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Argos, oder der Mann mit hundert Augen — 4.1793

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Nro. XX
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https://doi.org/10.11588/diglit.47742#0161
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Doch wenn ich den Göttlichen in seiner
ganzen Liebenswürdigkeit erblicken will, so
denke ich mir ihn, wie er den Leidenden hilft,
wie er über Jerusalem weint, wie er sich an
der Unschuld der Kinder weidet, wie er von
der Wonne des Seelenfriedens und von dem
süßen Gefühle der Wohlthätigkeit hingerissen,
slleß, was schön und gut und rührend heißt,
rn folgende Worte Zusammendrängt: „ ^L-e-
„ !>g sind die Barmherzigen; denn sie wer-
den Barmherzigkeit erlangen. Selig sind,
die reines Herzens sind ; denn sie werden
„ Gott schauen. Selig sind die Friedfertig
„ gen ; denn sie werden Gottes Kinder heis-
ftn! " —-
Es ist mir unbegreiflich, wie man diese
Worte ohne Helle Freudenthränen lesen kann.
Enthalten sie doch alles, was die Menschen-
seele der unaussprechlichen Güte ihres Schö-
pfers nähert. Eine unermeßliche Anzahl neuer
glücklicher Welten drängt sich jezt vor meinen
Blicken; der Mensch wird Schöpfer und sei-
ne Geschöpfe sind glücklichgemachte Brüder.
Und hier kann auch der Aermste und Schwäch-
ste ein Schöpfer unaussprechlicher Freude sein;
Liebe, thätige Liebe, Zutrauen, und ein rei-
nes Herz können Wunder wirken, und eine
ganze unübersehbare Kette von Glück und
Freude schöpferisch aus dem Nichts hervor
rufen.
 
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