DANZIG AM MITTELMEER. DIE BRONZESKULPTUR DES NEPTUNBRUNNENS
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und drittens einen Darstellungsmodus zwischen beiden, die isolierte
Einzelfigur, die aber in einer bestimmten Aktion begriffen zu sein
scheint. Attribute sind dingliche Stellvertreter charakteristischer Hand-
lungen. Dieser dritte Modus „aktiviert” die Attribute27. Er zeigt sie in
Gebrauch, verkürzt aber die Handlung, die gemeint sein könnte, auf ei-
nen bloßen Gestus, was wiederum der stillgestellten Beschaffenheit des
Bildmediums entgegenkommt.
Abb. 6. Giambologna, Neptun, Florenz,
Museo Nazionale del Bargello
Betrachten wir den Delphin
in der Rolle des „aktivierten”
Attributs bei Giambologna. Zu-
nächst dessen Bronze-Neptun in
Bologna (Abb. 2). Der Delphin, der
das nach hinten ausgestellte Spiel-
bein unterstützt, scheint viel zu
klein, um ernsthaft das Gewicht
des Giganten zu tragen, und doch
ist es, als steige die soeben ein-
getroffene Gottheit von ihm herab auf den festen Grund der Plinte28. Das
andere Beispiel ist Giambolognas marmorner Oceanus-Neptun (Abb. 6).
Er bekrönte seit 1574 in der vom Palazzo Pitti, der herzoglichen Re-
sidenz, ausgehenden Sichtachse der Boboli-Gärten den seinerzeit wohl
27 Zum Begriff des „aktivierten” Attributs vgl. M. Campbell, Giambologna’s Oceanus
Fountain. Identifications and Interpretations, (in:) Boboli ’90, Atti del Convegno interna-
zionale di studi per la salvaguardia e la valorizzazione del giardino (Firenze, 9—11 marzo
1989), Hg. C. Acidini Luchinat, E. Garberò Zorzi, Bd. 1, Firenze 1991, S. 98.
28 B. Laschke, Un ritratto di Giovanni Bologna e la Fontana di Oceano nel Giardino
di Boboli, (in:) Giambologna tra Firenze e l’Europa, Firenze 2000, S. 69, bezieht die Stel-
lung der Beine der Neptun-Figur auf die Qwos-Ego-Episode: Der Gott steige von dem Del-
phin, seinem mythologischen Reittier, und mache Anstalten, die aufgeregten Wogen des
Meeres zu beruhigen.
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und drittens einen Darstellungsmodus zwischen beiden, die isolierte
Einzelfigur, die aber in einer bestimmten Aktion begriffen zu sein
scheint. Attribute sind dingliche Stellvertreter charakteristischer Hand-
lungen. Dieser dritte Modus „aktiviert” die Attribute27. Er zeigt sie in
Gebrauch, verkürzt aber die Handlung, die gemeint sein könnte, auf ei-
nen bloßen Gestus, was wiederum der stillgestellten Beschaffenheit des
Bildmediums entgegenkommt.
Abb. 6. Giambologna, Neptun, Florenz,
Museo Nazionale del Bargello
Betrachten wir den Delphin
in der Rolle des „aktivierten”
Attributs bei Giambologna. Zu-
nächst dessen Bronze-Neptun in
Bologna (Abb. 2). Der Delphin, der
das nach hinten ausgestellte Spiel-
bein unterstützt, scheint viel zu
klein, um ernsthaft das Gewicht
des Giganten zu tragen, und doch
ist es, als steige die soeben ein-
getroffene Gottheit von ihm herab auf den festen Grund der Plinte28. Das
andere Beispiel ist Giambolognas marmorner Oceanus-Neptun (Abb. 6).
Er bekrönte seit 1574 in der vom Palazzo Pitti, der herzoglichen Re-
sidenz, ausgehenden Sichtachse der Boboli-Gärten den seinerzeit wohl
27 Zum Begriff des „aktivierten” Attributs vgl. M. Campbell, Giambologna’s Oceanus
Fountain. Identifications and Interpretations, (in:) Boboli ’90, Atti del Convegno interna-
zionale di studi per la salvaguardia e la valorizzazione del giardino (Firenze, 9—11 marzo
1989), Hg. C. Acidini Luchinat, E. Garberò Zorzi, Bd. 1, Firenze 1991, S. 98.
28 B. Laschke, Un ritratto di Giovanni Bologna e la Fontana di Oceano nel Giardino
di Boboli, (in:) Giambologna tra Firenze e l’Europa, Firenze 2000, S. 69, bezieht die Stel-
lung der Beine der Neptun-Figur auf die Qwos-Ego-Episode: Der Gott steige von dem Del-
phin, seinem mythologischen Reittier, und mache Anstalten, die aufgeregten Wogen des
Meeres zu beruhigen.