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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 9.1893

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8. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.35082#0135
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Litteratur.
Motive der Deutschen Architektur des 16., 17. und 18. Jahrhunderts,
in historischer Anordnung herausgegeben von A. Lambert und E. Stahl,
mit Text von H. E. von Berlepsch. II. Abteilung. Barock und
Rokoko. 1650—1800. 100 Tafeln Gross-Folio, nebst einer historischen
Einleitung und erläuterndem Text. Stuttgart, Verlag von J. Engelhorn. 1893.
Was früher von der ersten Abteilung gesagt werden konnte, ist auch
bei der jetzt abgeschlossenen zweiten Abteilung zutreffend, dass die Aus-
wahl der Motive eine glückliche und den behandelten Architekturabschnitt
übersichtlich zur Darstellung bringende ist. Die meisterhaft gezeichneten
Blätter bieten eine Fülle von Einzelnheiten aus Wien, Prag, München,
Stuttgart, Würzburg, Mainz, Dresden, Berlin, Potsdam, Basel, Zürich, Bern etc.
und gewähren der vielfach in ähnlichen Formenkreisen sich bewegenden
zeitgenössischen Architektur fruchtbringende Anregung.
Ganz besonders aber ist zu empfehlen, sich die Mühe des Studiums
des beigegebenen Textes nicht gereuen zu lassen, welchen der beschäftigte
Architekt in den meisten Fällen zu überschlagen geneigt ist. Der Verfasser
erbringt darin den interessanten Nachweis der Wechselbeziehungen zwischen

dings auch im inneren Ausbau vollendet, und es ist ein dankenswertes
Unternehmen der Verlagshandlung, welches uns einen Einblick in ihre
reichdekorierten Räume gestattet.
Das vorliegende Werk gibt in vollendet schönen Lichtdrucken die
ornamentalen Details der Vestibül-, Treppen- und Saaldecken wieder, welche
sämtlich mit Stuckdekorationen im Stile der Hochrenaissance — in der Weise
der Decken der vatikanischen Loggien — geschmückt sind. Das Ornament
ist meisterhaft erfunden, zeigt reichste Abwechselung und ist mit aus-
nehmender Sorgfalt modelliert, die figürlichen Teile von Meistern ersten
Ranges geschaffen. Für Architekten, Dekorationsbildhauer und Kunst-
gewerbeschulen bildet das Werk eine reiche Fundstätte anregender Ideen.
Im engen Anschluss hieran ist zu nennen:
Figuraler Schmuck im Kuppelraume und dem Stiegenhause des
k. k. Kunsthistorischen Hofmuseums in Wien. Ausgeführt von Joh.
Benk, Karl Kundmann und Rud. Weyr. Wien, Kunstverlag von
Anton Schroll & Cie. 1892.
Diese Veröffentlichung bildet eine Fortsetzung der vorhergehenden.
Beide gehören eigentlich zusammen. Während im ersteren Werke das
Ornament in den Vordergrund tritt, sehen wir hier die dekorative Plastik

dem von Italien aus stattfindenden Vordringen des Barockstils und dem
Erfolge der Gegenreformation. Er zeigt, dass das Barock nicht, wie früher
die Renaissance, in ihren Anfängen, sondern

als Schmuck von Bogenzwickeln, Lünetten und Friesen in geistreichen
Kompositionen vertreten. Neben klassisch geformten Zwickelfiguren von
K. Kundmann, welcher dasselbe Grundmotiv

in Form von völlig fertigen und durchge-
bildeten Anlagen auf deutschen Boden über-
tragen wurde, und dass als Ausgangspunkt
dieser Bewegung die Stadt Rom angenommen
werden muss, derselbe Centralpunkt, von dem
die Gegenreformation ihren Ausgang nahm.

Einige Skizzen, Projekte und ausge-
führte Bauwerke von Otto Wagner,
Architekt und k. k. Baurat in Wien.
Wien, Kunstverlag von Anton Schroll
& Cie. 1892.
Die Zahl der in künstlerischer Eigen-
art und unbekümmert um die Tagesmode
schaffenden Architekten ist verschwindend
klein. Wenige sind auch in der Lage, ein
gewähltes Ideal zu pflegen und dem vor-
gesteckten Ziele unentwegt nachzustreben.
Je seltener die Grundbedingungen eines
solchen Schaffens in einer geeigneten Per-
sönlichkeit Zusammentreffen, um so erfreu-
licher wirkt in der Flut der architektoni-
schen Erzeugnisse des Büchermarktes eine
Erscheinung der vorliegenden Art, welche
in vornehmstem Gewände das Resultat der


in geistreichem Wechsel immer neu ge-
staltet, erregen die mehr naturalistisch ge-
formten Basreliefs von J. Benk unsre Be-
wunderung. Den grössten Anteil hat Rudolf
Weyr in seinen lebensvoll komponierten
Friesen und den prächtigen Frauengestalten,
welche als Karyatiden die Fenster der
Kuppeldecke umrahmen.
Dieser ganze, mit ungewöhnlich reichen
Mitteln durch Kräfte ersten Ranges ge-
schaffene plastische Schmuck findet gegen-
wärtig kaum seinesgleichen und ist in hohem
Grade geeignet, als Studienmaterial für
Kunst- und Kunstgewerbeschulen, Bildhauer
und Architekten zu dienen.

Moderne Wiener Grabdenkmäler. Die
künstlerische Ausschmückung der Wiener
Friedhöfe durch Werke der Bildhauer
Joh. Benk, Joh. Kalmsteiner, Karl Kund-
mann, J. Lax, H. Natter, E. Pendl,
P. Rummel, A. Schmidgruber, Stefan
Schwartz, Wilh. Leib, Victor Tilgner,
Rud. Weyr etc., mit einem Vorwort von

reifsten Schaffensperiode eines Baukünstlers
gleichsam als Memoirenwerk darbietet.
Als ein in der vorbeschriebenen Weise
schaffender Künstler ist Otto Wagner in
Wien seit langer Zeit bekannt, und seine
Arbeiten haben bei grossen Wettbewerben
und auf Ausstellungen vielfach berechtigtes
Aufsehen erregt. Wagner hat sich mit vollem
Bewusstsein, wie er in der kurzen Vorrede selbst sagt, der Pflege einer ge-
wissen freien Renaissance -— mit Berücksichtigung moderner Verhältnisse und
Errungenschaften der Technik — hingegeben, und es stets verschmäht, von
diesem von ihm als richtig anerkannten Wege abzuweichen. Seine Entwürfe
zeigen doshalb ein ungewöhnlich einheitliches Gepräge, und es ist be-
wunderungswürdig, wie er trotzdem niemals in Wiederholungen verfällt, viel-
mehr die jeweils gestellte Aufgabe mit immer neuen Mitteln selbständig zu
gestalten versteht. Dabei liegt der Schwerpunkt seines Könnens nach der
dekorativen Seite der monumentalen Kunst, welche er wie wenige zu be-
handeln versteht. Die meist in vorzüglicher Federzeichnung dargestellten
Blätter sind von der Verlagshandlung in Kupferlichtdruck vervielfältigt und
heben sich von den meisten andern Publikationen durch ungewöhnliche
Noblesse der Erscheinung ab. — In zwei Bänden mit zusammen 63 Tafeln
bietet der Verfasser Entwürfe zu Festdekorationen, grossen Monumentalbauten
und hervorragenden Konkurrenzen, von denen nur diejenigen zum deutschen
Reichstagshause, zur Amsterdamer Börse und einem Parlamentsgebäude in
Budapest, sowie einem Idealprojekt »Artibus« Erwähnung finden mögen.
Der Verlagshandlung ist Glück zu wünschen zur Acquisition eines
so selten schönen Werkes, und jedem künstlerisch strebenden Architekten
kann die Erwerbung desselben aufs angelegentlichste empfohlen werden.

Als weitere bedeutungsvolle Werke aus demselben Kunstverlage nennen wir:
Ausschmückung des Interieurs des k.k. Kunsthistorischen Hofmuseums
in Wien, vom Architekten Karl Freiherr von Hasenauer. 30 Blatt
Lichtdruck. Wien, Kunstverlag von Anton Schroll & Cie. 1892.
Nachdem die Hofmuseen in ihrer äusseren Gestaltung jahrelang Gegen-
stand allgemeiner Bewunderung gewesen waren, sind diese Gebäude n'eue'r-

Dr. Albert Ilg, Direktor an den Samm-
lungen des Allerhöchsten Kaiserhauses.
Wien, Kunstverlag von Anton Schroll
& Cie. 1891.
Die lange Reihe glänzender Aufgaben,
welche der Architektur und Plastik seit
Jahrzehnten in Wien gestellt wurden, haben
eine Elite von Künstlern dort versammelt, deren Einfluss auch auf den
Schmuck der Friedhöfe nicht ohne Wirkung geblieben ist. Ihre vornehmsten
Werke im Dienste des Totenkultus zu zeigen ist Aufgabe der vorliegenden
Lichtdrucktafeln. Es sind beinahe durchweg vornehme und mehr oder
weniger umfangreiche Schöpfungen vertreten, welche allerdings für die
gewöhnliche Grabsteinfabrikation keine Vorbilder abgeben, die aber zeigen,
in welch verschiedener Weise eine derartige Aufgabe poesievoll gelöst
werden kann, wenn bei vorhandenen Mitteln die geeigneten Kräfte mit
Durchführung derselben betraut werden.
Als Anregung für entwerfende Künstler und für Kunstfreunde sei
deshalb das Werk aufs wärmste empfohlen.

Rahmen. Eine Auswahl aus der Sammlung des k. k. Österreichi-
schen Museums auf 50 Tafeln Lichtdruck, herausgegeben von Jacob
von Falke, Direktor. Wien, Kunstverlag von Anton Schroll & Cie.
1892.
Der Reichtum des österreichischen Museums an den besten Vorbildern,
sowie der Name des Herausgebers, der in meisterhafter Einleitung den
Begriff des Rahmens definiert und seine Entwickelung vom Mittelalter bis
zur Neuzeit schildert, bürgt für den gediegenen Inhalt dieses schönen
Werkes, das alle Gattungen des Rahmens umfasst und eine überaus reiche
Vorbildersammlung für Holzbildhauer und Stuccateure bildet. Besonders
zahlreich und in den mannigfaltigsten Formen sind die zu allen Zeiten
tonangebenden italienischen Rahmen vertreten, welche in immer wieder
neuen Formen das Auge entzücken.
Keine Kunstgewerbeschule wird nach unsrer Ansicht das Werk ent-
behren können.

Ilmillllf- 1 f t I f M 1 ? 'H
Grundriss der Villa Iffelenenfels in Marienthal-
Sclireiberhau im Riesengebirge; erbaut von
Brost & Grosser, Architekten in Breslau.

Für die Redaktion verantwortlich Baurat Carl Weigle in Stuttgart.
 
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