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Argos, oder der Mann mit hundert Augen — 2.1793

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https://doi.org/10.11588/diglit.47740#0406
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42T
man dm Eigennuh bis auf die Seligkeit
ausdehnte.
Das Weib, das seine Tugend um Geld
verkauft, wird verachtet. Und der Mann der
mit stumpfer Ängstlichkeit schändlich unter-
geordnete Kräfte, den Hohn des Tyrannen,
die Unterjochung seines Willens, das Brand-
mahl der Knechtschaft erduldet, der seine Mit-
bürger verräth, dem Drucke die Hand bietet,
der Vernunft ausweicht, die ihn eines Bes-
sern belehren möchte, um dieser Welt Nah-
rung und jener Welt Lohn Zu erlangen, der
sich verkauft, der seine Tugend preis giebt—>
handelr er weniger eigennützig ?— Oder adelt
der Preis eine Schandchat?Erde oder
Himmel — der Mann der seiner Würde ver-
gessen kann , um eines Lohns gewiß Zu sein,
ist ein Schurke« Und das Volk, das solche
Gesinnungen heiligt, das einzelnen Menschen
erlaube, sich Zu Sachwaltern einer Ehre, ei-
nes Glücks und einer Selbstberuligung zu
machen, deren Quellen außer seinen Eränzen
in einem unabhängigen Lande selbst erschaffe-
ner Begriffe liegen, einen Gott zu predigen,
Zu dem man auch außer den Tempeln des
Vaterlands gelangt — das verdamme Gott
>— w-e eö sich selbst verdammt— unglücklich.
Zerrüttet und sittenlos, ein Haufe von Schur-
ken , Heuchlern und Dummköpfe, aber keine
Nation Zu sein.
 
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