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https://doi.org/10.11588/diglit.65778#0049
setzte Jan in jedem Bildmotiv das porträthaft Wirkliche
an die Stelle der „gestempelten“ Formen. Aber gerade
im Farblichen sieht Goethe „den Schein der Tafel weit
über alle Wirklichkeit“ gesteigert. Einwände gelten der
Komposition und der Bewegung der Figuren. Wenn je-
doch Goethe die Vollkommenheit symmetrischer Ord-
nungen vermißt, so sucht er zugleich diesen Mangel aus
der geschichtlidien Situation heraus zu verstehen. Deut-
lich wird aber in diesem Punkt sein unbeirrtes Festhalten
an einem der Antike abgelesenen Kunst-Ideal. In einem
Brief an Knebel, bald nach dem ersten Besuch der Samm-
lung Boisseree geschrieben, heißt es: „Ich habe an der Ho-
merischen wie an der Nibelungischen Tafel geschmaust,
mir aber für meine Person nichts gemäßer gefunden als
die breite und tiefe immer lebendige Natur, die Werke
der griechischen Dichter und Bildner.“ Zu der beabsich-
tigten Vollendung des (nach Jan van Eyck abbrechenden)
Textes kam es nicht. Andere Aufgaben traten in den
Vordergrund: so die Redaktion der „Italienischen Reise“
und mit ihr wohl die mächtigsten Erinnerungen. Für die
Sammler war dies eine herbe Enttäuschung. Jedoch trübte
sich das freundschaftliche Einvernehmen zwischen ihnen
und Goethe zeitlebens nicht.
WICHTIGE LITERATUR
F. Winkler, Der Meister von Flemalle und Rogier van der Weyden,
Straßburg 1913. — M. J. Friedländer, Die altniederländische Ma-
lerei, Bd. 2: Rogier van der Weyden, Berlin 1924. — H. Beenken,
Rogier van der Weyden, München 1951. —• E. Panofsky, Early
Netherlandish Painting, 2 Bde., Cambridge/Mass. 1953 (mit um-
fangreicher Bibliographie).
Goethes Werke, Hamburger Ausgabe Bd. 12: Schriften zur Kunst,
kommentiert von H. von Einem, Hamburg 1953. — Sulpiz Bois-
seree, hrsg. von M. Boisseree, 2 Bde., Stuttgart 1862. — E.Firmenich-
Richartz, Die Brüder Boisseree, Bd. 1, Jena 1916. — W. Waetzoldt,
Deutsche Kunsthistoriker, 2 Bde., Leipzig 1921.
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an die Stelle der „gestempelten“ Formen. Aber gerade
im Farblichen sieht Goethe „den Schein der Tafel weit
über alle Wirklichkeit“ gesteigert. Einwände gelten der
Komposition und der Bewegung der Figuren. Wenn je-
doch Goethe die Vollkommenheit symmetrischer Ord-
nungen vermißt, so sucht er zugleich diesen Mangel aus
der geschichtlidien Situation heraus zu verstehen. Deut-
lich wird aber in diesem Punkt sein unbeirrtes Festhalten
an einem der Antike abgelesenen Kunst-Ideal. In einem
Brief an Knebel, bald nach dem ersten Besuch der Samm-
lung Boisseree geschrieben, heißt es: „Ich habe an der Ho-
merischen wie an der Nibelungischen Tafel geschmaust,
mir aber für meine Person nichts gemäßer gefunden als
die breite und tiefe immer lebendige Natur, die Werke
der griechischen Dichter und Bildner.“ Zu der beabsich-
tigten Vollendung des (nach Jan van Eyck abbrechenden)
Textes kam es nicht. Andere Aufgaben traten in den
Vordergrund: so die Redaktion der „Italienischen Reise“
und mit ihr wohl die mächtigsten Erinnerungen. Für die
Sammler war dies eine herbe Enttäuschung. Jedoch trübte
sich das freundschaftliche Einvernehmen zwischen ihnen
und Goethe zeitlebens nicht.
WICHTIGE LITERATUR
F. Winkler, Der Meister von Flemalle und Rogier van der Weyden,
Straßburg 1913. — M. J. Friedländer, Die altniederländische Ma-
lerei, Bd. 2: Rogier van der Weyden, Berlin 1924. — H. Beenken,
Rogier van der Weyden, München 1951. —• E. Panofsky, Early
Netherlandish Painting, 2 Bde., Cambridge/Mass. 1953 (mit um-
fangreicher Bibliographie).
Goethes Werke, Hamburger Ausgabe Bd. 12: Schriften zur Kunst,
kommentiert von H. von Einem, Hamburg 1953. — Sulpiz Bois-
seree, hrsg. von M. Boisseree, 2 Bde., Stuttgart 1862. — E.Firmenich-
Richartz, Die Brüder Boisseree, Bd. 1, Jena 1916. — W. Waetzoldt,
Deutsche Kunsthistoriker, 2 Bde., Leipzig 1921.
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