderer-
seits steht fest, dass die gleichzeitige Komödie denselben zur Ziel-
3j Dieterichs Erklärung der Mysterienscene in den Ne<peXac (Rhein. Mus. XLVIII
p. 275 ff.) halte ich durch die neuerdings von Maass (Orpheus p. 111 ff.) vorge-
brachten Einwände nicht für erschüttert.