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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 16.1900

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4. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.42098#0023
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so war der verbleibende Raum
minimal. Es wurde deshalb die
Treppe als Wendeisteig von sehr
angenehmem Steigungsverhältnis
angelegt, daneben wurde noch
der Aufzug für Lasten unterge-
bracht. Der Personenfahrstuhl
liegt neben der in Kunststein mit
verzierten Untersichten herge-
stellten Haupttreppe, es wird durch
solche Anlage gegenüber der Ver-
sion, den Aufzug innerhalb der
Treppenläufe anzuordnen, Raum
gespart, indem bei dem gleichen
Verbrauch von Frontbreite ein
Klosett mit Vorraum noch erübrigt
wird. Für die Entwickelung des
Grundrisses sind hierdurch alle
Bedingungen erschöpft. Alles
übrige, wie der am Vorderhause
rechts liegende Vorbau, ergaben
sich durch die nach der Bau-
polizeivorschrift erlaubte Bebau-
ungsfläche und den Umstand, in
den Strassenhäusern eine zweite
Reihe eiserner Stützen zu ver-
meiden. Es sind deren sogar im
ganzen Grundriss nur drei nötig
geworden. Eine andere Schwie-
rigkeit lag in der Höhenfrage,
indem io m der Vorderfront nur
an dem freien Platze der Stadt-
bahn gegenüber lagen, der Rest
aber an der hier 12,5 m breiten
Durchschnittsmass von 17 m als
Höhe für das Hauptgesims zu gewinnen, tritt das dritte Geschoss
mit seiner Mitte 0,75, zwischen den Säulen der Endrisalite eben-
falls 0,50 m zurück, so dass nur die letzteren grossen römischen
Säulen in der Bauflucht blieben. Es wurde hierdurch gleich-
zeitig für die Fassade ein äusserst kräftiges und üppiges Relief
erzielt, während im Erdgeschoss der Rücksprung verringert ist,
um die Schaufenster vom Bürgersteig nicht übermässig zu ent-
fernen. So ergaben sich für die drei Stockwerke und Erdgeschoss
nur mässige Höhen (10 4,45 -j- 4,13 -j- 3,90 -j- 3,80), darüber
hinaus noch ein Mansardengeschoss, das für Wohnzwecke aus-
genutzt ist. Beide Nachbargrundstücke waren aber in der Lage,
die ganze vorschriftsmässige Höhe von 22 m ausnützen zu können,
der Nachbar zur Linken mit dem Gegenüber der Stadtbahn, der
zur Rechten als am Hackeschen Markte mit seinem Eckhause
gelegen, der Dannebergsche Neubau wäre also zwischen diesen
allein mit seiner niederen Front von 17 m Höhe eingeklemmt
worden. Es galt nun einmal durch grossen Massstab sich zwischen
den Nachbarn Geltung zu verschaffen, dann aber die Polizei-
behörde für einen Dispens zur Erlaubnis eines wuchtigen Auf-
baues zu bestimmen. Hierbei hat sich der Architekt keine Mühe
verdriessen lassen und kann mit einer gewissen Befriedigung
seinen Erfolg vor jedermanns Auge führen. Um im übrigen den
künstlerischen Teil zu berühren, so wurden die Pfeiler als Säulen
in den oberen Teilen ausgebildet und bildeten die der Endrisalite
in ihrer ganzen Höhe ein einziges Motiv, indem sich der Pfeiler
des Erdgeschosses als Postament anschliesst, über dem Haupt-
gesims der Obelisk als Endigung das Ganze krönt. Die mittleren
Säulen mussten durch zwei übereinander liegende Ordnungen
gebildet werden, wodurch das Ganze in seinem Wechsel gegen
die Endrisalite sehr lebendig und malerisch wird. Es ergab sich
dies aus dem Zwange, den in seiner Masse nicht zu grossen
Dachaufbau ebenfalls durch Säulen, die durch zwei Geschosse
reichten, wuchtig erscheinen zu lassen. Die ganze Formengebung
lehnt sich zwar in den Hauptstücken römischer Renaissance an,
ist aber in ihren Einzelheiten durchaus von der modernen Kennt-
nis deutscher und spanischer Motive beeinflusst. Der Architekt
war bestrebt, an wichtigen Stellen auf den Zweck und modernen
Verkehr symbolisch hinzuweisen; über dem Eingang hat er so-
gar dreist eine Lokomotive als kartuschenartige Bekrönung ver-
wendet, darunter als Schlussstein einen Geist des Dampfes, seit-
lich Eule und Retorte. Es fügte sich günstig, dass im Einklang
hiermit eine grosse Maschinenhandlung den Hauptteil des Erd-
geschosses mietete. Leider unterblieb die Ausführung des Schiffs
als Bekrönung des Mittelbaus, das in Kupfer getrieben werden
sollte, zum Teil aus Gründen der Sparsamkeit, zum Teil durch
den behördlichen Widerspruch, und musste eine weibliche Figur
im Giebel durch ihre Embleme Anker, Weltkugel, Neptungabel
und Schiffschnabel dasselbe ersetzen.
Die Kartuschen über dem Hauptgesimse in den Risaliten
sind offen in dem Oval, um den dahinter liegenden Baikonen
nicht den Ausblick zu nehmen, das Hauptgesims, an Genueser
Beispiele erinnernd, besonders mächtig in seiner Abmessung. Den
Hausflur an der Neuen Promenade schmücken im oberen Teile
Reliefs, die sich mit dem Kaufmannstande und neuen sowie alten
Verkehrsverhältnissen beschäftigen, wofür dem Bildhauer Altrock
Skizzen des Architekten als Anregung dienten, die Decke ist mit
angetragenen Ornamenten in liebevoller Weise behandelt.
Die Gesamtkosten des Baus haben sich auf 370000 Mark
belaufen, wovon 30 000 Mark auf die Werksteinfassade entfallen.
Mit besonderer Energie widmete sich der bei der Firma Eckert

Grundriss zum Kaufhaus Börse
in Berlin; erbaut vom Architekten
Wilhelm Haupt daselbst.

Strasse. Um wenigstens ein




Grundrisse des deutschen Buchgewerbehauses; erbaut von
Architekt Emil Hagberg daselbst.


und Danneberg beteiligte Architekt Scherbeck der Ausführung,
die in einem Jahre, den Abbruch eingeschlossen, durchgeführt
wurde, auch wurden von ihm die einzelnen konstruktiven Schwierig-
keiten gelöst. Die Ausführung der Maurer- und Zimmerarbeiten
ging von dieser Firma aus, die Sandsteinarbeiten lieferte A. Kämpfer,
die massiven Decken sind nach Stolteschem System hergestellt,
die Heizung von Spatzier und Liersch geliefert worden, endlich
entstanden die Modelle der Fassade bei Kretzschmar unter ein-
gehendster Mitwirkung des leitenden Architekten.
Tafel 32. Geschäftshaus der S. S. Pierce Company in Brook-
line, Mass.; erbaut von Winslow & Wetherell, Architekten
in Boston.
Mit Genehmigung des Herausgebers aus »The American
Architect and Building News«, Boston.

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Für die Redaktion verantwortlich Baurat Carl Weigle in Stuttgart.
 
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