MICHELOZZO DI BARTOLOMMEO
mittelst eines Ganges über dem Podeste der Treppe in das vordere
Eckzimmer links zu gelangen.
Zwischengeschosse. Stellenweise befanden sich Mezzanine,
im Inventar soffitta genannt, für Bedienung u. s. w. Im Erd-
geschoss in der Nähe des grossen Zimmers Lorenzos. Ebenso
im ersten Stock als Halbgeschosse über den Gängen oder Vor-
zimmern rechts und links vom Hof, und nötigten u. a. den Ab-
schluss derselben nach dem vorderen Gange zu, ferner an mehreren
Stellen des zweiten Geschosses.
Zweiter Stock. In diesem Geschoss hiess auch der vordere
Gang Andito della Cappella (Inv. 52), der rechts (Inv. 42v) erhielt
seinen Namen von der Camera della tasca (Inv. 50) hinten rechts;
der links wird nach der Camera di Piero, hinten links bezeichnet
(Inv. 42v). Die Anticamera di Piero muss links neben der Treppe
(Inv. 47) gelegen haben.
An der Via Larga, wie unten, ein grosser Saal an den sich
Filarete zu erinnern glaubt,
bezeichnet als »Sala grande
del terrazzo di sopra«, viel-
leicht weniger hoch als der
jetzige (Inv. 57v). Dieser
terrazzo die sopra (Inv. 55)
kann nur eine offene Log-
gia zwischen Garten und
Hof, und in der Breite des
letzteren gewesen sein. Da-
neben links in der Ver-
längerung der Seitenloggia
ein Vor raum und das Zimmer
des Priesters (Inv. 60) und
rechts in der Verlängerung
der anderen Seitenloggia das
Vorzimmer, auch Zimmer
der Ammen genannt. In
der Nähe der Nebentreppe
rechts: die Küche, Vorrats-
räume und die Saletta wo
die Staffieri essen, der einzige im Palast für Speisezwecke an-
geführte Raum.
Dachgeschoss. Äusser dem erwähnten terrazzo di sopra
spricht das Inventar, S. 6ov und 61, auch von einem »terrazzo
verso la via«. Diese zweite obere Loggia befand sich entweder
unter dem Dach über jenen des Hofs sich öffnend, ähnlich der-
jenigen des Pal. Pazzi ’) oder über dem Dache wie am Pal.
Gondi. Hier befand sich äusser der Essigkammer die »muntione
grande di sopra, appresso al tetto« (Inv. 62) unter welcher Be-
zeichnung wohl eher Provianträume als eine befestigte Zufluchts-
stelle (Turm?) zu verstehen ist.
DlE KAPELLE. Von der herrlichen Ausstattung, die
nach den Schilderungen Filaretes und Vasaris alle bedeutenderen
Räume des Palastes aufzuweisen hatten, ist fast nichts übrig ge-
blieben. Nur ein Raum, der seiner heiligen Bestimmung vielleicht
zu verdanken hatte, dass keine wesentlichen Veränderungen ihn
trafen, ausgenommen die aus dem Grundriss ersichtliche Ver-
stümmelung bei Erbauung der neuen Haupttreppe, hat im wesent-
lichen die alte Form bewahrt. Die eigentliche Sakristei (Inv. 12)
ist wohl verschwunden.
In die kleinen Nebenräume für die Aufbewahrung der
heiligen Gefässe u. s. w. führen kleine Thüren mit Muscheln in
Rundbogengiebel. Zu beiden Seiten der Altarnische je ein
doppeltkannelirter Pilaster (Bl. 7) mit korinthischem, sehr sorg-
fältig behandeltem Kapitäl mit spitzem, dem Ölbaum entnommenem
Blattwerk, Bl. 7 a, das die grösste Ähnlichkeit mit jenem an dem
Schlussstein des Grabmals Marsuppinis zeigt (s. Monographie
Desiderios da Settignano Blatt 2).
Betrachten wir zunächst Fussboden und Decke. Der erstere
(s. Blatt 7c) ist in ungemein zierlicher Weise, ohne doch der
spröden Natur des angewandten Materiales Zwang anzuthun, aus
kostbaren farbigen Steinarten in Opus tesselatum zusammengesetzt.
Der hintere Teil zeigt das reichere Muster als der vordere, wohl
deshalb, weil der letztere
beim Gottesdienst ohnehin
gewöhnlich mit einem Tep-
pich bedeckt gewesen sein
wird. Im übrigen ist die
Zeichnung dem durch das
rings um die Kapelle laufende
Gestühl freigelassenen Raum
angepasst, und das am
reichsten gezierte Hauptfeld
entspricht demjenigen der
geschnitzten Decke.
Bei dieser ist Ge-
wicht darauf gelegt, dass
bei möglichstem Reichtum
des Schmuckes, den die
Kapelle als heiligster Ort
des Hauses erforderte, doch
den beschränkten Raum-
verhältnissen Rechnung ge-
GRUNDRISS DES ERSTEN HOFES.
tragen werde durch Ver-
meidung zu schwerer und grosser Formen (s. Blatt 6; 7, 7 a, 7 b).
Deshalb ist die Einteilung in möglichst viele Teile aufgelöst, diese
Teile aber mit kleineren Ziergliedern in verschwenderischem
Masse übersät. Der Hauptanteil fällt wie bei allen derartigen
Decken auch hier der Malerei zu, nur einzelnes, um der Er-
scheinung der Decke mehr Relief zu geben, ist geschnitzt, so
die Rosetten, die Füllungen in den Hauptträgern, die Eier der
Kassetten und ein Astragal. Die Farbenpracht — neben Blau,
dem Grundton, und dem neben diesem reich vorherrschen-
den Gold sind braune, rote und weisse Töne angewandt — ist
von entzückender Wirkung, ebenso wie bei dem Fussboden, so
dass das Ganze mit dem herrlichen Gemäldeschmuck, der von
der Hand Benozzo Gozzolis2) die Wandfelder bedeckt, einen
wahrhaft feenhaften Eindruck macht.
Besonders geschmackvoll ist dann die in Fresko — in
Blau - Schwarz, Weiss und Braun — ausgeführte Bemalung des
Sockels, dessen reizende Einrahmung mit den rot und gelben
mediceischen Emblemen vermischt dargestellt ist (s. Blatt 6).
1) Monographie des Brunellesco S. 6.
2) Die Fresken stellen den Zug der Könige nach Bethlehem dar.
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mittelst eines Ganges über dem Podeste der Treppe in das vordere
Eckzimmer links zu gelangen.
Zwischengeschosse. Stellenweise befanden sich Mezzanine,
im Inventar soffitta genannt, für Bedienung u. s. w. Im Erd-
geschoss in der Nähe des grossen Zimmers Lorenzos. Ebenso
im ersten Stock als Halbgeschosse über den Gängen oder Vor-
zimmern rechts und links vom Hof, und nötigten u. a. den Ab-
schluss derselben nach dem vorderen Gange zu, ferner an mehreren
Stellen des zweiten Geschosses.
Zweiter Stock. In diesem Geschoss hiess auch der vordere
Gang Andito della Cappella (Inv. 52), der rechts (Inv. 42v) erhielt
seinen Namen von der Camera della tasca (Inv. 50) hinten rechts;
der links wird nach der Camera di Piero, hinten links bezeichnet
(Inv. 42v). Die Anticamera di Piero muss links neben der Treppe
(Inv. 47) gelegen haben.
An der Via Larga, wie unten, ein grosser Saal an den sich
Filarete zu erinnern glaubt,
bezeichnet als »Sala grande
del terrazzo di sopra«, viel-
leicht weniger hoch als der
jetzige (Inv. 57v). Dieser
terrazzo die sopra (Inv. 55)
kann nur eine offene Log-
gia zwischen Garten und
Hof, und in der Breite des
letzteren gewesen sein. Da-
neben links in der Ver-
längerung der Seitenloggia
ein Vor raum und das Zimmer
des Priesters (Inv. 60) und
rechts in der Verlängerung
der anderen Seitenloggia das
Vorzimmer, auch Zimmer
der Ammen genannt. In
der Nähe der Nebentreppe
rechts: die Küche, Vorrats-
räume und die Saletta wo
die Staffieri essen, der einzige im Palast für Speisezwecke an-
geführte Raum.
Dachgeschoss. Äusser dem erwähnten terrazzo di sopra
spricht das Inventar, S. 6ov und 61, auch von einem »terrazzo
verso la via«. Diese zweite obere Loggia befand sich entweder
unter dem Dach über jenen des Hofs sich öffnend, ähnlich der-
jenigen des Pal. Pazzi ’) oder über dem Dache wie am Pal.
Gondi. Hier befand sich äusser der Essigkammer die »muntione
grande di sopra, appresso al tetto« (Inv. 62) unter welcher Be-
zeichnung wohl eher Provianträume als eine befestigte Zufluchts-
stelle (Turm?) zu verstehen ist.
DlE KAPELLE. Von der herrlichen Ausstattung, die
nach den Schilderungen Filaretes und Vasaris alle bedeutenderen
Räume des Palastes aufzuweisen hatten, ist fast nichts übrig ge-
blieben. Nur ein Raum, der seiner heiligen Bestimmung vielleicht
zu verdanken hatte, dass keine wesentlichen Veränderungen ihn
trafen, ausgenommen die aus dem Grundriss ersichtliche Ver-
stümmelung bei Erbauung der neuen Haupttreppe, hat im wesent-
lichen die alte Form bewahrt. Die eigentliche Sakristei (Inv. 12)
ist wohl verschwunden.
In die kleinen Nebenräume für die Aufbewahrung der
heiligen Gefässe u. s. w. führen kleine Thüren mit Muscheln in
Rundbogengiebel. Zu beiden Seiten der Altarnische je ein
doppeltkannelirter Pilaster (Bl. 7) mit korinthischem, sehr sorg-
fältig behandeltem Kapitäl mit spitzem, dem Ölbaum entnommenem
Blattwerk, Bl. 7 a, das die grösste Ähnlichkeit mit jenem an dem
Schlussstein des Grabmals Marsuppinis zeigt (s. Monographie
Desiderios da Settignano Blatt 2).
Betrachten wir zunächst Fussboden und Decke. Der erstere
(s. Blatt 7c) ist in ungemein zierlicher Weise, ohne doch der
spröden Natur des angewandten Materiales Zwang anzuthun, aus
kostbaren farbigen Steinarten in Opus tesselatum zusammengesetzt.
Der hintere Teil zeigt das reichere Muster als der vordere, wohl
deshalb, weil der letztere
beim Gottesdienst ohnehin
gewöhnlich mit einem Tep-
pich bedeckt gewesen sein
wird. Im übrigen ist die
Zeichnung dem durch das
rings um die Kapelle laufende
Gestühl freigelassenen Raum
angepasst, und das am
reichsten gezierte Hauptfeld
entspricht demjenigen der
geschnitzten Decke.
Bei dieser ist Ge-
wicht darauf gelegt, dass
bei möglichstem Reichtum
des Schmuckes, den die
Kapelle als heiligster Ort
des Hauses erforderte, doch
den beschränkten Raum-
verhältnissen Rechnung ge-
GRUNDRISS DES ERSTEN HOFES.
tragen werde durch Ver-
meidung zu schwerer und grosser Formen (s. Blatt 6; 7, 7 a, 7 b).
Deshalb ist die Einteilung in möglichst viele Teile aufgelöst, diese
Teile aber mit kleineren Ziergliedern in verschwenderischem
Masse übersät. Der Hauptanteil fällt wie bei allen derartigen
Decken auch hier der Malerei zu, nur einzelnes, um der Er-
scheinung der Decke mehr Relief zu geben, ist geschnitzt, so
die Rosetten, die Füllungen in den Hauptträgern, die Eier der
Kassetten und ein Astragal. Die Farbenpracht — neben Blau,
dem Grundton, und dem neben diesem reich vorherrschen-
den Gold sind braune, rote und weisse Töne angewandt — ist
von entzückender Wirkung, ebenso wie bei dem Fussboden, so
dass das Ganze mit dem herrlichen Gemäldeschmuck, der von
der Hand Benozzo Gozzolis2) die Wandfelder bedeckt, einen
wahrhaft feenhaften Eindruck macht.
Besonders geschmackvoll ist dann die in Fresko — in
Blau - Schwarz, Weiss und Braun — ausgeführte Bemalung des
Sockels, dessen reizende Einrahmung mit den rot und gelben
mediceischen Emblemen vermischt dargestellt ist (s. Blatt 6).
1) Monographie des Brunellesco S. 6.
2) Die Fresken stellen den Zug der Könige nach Bethlehem dar.
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