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Argos, oder der Mann mit hundert Augen — 4.1793

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Nro. XX
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https://doi.org/10.11588/diglit.47742#0160
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sehne, such mit solcher Kraft und Würde zK
handeln. Und diese Gelegenheit findet jeder,
der sie finden will. Es vergeht keine Sekun-
de, wo ich nicht gerecht sein könnte gegen
mich oder andere. Menschsnwerth und Men-
schenrechte anerkennen, vertheidigen, bis in
den Tod vertheidigen, — wer ist von dieser
göttlichen Pflicht ausgenommen? wer wollte
sich ausnehmen lassen?
Darum glüht auch in jedem Worte des
grossen Jesus eine unbegranzke Ehrfurcht vor
der Gerechtigkeit. Ihm gilt kein Ansehen der
Person, sein Gang ist gerade und ohne Tadel,
er spricht Wahrheit und vcrtheidigt unerschro-
cken die Würde des Menschen, umringt von
O.uaalen und umstürmt von Schauern des
Todes. Das Bewußtsein, für die edelste al-
ler Sachen zu leiden, erhebt ihn über alle ir-
dische Rücksichten; sichtbar wächst seine Kraft
mit jeder neuen Marter, und mit dem un-
beschreiblichsten, rührendsten, erhabensten al-
Ler Blicke, mit dem Blicke des gesteinig-
ten Stephanus, der für seine Mörder
bittet / kündigt er den Zuschauern an, wie
groß seine Seele sei und welch ein Himmel-
reich in ihr wohne. Darum konnte Jesus
auch so aus der Fülle seines Herzens ausru-
fen: „Selig sind, die um Gerechtigkeit wil-
n len verfolgt werden ; denn das Himmel-
reich ist ihr."
 
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