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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 18.1902

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Heft 11
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Die Architektur der Internationalen Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin 1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.44900#0092
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1902

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 11

Kapelle. Architekt: Otto Liier in Hannover,
(Raum 10.) Malereien von Oscar Wichtendahl daselbst.


Vestibül, dessen Durchbildung in den Händen von Professor
Behrens-Darmstadt lag. Ein überwölbter Durchgang führt zum
grossen mittleren Repräsentationssaal (Herrn. Billing in Karls-
ruhe), an den sich links die Räume Preussens (Oberleitung:
Architekt Br. Möhring in Berlin und Otto Lüer in Hannover),
rechts die Räume der Vereinigten Werkstätten München und der
Versuchs- Und Lehrwerkstätten Stuttgart anschliessen. Vom
Hauptraume führen zwei Thüren, zwischen denen der mächtige
Kaiserbrunnen (Billing-Karlsruhe) steht, nach den Räumen 17
und 18, letzterer für Elsass-Lothringen. Hier schiebt sich nun
als eigentlicher Hausbau mit Obergeschoss und Halle, ringsum
laufender Galerie (mit Oberlicht) das Bayerische Haus (Ber-
lepsch) ein, von welchem man wiederum durch zwei geräumige
Gelasse 23 (Oreans-Baden), und 24 (Behrens-Darmstadt) in
den grossen Majolikasaal (Architekt Kreis-Sachsen) tritt, in
dessen direkter Verlängerung der grosse Materialgruppensaal 26
(Architekt Kühne-Dresden) liegt, während seitlich rechts der
von Professor Gross-Dresden ausgestaltete, sehr geräumige
Saal 27 mit der hochwichtigen Buchgewerbeausstellung, links
die Räume 28 und 28 a angeordnet sind, ersterer für Material-
gruppen (Berlepsch), letzterer für die Ausstellung des Karls-
ruher Künstlerbundes (Billing und Biese). Diesen grossen
Räumen gegenüber, durch einen Korridor getrennt, liegen je
drei kleinere Räume, von Prof. Gross-Dresden und Berlepsch-
München ausgestaltet. Nr. 35 (Berlepsch) ist ein Glanzpunkt
der deutschen Abteilung: der Handzeichnungssaal mit ca. zwei-
hundert Originalzeichnungen der »Jugend«, des »Simplizissimus«,
der »Fliegenden Blätter«, Umschlagzeichnungen zu Kochs Zeit-
schrift »Deutsche Kunst und Dekoration«, ausgezeichnete Ent-
würfe von Kirchmaier (Sils), Lithographieen von Burger u. s. w.
u. s. w. — Auf der entgegengesetzten Seite (neben Raum 31)
schliessen sich dann weiter die Räume von Olbrich-Darmstadt
und Glückert-Darmstadt an. Auf Details einzugehen, ist hier
nicht der Platz, indes muss doch gesagt werden, dass die Art
der Gruppierung der Räume, ihre räumlichen Verhältnisse
untereinander, vor allem aber das Zusammenstimmen der in
zum Teil äusserst kräftigen Farben gehaltenen Interieurs ein
ausserordentlich günstiges ist. Nirgends wird der Eindruck i
wach, als hätte hier eine ganze Reihe von Künstlern ihren I

durchaus persönlichen Anschauungen Ausdruck verliehen, viel-
mehr ist der Uebergang von Raum zu Raum, die Steigerung
wie das Decrescendo der Farbenwirkung in einer Weise gelöst,
wie sie glücklicher nicht leicht hätte gefunden werden können.
Dass dies bei einer Anzahl von etlichen vierzig Räumen ein
Gesamterfolg bester Art genannt zu werden verdient, bedarf
keiner besonderen Betonung. Die Abwechslung in den Höhen-
dimensionen, in der Ausbildung der Decken, die bald als ebene
Fläche, bald als Gewölbe mannigfachster Form erscheinen, die
Abwechslung in den verwendeten Materialien, die verschieden-
artige Anbringung und Grösse der Lichtöffnungen, kurz die
ganze reiche Aufeinanderfolge der verschiedenartigsten Lösungen
von Raumdekorationen und Raumentwicklungen sind zu einem
Ganzen vereinigt, das als abgerundete, treffliche Leistung be-
zeichnet werden muss und an dem jeder der architektonischen
Mitarbeiter seinen ehrlichen Anteil hat*). Die ganze Gruppe
hat denn auch allerseits Anerkennung gefunden. Nicht ver-
gessen werden darf, dass diese deutsche Galerie auch nach
aussen ihre, wenn auch in bescheidenen Grenzen gehaltene
Ausbildung im Sinne einer Gartenarchitektur erfahren hat.
Durch die farbige Behandlung der Fensterversprossungen, die
Anbringung von grüngestrichenen Lattengerüsten, an denen
Schlingpflanzen emporwuchern, durch einfache ornamentale
Mauermalereien (entworfen von Berlepsch), hauptsächlich aber
durch die glückliche Gruppenwirkung der einzelnen Teile der
deutschen Galerie ist ein angenehmer Eindruck geschaffen,
der eigenartig gegen den Reichtum der Aussenarchitektur der
Kuppel und ihrer Flügelbauten einerseits und gegen die mehr als
einfache, durchaus nüchterne Behandlung der übrigen Galerieen
andrerseits absticht. Hier wurde nach Möglichkeit gespart, nach-
dem diejenigen Teile des Gebäudes, die als Aussenfassaden in
*) Die direkt mit der Ausgestaltung des Baues betrauten Landes-
kommissäre sind: H. E. v. Berlepsch in Planegg bei München, Vorsitzender
des Ausschusses und Ausstellungsarchitekt, zugleich Kommissär für Bayern;
Prof. P. Behrens, Darmstadt, Komm. f. d. Hansastädte; Prof. K. Gross,
Dresden, Komm. f. Sachsen; Prof. F. A. O. Krüger, Stuttgart, Komm. f.
Württemberg; Otto Liier, Arch., Hannover, Komm. f. Nordwestdeutschland;
Prof. Bruno Möhring, Berlin, Komm. f. Preussen; Ludw. Neher, Arch.,
Komm. f. d. Gebiet des mitteldeutschen Kunstgewerbevereins; Herrn.
Billing, Arch., Karlsruhe, Komm. f. Baden; C. Spindler, Maler und Arch.,
St. Leonhard b. Börsch, Unter-Elsass, Komm. f. Elsass-Lothringen; Prof.
J. Olbrich, Arch., Darmstadt.


Büffett, in dunkelblau gebeiztem
Eichenholz im Raum 23.

Architekt: Rob. Oreans
in Karlsruhe.

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