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Instytut Historii Sztuki <Posen> [Hrsg.]
Artium Quaestiones — 4.1990

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Rozprawy
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Kaczmarek, Romuald; Witkowski, Jacek: Das Grabmal Heinrichs I. des Bärtigen von Schlesien und des Hochmeisters des Deutschen Ordens Konrad von Feuchtwangen in der Zisterzienserinnenklosterkirche in Trebnitz (Trzebnica)
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https://doi.org/10.11588/diglit.28097#0012
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R. KACZMAREK, J. WITKOWSKI

kunstvołl konstruierte Inschrift voller durchdachter, mehrdeutiger Formuherungen
ist nach Stefan Zablocki die schonste und vollkommenste mittelalterliche Grabin-
schrift Schlesiens 16 und gehort der sog. spatmittelalterlichen Reimschule an, die ihre
Wurzeln im franzosischen Humanismus des 12. Jh. hat. Dieser komplizierte Latein-
stil wurde im 13. Jh. zu einer Kunst, deren einziger Vertreter in Polen eine lange Zeit
Wincenty Kadłubek war. Das Aufkommen dieser Grammatikschule bildet eine
deutliche chronologische Zasur. In Polen wurde sie am Ende des 14. und im 1. Viertel
des 15. Jh. bekannt, in Schlesien in der 2. Halfte des 14. und zu Beginn des 15. Jh., so
daB man das Grabmal selbst hypothetisch in diese Zeit datieren kann 17. Aufgrund
des Satzbaus kann man vermuten, daB der Autor der Inschrift ein Deutscher oder im
deutschen Kulturkreis ausgebildet worden war. Aufgrund der Abhangigkeit des
Trebnitzer Klosters von dcr Abtei Leubus, die damals ein bedeutendes Kultur-
zentrum war, wird man den Autor der Verse wohl unter den Leubuser Mónchen zu
suchen haben 18.

Wenn wir die Entstehung des Grabmals Heinrichs I. in der 2. Halfte des 14. Jh.
annehmen, miissen wires uns als eine Anlage im sog. Parlerstil vorstellen, die gerade
damalsin Schlesien allgemeinerrichtet wurden. Die in den, wenn auch sehr lakoni-
schen, Beschreibungenerwahnten Eigenschaften der Grabflgur des Fiirsten passen in
den Kreis der von der Kunst Peter Parlers abhangigen Grabmaler. Dariiber hinaus
machtsichgeradeindieserZeitein Ansteigen der Grabmalsstiftungen fur langst ver-
storbene Wohltater in Kirchen, in denen diese ihre letzte Ruhestatte fanden, bemerk-
bar 19. Auch das Grabdenkmal Heinrichs des Bartigen wurde zu Ehren des Stifters des
Klosters und der Kirche in Trebnitz errichtet, was in der Inschrift desselben zum
Ausdruck kommt. Die Versehaben polemischen Charakter und begrunden das Recht
•des Fiirsten auf so einen ehrenvollen Platz wie das Presbyterium der Trebnitzer

16 Herrn Prof. Stefan Zabłocki mochten wir an dieser Stelle recht herzlich fiir die Hilfe bei
der Datierung, Ubersetzung und Interpretation der Inschrift auf dem Grabmal Heinrichs des
Bartigen danken.

17 Die einzigen schlesischen Inschriften, die der besprochenen in ihrem Charakter nahe-
kommen, befinden sich auf den Grabmalern der Fiirsten Primislaus von Steinau und Konrad
von Sagan in Leubus (um 1315); Luchs, (s. Anm. 15), datiert das mittelalterliche Grabmai
Heinrichs I. aufgrund der Inskription auf den Anfang des 14. Jh.

18 So die Meinung von Prof. Stefan Zablocki.

19 Hierbei handelt es sich um die Grabstatten von Bolko I. und Bolko II. in der Franziskaner-
kirche von Oppeln, um 1380; Heinrich II. dem Frommen in der Franziskanerkirche Breslau
{Wrocław], um 1383 - 1385; Mathilde von Glogau [Głogów] im Glogauer Kollegiatstift, um 1390;
von der Intensivierung der besprochenen Erscheinung zeugen hier nur die beiden ersten und
ein spateres Beispiel, das nicht mehr existierende Grabmal Peter Wlasts und Marias in der
Benediktinerabtei auf dem Elbing [Ołbin] von ca. 1270 - 1290, das Grabmal Boleslaus des
Hohen in der Zisterzienserkirche Leubus [Lubiąż] von ca. 1270 - 1290, sowie die Grabstatte
Primislaus von Ratibor [Racibórz] und Annas in der Dominikanerinnenkriche in Ratibor von
ca. 1500; vgl. J. Kębłowski, Pomniki Piastów Śląskich w dobie średniowiecza (Die Denkmaler
der schlesischen Piasten im Mittelalter), Wrocław 1971, S. 144, 156, 168, 175 f.; M. Kutzner,
Racibórz (Ratibor), Wrocław 1965, S, 113.
 
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