MICHELOZZO DI BARTOLOMMEO
Sehr .fein und reizend in der Farbe ist die Decke des Chors, an
welcher die rot, blau und weissen mediceischen Federn, zierlich
mit Gold erhöht, einen Kranz um das Monogramm Christi bilden.
Wie mir H. von Stegmann mitteilt hätte das Weiss, von nahem
gesehen, einen silberartigen Metallglanz, bildet den Grund über
welchem das Blaue, Rot und Gold aufgetragen sind. Letztere
Farben erhalten dadurch eine etwas schillernde Wirkung. Er
kam auf die Vermutung, dass das weisse Metall Wismuth sei
und dass er eine Technik vor sich habe wie später die »Wis-
muthmaler«, besonders in Nürnberg sie übten. Das Gestühl
in seinem Aufbau der Renaissance, in den Intarsien der Gotik
huldigend, fügt sich dem Ganzen höchst vorteilhaft an.
Die Kapelle, die nach Wegführung des Altarbildes1) gegen-
wärtig durch das in der Altarnische liegende Fenster ein völlig
ungenügendes Licht erhält, war von vornhinein auf künstliche
Details. Für die Behandlung der Bossen des Erd-
geschosses verweisen wir auf Palazzo Pitti. Hier ist jede dieser
gewaltigen Bossen mit einem Kreis oder Kreuz als Zeichen ver-
sehen. Die Brodle des Portals, der Gurte und Fenstergewände
sind auf Blatt 5 ersichtlich. Die Kapitale der Fenstersäulchen
oft mit tiefeingeschnittenen, fast keine Flächen zeigenden Blättern,
haben stellenweise fast noch gotisch gedachte Bildung und Härte,
deren nach unten umgebogene Spitzen wieder vom Säulenhals
zu weit abspringen.
Am Kranzgesims, Bl. 5, erinnert die Zeichnung der Blätter
unter den Konsolen in ihrer einfachen Bildung ohne Einschnitte
etwas an jene an den Kapitalen im Atrium der Annunziata. Für
die Mauerstärke ist der Vorsprung auffallend gross. Die Hänge-
platte ist nur an der Ecke aus einem Stück, sonst aber aus
zwei Stücken nach der Höhe, wie die Fuge, Bl. 5, angiebt.
Beleuchtung berechnet.
Die decken. Von derjenigen
der Kapelle war eben die Rede, die be-
rühmte, von Luca della Robbia gefertigte
Decke des Schreibzimmers unweit der Kapelle
ist ebenso verschwunden wie die alte des
Saales. Die jetzige ist wohl beim Über-
gang des Palastes an die Riccardi, viel-
leicht aber auch schon früher, eingesetzt
worden, wodurch ein Zumauern der dar-
überliegenden Fenster bis über die Brü-
stungslinie nötig wurde. Die Einteilungen
der Decken sind noch in derselben Weise
erhalten, soweit sie in dem Grundriss des
ersten Geschosses (Figur 17) eingezeichnet
sind. Da die Glieder aber modern gemalt
sind, so lässt sich schwer entscheiden, ob
und wie weit dies nach den alten Vor-
bildern geschehen sei.
So bleibt uns denn nur die eine,
auch reicher gehaltene Decke des Eck-
raumes an der Via Larga (Cavour) übrig,
welche Fig. 17, Blatt 6 und 6a darstellen.
Saal zu ist sie wie abgeschnitten, und fehlt
Fig. 20. PALAZZO VECCHIO IN FLORENZ. SCHNITT DURCH
DEN ERSTEN HOF.
An den Kompositakapitälen des Hofes
sind die Schnecken etwas als Widderhörner
gebildet und, obgleich ausgehöhlt, eher
schwer. An der einzigen Blattreihe sind
die Blattspitzen stellenweise etwa denen
Brunellescos im Palazzo di Parte Guelfa,
andere Male denen im Hofe der »Innocenti«
ähnlich gebildet mit ausgehöhlten Rippen.
Die Umschläge der Blätter sind schwer und
steif. Obgleich oft tief gezackt, wirken die
Kapitale, die eine einheitliche Bildung er-
streben, eher schwer. Sie sind entschieden
älter als die Michelozzos in den Palästen
Tornabuoni und della Signoria. Die Zeich-
nung der Fenster und die Profilierung zeigt
die ähnliche »reiche Fülle«, die auch im Hofe
des letztgenannten Palastes angenehm be-
rührt. Das Gesims der oberen Loggia ist
scharf, kräftig und präcis.
S GRAFFT TI. Blatt 3 giebt zum
erstenmal die wesentlichsten Teile der ein-
stigen grau und weissen Sgraffitodekoration
Nach dem grossen
den Kassetten hier
wieder, nach den zum Teil von der Societä San Giorgio frei-
gelegten Teilen, zum Teil nach den Resten, die Herr von Steg-
ihre Balkeneinfassung; eine Anordnung, die durch die Umbauten
herbeigeführt wurde.
Wie in der Kapelle wechselt auch hier Schnitzerei und
Malerei. Auch hier sind die Hauptteile (auf Blatt 6 mit stärkeren
mann während der Aufnahme durch Anspritzen der dünnen Über-
zugsschicht feststellen konnte. Am sichersten liessen sich die
Guirlanden und die Quaderung feststellen. Der Fries im zweiten
Geschoss besteht vielleicht aus mehr als zwei Motiven; da sich
Linien angegeben), die Rosetten, die Eierstäbe, dann der Zahn-
schnitt geschnitzt, alle übrigen bewegbaren Zierglieder gemalt und
zwar in solcher Verbindung, dass dem nicht geübten Auge die
Täuschung bereitet wird, als ob alles geschnitzt sei. Die Zier-
glieder sind derber, einfacher und grösser als diejenigen der
Kapelle, wie es den Verhältnissen des Raumes entspricht. Besonders
bloss diese genau erforschen liessen, wurden diese allein dargestellt.
Die mediceischen Wappenschilder sind wie sämtliche Archi-
tekturglieder im Hof aus Macignosandstein, die Kugeln darauf
aus weissem Marmor.
Die zugemauerten fenster. ©x® In Fig. 17 wie
lobte Filarete die jetzt verschwundene Decke des Hauptsaals, die
wunderbar mit Gold, feinem Blau und anderen Farben den Zu-
schauer in Staunen versetzte und somit eine bunte Polychromie
wie an der Decke der Kapelle annehmen lässt.
auf der perspektivischen Ansicht des Palastes, Bl. 1, (infolge eines
Irrtums ebenfalls Bl. 2 bezeichnet) sind mehrere zugemauerte
Fenster sichtbar. H. von Stegmann ist der Ansicht, dass in
sämtlichen, oder in einzelnen Fällen dieser Zustand eine Folge
der späteren Umbauten ist.
1) Es ist dies Anbetung der heil, drei Könige von dem genannten Künstler,
jetzt in der Pinakothek zu München. S. Vasari, ed. Milanesi, III, S. 47, n. 1.
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Sehr .fein und reizend in der Farbe ist die Decke des Chors, an
welcher die rot, blau und weissen mediceischen Federn, zierlich
mit Gold erhöht, einen Kranz um das Monogramm Christi bilden.
Wie mir H. von Stegmann mitteilt hätte das Weiss, von nahem
gesehen, einen silberartigen Metallglanz, bildet den Grund über
welchem das Blaue, Rot und Gold aufgetragen sind. Letztere
Farben erhalten dadurch eine etwas schillernde Wirkung. Er
kam auf die Vermutung, dass das weisse Metall Wismuth sei
und dass er eine Technik vor sich habe wie später die »Wis-
muthmaler«, besonders in Nürnberg sie übten. Das Gestühl
in seinem Aufbau der Renaissance, in den Intarsien der Gotik
huldigend, fügt sich dem Ganzen höchst vorteilhaft an.
Die Kapelle, die nach Wegführung des Altarbildes1) gegen-
wärtig durch das in der Altarnische liegende Fenster ein völlig
ungenügendes Licht erhält, war von vornhinein auf künstliche
Details. Für die Behandlung der Bossen des Erd-
geschosses verweisen wir auf Palazzo Pitti. Hier ist jede dieser
gewaltigen Bossen mit einem Kreis oder Kreuz als Zeichen ver-
sehen. Die Brodle des Portals, der Gurte und Fenstergewände
sind auf Blatt 5 ersichtlich. Die Kapitale der Fenstersäulchen
oft mit tiefeingeschnittenen, fast keine Flächen zeigenden Blättern,
haben stellenweise fast noch gotisch gedachte Bildung und Härte,
deren nach unten umgebogene Spitzen wieder vom Säulenhals
zu weit abspringen.
Am Kranzgesims, Bl. 5, erinnert die Zeichnung der Blätter
unter den Konsolen in ihrer einfachen Bildung ohne Einschnitte
etwas an jene an den Kapitalen im Atrium der Annunziata. Für
die Mauerstärke ist der Vorsprung auffallend gross. Die Hänge-
platte ist nur an der Ecke aus einem Stück, sonst aber aus
zwei Stücken nach der Höhe, wie die Fuge, Bl. 5, angiebt.
Beleuchtung berechnet.
Die decken. Von derjenigen
der Kapelle war eben die Rede, die be-
rühmte, von Luca della Robbia gefertigte
Decke des Schreibzimmers unweit der Kapelle
ist ebenso verschwunden wie die alte des
Saales. Die jetzige ist wohl beim Über-
gang des Palastes an die Riccardi, viel-
leicht aber auch schon früher, eingesetzt
worden, wodurch ein Zumauern der dar-
überliegenden Fenster bis über die Brü-
stungslinie nötig wurde. Die Einteilungen
der Decken sind noch in derselben Weise
erhalten, soweit sie in dem Grundriss des
ersten Geschosses (Figur 17) eingezeichnet
sind. Da die Glieder aber modern gemalt
sind, so lässt sich schwer entscheiden, ob
und wie weit dies nach den alten Vor-
bildern geschehen sei.
So bleibt uns denn nur die eine,
auch reicher gehaltene Decke des Eck-
raumes an der Via Larga (Cavour) übrig,
welche Fig. 17, Blatt 6 und 6a darstellen.
Saal zu ist sie wie abgeschnitten, und fehlt
Fig. 20. PALAZZO VECCHIO IN FLORENZ. SCHNITT DURCH
DEN ERSTEN HOF.
An den Kompositakapitälen des Hofes
sind die Schnecken etwas als Widderhörner
gebildet und, obgleich ausgehöhlt, eher
schwer. An der einzigen Blattreihe sind
die Blattspitzen stellenweise etwa denen
Brunellescos im Palazzo di Parte Guelfa,
andere Male denen im Hofe der »Innocenti«
ähnlich gebildet mit ausgehöhlten Rippen.
Die Umschläge der Blätter sind schwer und
steif. Obgleich oft tief gezackt, wirken die
Kapitale, die eine einheitliche Bildung er-
streben, eher schwer. Sie sind entschieden
älter als die Michelozzos in den Palästen
Tornabuoni und della Signoria. Die Zeich-
nung der Fenster und die Profilierung zeigt
die ähnliche »reiche Fülle«, die auch im Hofe
des letztgenannten Palastes angenehm be-
rührt. Das Gesims der oberen Loggia ist
scharf, kräftig und präcis.
S GRAFFT TI. Blatt 3 giebt zum
erstenmal die wesentlichsten Teile der ein-
stigen grau und weissen Sgraffitodekoration
Nach dem grossen
den Kassetten hier
wieder, nach den zum Teil von der Societä San Giorgio frei-
gelegten Teilen, zum Teil nach den Resten, die Herr von Steg-
ihre Balkeneinfassung; eine Anordnung, die durch die Umbauten
herbeigeführt wurde.
Wie in der Kapelle wechselt auch hier Schnitzerei und
Malerei. Auch hier sind die Hauptteile (auf Blatt 6 mit stärkeren
mann während der Aufnahme durch Anspritzen der dünnen Über-
zugsschicht feststellen konnte. Am sichersten liessen sich die
Guirlanden und die Quaderung feststellen. Der Fries im zweiten
Geschoss besteht vielleicht aus mehr als zwei Motiven; da sich
Linien angegeben), die Rosetten, die Eierstäbe, dann der Zahn-
schnitt geschnitzt, alle übrigen bewegbaren Zierglieder gemalt und
zwar in solcher Verbindung, dass dem nicht geübten Auge die
Täuschung bereitet wird, als ob alles geschnitzt sei. Die Zier-
glieder sind derber, einfacher und grösser als diejenigen der
Kapelle, wie es den Verhältnissen des Raumes entspricht. Besonders
bloss diese genau erforschen liessen, wurden diese allein dargestellt.
Die mediceischen Wappenschilder sind wie sämtliche Archi-
tekturglieder im Hof aus Macignosandstein, die Kugeln darauf
aus weissem Marmor.
Die zugemauerten fenster. ©x® In Fig. 17 wie
lobte Filarete die jetzt verschwundene Decke des Hauptsaals, die
wunderbar mit Gold, feinem Blau und anderen Farben den Zu-
schauer in Staunen versetzte und somit eine bunte Polychromie
wie an der Decke der Kapelle annehmen lässt.
auf der perspektivischen Ansicht des Palastes, Bl. 1, (infolge eines
Irrtums ebenfalls Bl. 2 bezeichnet) sind mehrere zugemauerte
Fenster sichtbar. H. von Stegmann ist der Ansicht, dass in
sämtlichen, oder in einzelnen Fällen dieser Zustand eine Folge
der späteren Umbauten ist.
1) Es ist dies Anbetung der heil, drei Könige von dem genannten Künstler,
jetzt in der Pinakothek zu München. S. Vasari, ed. Milanesi, III, S. 47, n. 1.
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