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Instytut Historii Sztuki <Posen> [Hrsg.]
Artium Quaestiones — 14.2003

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[Rozprawy]
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Woldt, Isabella: Lord Shaftesbury und die Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.28200#0141
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138

ISABELLA WOLDT


22. Georg Vischer, Christus und die Ehebrecherin, 1637, Miinchen, Bayerische Staatsge-
maldesammlungen

mit der Samariterin gewesen sein. Die Fingerstellung auf Vischers Bild
entspricht mehr der auf Carraccis Bild und erscheint auch plausibler
aufgrund des Motivs. Shaftesbury spricht aber von dem Finger, der pa-
thetisch die Brust beriihrt, also handelt es sich bei seinem Vergleich viel-
leicht doch um das Bild von Diirer. Wenn dem so ist, dann frage ich,
warum er nicht von der humanistischen Idee der gottahnlichen Gestal-
tungskraft des Kiinstlers spricht, die er ja selbst vertrat (der Kiinstler
sei der „second Maker under Jove”), sondern die Stellung ais Hinweis auf
die innere Leidenschaft („Affectation”) des Malers auffaBt. Diese Darstel-
lung bedeutet fur ihn eine artifizielle Form der Visualisierung der
Affekte, die er kritisiert. Und wenn der Maler, statt das Natiirliche dar-
zustellen, um den inneren Zustand verstarkt zu versinnbildlichen, auf
„Imitatio Christi” zuriickgreift, wie hier Diirer, dann bedeutet das fur
den Philosophen nicht einen natiirlichen Ausdruck, sondern eine Manier.
In diesem Sinne betrachtet er das Bild von Carracci ais Nachahmung der
Nachahmung: „Imitation of Imitation. [...] At second Hand. Not immedi-
ate, not original, from Naturę”105.

105

SE, 1,5, S. 210.
 
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