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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 16.1900

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4. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.42098#0022
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Protestantische St. Lukaskirche in München; erbaut von Professor Albert Schmidt daselbst.

Schnitt und Grundriss.
Geschäfte bestimmt und dafür eingerichtet. Die Einnahmen aus
den Vermietungen und Ausstellungen sollen das Baukapital
verzinsen.
Ein Geschoss ist bestimmt, den buchgewerblichen Vereinen
und Genossenschaften als Heimstätte zu dienen; dort haben diese
ihre Schreibstuben und Beratungszimmer, teilweise zu gemein-
samer Benutzung. Der deutsche Buchgewerbeverein selbst richtet
hier neben den Amtsräumen in den oberen Geschossen das Museum
mit seinen historischen und modernen Auslagen, ein Lesezimmer,
Zeichen- und Vortragssäle ein, zur Vertiefung und Erweiterung
der Kunst und Technik, zur Belehrung und Erbauung für alle
Angehörigen des Buchgewerbes und alle Freunde der Kunst
Gutenbergs und seiner Nachfolger.
Im Flügelbau der Gutenberghalle hingegen soll eine Stätte
geschaffen werden, die abweichend von dem ganzen für die
Arbeit unseres Werktages bestimmten Hause ein festliches Ge-
präge trägt. Dieser Raum ist für die Versammlungen des Buch-
gewerbevereins und -die Zusammenkünfte der anderen im Hause
untergebrachten Körperschaften bestimmt, hier wird auch der
für Leipzig angesetzte Teil der grösseren Vorträge gehalten werden.
Die Gutenberghalle ist gedacht als ein Ehrendenkmal des Er-
finders der Buchdruckerkunst und aller seiner grossen Nachfolger
im Gesamtgebiete des Buchgewerbes.
Tafel 30. Villa J. B. Dotti in Grünewald; erbaut von
Baurat Otto March in Charlottenburg. 2.
Siehe auch Lieferung 3, Tafel 21.

Tafel 31. Kaufhaus Börse in Berlin; erbaut
von Architekt Wilhelm Haupt daselbst.
Seit den letzten Jahrzehnten hat sich in unserer
Reichshauptstadt ähnlich anderen Weltstädten immer
ausschliesslicher eine Geschäftsmitte ausgebildet. Die
Wohnungen wurden des Geräuschs und regen Ver-
kehrs wegen von den wohlhabenden Klassen hier
immer weniger begehrt. Die Geschäftsinhaber ver-
legten ihren Wohnsitz immer ausnahmsloser in die
Peripherie und die Vororte, so dass hier das eigent-
liche Wohnhaus zu seiner opulentesten Entwickelung
gelangte. Dazu kam, dass diese Grundstücke, nach
den neueren Bauordnungen bebaut, viel günstigere
Hofverhältnisse zeigten, Luft und Licht in viel höhe-
rem Masse vorhanden waren, und mit ihnen der
zeitgemässe Komfort, hervorgebracht durch die Kon-
kurrenz und den Spekulationssinn. Schliesslich waren
durch die Anlage der Stadtbahn und unzähliger
Strassenbahnlinien die Verbindungen nach den be-
gehrtesten Wohngegenden immer vorzüglichere ge-
worden.
Das Kaufhaus selbst bedurfte einer gewissen
Entwickelung, zeigen uns doch noch die ersten Ver-
suche auf diesem Gebiete unnütze, für Veränderungen
äusserst hinderliche Teilungen in den Geschäfts-
zwecken dienenden unteren Geschossen, oben Anlage
von Wohnungen. Fahrstühle für Lasten und Per-
sonen fehlten zunächst ganz, alles Dinge, die heute
zum ersten Bedürfnis gehören.
Trotz dieser Vorbedingungen konnten sich ge-
wisse besonders wertvolle Punkte doch nur sehr
langsam entwickeln, gerade durch den zu hohen Wert
der betreffenden Grundstücke und der damit zu-
sammenhängenden Mietverhältnisse. Hierhin gehören
besonders auch die den Stadtbahnstationen zunächst
gelegenen Häuser, die vielfach nur durch Umbau
sich der Zeit ein wenig anpassten. Gegenüber der
Stadtbahnhaltestelle Börse an der neuen Promenade
entstand der in Rede stehende Bau im Jahre 1897/98.
Diese Strasse von sehr geringer Länge verbindet die
Friedrichsbrücke mit dem Hackeschen Markt, gehört
also zu dem von der Friedrichstrasse östlich belegenen
nächsten Strassenzuge, welcher eine durchgehende
Verbindung nach Norden bildet und nach dem Rosen-
thaler und Schönhauser Thor führt. Mit einem Wort:
das Kaufhaus Börse und seine Nachbarn liegen an
einer der belebtesten Stellen Berlins. Das vorhandene
Grundstück hatte als hintere Begrenzung die Grosse
Präsidentenstrasse und wurde dadurch besonders wert-
voll, im übrigen für die Bearbeitung durch den Archi-
tekten aber recht mühevoll, da sämtliche Grenzen
schiefe Winkel und Knickungen zeigen, die aber
glücklicherweise nicht so stark als Missstände auf-
traten, um sich im Inneren oder Aeusseren besonders
bemerkbar zu machen. Der Ratsmaurermeister Danne-
berg hatte das Grundstück erworben, um es für eigene
Rechnung zu bebauen. Er übergab die Bearbeitung
des Ganzen dem Architekten W. Haupt in Berlin,
indem er seinen Einfluss auf den Grundriss dabei
geltend machte. Zunächst wurde von der Anlage
einer Durchfahrt an der wertvollen Vorderfront ab-
gesehen, da durch dieselbe die Reinlichkeit und Ord-
nung im Eingänge sehr gelitten hätte, vielmehr
dieser für die hier belegenen teuersten Geschäfts-
räume möglichst vornehm bleiben sollte.
Um die Möglichkeit zu erhalten, die Räume
beider Vorderhäuser in einem Stockwerk ungetrennt
vermieten zu können, wurde die Nebentreppe vor den
Seitenflügel verlegt, so zwar, dass noch 4 m freier
Durchgang verblieb. Da der Polizeibestimmungen
wegen 6 m bis zu den Fenstern der Hinterfronten bei-
derseitig als Abstand innegehalten werden mussten, ausserdem aber
auch die Anlage eines Abortes hier am günstigsten Platze war,
 
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