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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 21.1905

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Heft 7
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Süddeutsche Schulbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.44852#0061
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1905

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 7

in

Wettbewerbentwurr für das
Schulgebäude in Kempten.
Architekt: Theodor Veil
in München.

lose Umgebung, nach
Erzielung einer echten
ungekünstelten Stim-
mung mit bodenstän-
digen Mitteln bei den
neueren Entwürfen für
süddeutsche Schulen
hervor, bei denen
mächtige hoch auf-
steigende Dächer und
große, aber ganz
schlicht behandelte
Giebel zusammen mit
der rhythmischen An-
ordnung der Fenster
der ebenfalls höchst einfach gehaltenen Putzfassade — ohne


alle dekorativen Mätzchen — vollkommen hinreichen, eine
Wirkung zu erzielen, welche die Bedeutung und Bestimmung
der Gebäude klar erkennen läßt und bei aller Eigenart wohl-
tuend an die Überlieferung vergangener Jahrhunderte anklingt,
deren hohe künstlerische Bedeutung ja endlich immer allge-
meiner anerkannt wird.

Die hier mitgeteilten, nicht mit besonderer Absicht als
Beweismittel ausgewählten, sondern so wie sie innerhalb kurzer
Zeit zufällig und unabhängig voneinander uns zur Veröffent-
lichung angeboten wurden, zusammengestellten Beiträge ver-
schiedener Verfasser zu einigen bekannteren Schulhauswett-
bewerben der letzten Zeit zeigen eine solche Übereinstimmung
dieser Grundzüge, daß es wohl berechtigt erscheint, von einer
typischen Entwicklung süddeutscher Schulhausarchitektur zu
sprechen, der wir als vorbildlich für den Schulhausbau kleinerer
Städte und Ortschaften auch anderwärts und in andrer Bau-
weise Verbreitung und Nachahmung wünschen möchten.
Über die einzelnen Entwürfe genügen einige kurze er-
läuternde Angaben.
Der Entwurf der Gebrüder Rank in München für ein
Schulhaus in Ansbach, in einem Wettbewerb unter den
Mitgliedern des Münchener Architekten- und Ingenieurvereins
mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnet, zeigt das Äußere
in den einfachen Formen fränkischer Bauweise unter Verwen-
dung von Putzflächen mit etwas Haustein (Tafel 49). Die
Schwierigkeit der Grundrißlösung lag in der geforderten Tren-
nung der Schulräume für Knaben und Mädchen bei einheit-
licher Oberleitung und gemeinsam zu benützender Turnhalle.
Die beiden Schulen mit Dienstwohnung und Turnhalle sind
zu einer geschlossenen Baugruppe vereinigt; die Aborte liegen
in einem besonderen einstöckigen Querbau, der allerdings im
Erdgeschoß den großen Lichthof in zwei Teile zerlegt.
Der Wettbewerb für die S c h u 1 e i n K e m p t e n war eben-
falls auf die Mitglieder des Architekten- und Ingenieurvereins
in München beschränkt, weshalb der Entwurf des diesem
Vereine nicht angehörenden Architekten Konrad Friedrich in

Freising »außer Konkurrenz« eingereiht wurde (Seite 50). Die
Knaben- und Mädchenabteilung sind in zwei über Eck gestellten
Flügeln völlig voneinander getrennt untergebracht. Die vor-
zusehende Erweiterung von je acht auf zwölf Klassen ist im
Grundriß angedeutet. Die Hausmeisterwohnung, Oberlehrer-
zimmer und Bibliothek (zugleich Lehrerzimmer) sind durch die
besondere Umrahmung der Fenster in der Fassade hervor-
gehoben. Die Stellung der Turnhalle erscheint wegen der Ver-
minderung und Teilung der Hoffläche weniger günstig als in
dem Entwurf von Theodor Veil in München, der in die engere
Wahl gekommen ist und bei ganz abweichender Grundriß-
lösung in der Gruppierung der Dächer mit dem Entwurf der
Gebrüder Rank für Ansbach übereinstimmt. Das Zurückrücken
der Eingänge von der Straßenflucht würde sich für die Sicher-
heit des Verkehrs jedenfalls nutzbringend erweisen. Der neben
dem Eingang für Knaben vorspringende Erkerbau belebt ge-
schickt die im übrigen ganz schlichten Fassaden. Er enthält
im Erdgeschoß die Hausmeisterwohnung und im ersten Ober-
geschoß Oberlehrer-, Lehrer- und Lehrerinnenzimmer; darüber
liegt im zweiten Obergeschoß der Zeichensaal, so daß alle diese
Räume mitten zwischen den beiden Schulabteilungen liegen.
Der Entwurf von Paul und KarlBonatz in Stuttgart für
eine Volks-, höhere Mädchen- und Frauenarbeitsschule
in Rottweil (Tafel 50) erhielt den 1. Preis und ist zur Aus-
führung bestimmt. Besonders gelungen erscheint die wirkungs-
volle Umrahmung der beiden Höfe mit ihren durch die Terrain-
verhältnisse gegebenen Terrassenanlagen. Der Bauplatz ist
sehr eigenartig. Er liegt an einem steilen Abhang zum Neckar-
tal zwischen der äußeren Alleestraße (unten), die ihrerseits wieder
von der tieferliegenden Bahnhofstraße nur durch eine unbe-
baute Rasenböschung getrennt ist, und der Johannisstraße
beides Hauptstraßen, von denen die letztere den Hauptverkehrs-
weg von und zur Stadt bildet. Zwischen beiden steigt als
kleine Verbindungsstraße an der Westseite des Bauplatzes die
Olgastraße steil empor, zunächst mit einem 5 m hohen Treppen-
lauf, dann in einer Steigung von etwa 7:100.
Der Hauptbaukörper ist ziemlich weit auf die Höhe des
Bauplatzes hinaufgeschoben. Der an die tiefliegende Allee-
straße heranreichende Gebäudeteil ist von geringer Höhe und
Masse, so daß sich, von der Talseite gesehen, eine wirksame
Steigerung im Aufbau ergibt. Der quergestellte Hauptbau
teilt das Grundstück und ermöglicht so eine vollständige und
ungezwungene Trennung der Höfe und Eingänge für die ver-


Wettbewerbentwurf für das Architekt: Heinrich Henes
Schulgebäude in Rottweil in München.


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