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Andreae, Bernard [Editor]; Matz, Friedrich [Editor]; Andreae, Bernard [Editor]; Robert, Carl [Editor]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0186

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KATALOG

Bedenkt man, daß r. wenigstens 1,5 cm abgearbeitet sein
müssen, damit die am r. Rand stehende Figur vollständig
dargestellt gewesen sein kann, erhält der Deckel eine ur-
sprüngliche Länge von 2,08 m, was der Länge der Front-
platte genau entspricht. Es ist deshalb so gut wie sicher,
daß die beiden zusammen aufbewahrten Stücke ursprüng-
lich zusammengehören, zumal auf beiden Seiten des Dek-
kels die fast gleiche Darstellung einer Löwenjagd begeg-
net, die ihrerseits genau die Figurenfolge des Kastens
wiederholt. Wären die Darstellungen auf der r. und 1.
Seite des Deckels voneinander verschieden, könnte man
noch Zweifel anmelden, ob die beiden Stücke zusammen-
gehören, so aber spricht alles dafür, daß die symbolisch
zu deutende, erstarrte Figurenfolge gleich dreimal auf dem
gleichen Sarkophag wiederholt wurde.
Zum Frontrelief: Jäger mit Mantel, Schild, Helm hält
Pferd am Zügel. Zwischen seinen Füßen ein erlegtes Groß-
wild. Da das Tier ein zottiges Fell hat, aber keinen Schwei-
nerüssel und keine Hauer, kann es weder ein Löwe noch
ein Eber sein, es dürfte sich vielmehr um einen Bär han-
deln. Der merkwürdige bärtige Kopf mit vollen Haaren,
der dem stehenden Jagdherrn in Panzer aufgesetzt und
am Bruch mit Gips verkleistert wurde, kann nicht ur-
sprünglich zu diesem Sarkophag gehören, da er nach Stein-
metztechnik und Proportion völlig verschieden ist von
allen anderen ungebrochen ansitzenden Köpfen. Die Di-
stanz Haarrand-Mund beträgt bei dieser Figur nur 4 cm,
bei allen anderen 6 cm. Außerdem sieht man an dem bärti-
gen Kopf weder an der Mundspalte, noch in den Augen-
winkeln oder den Haaren eine Spur von Bohrungen, mit
denen die Formen aller übrigen Köpfe gestaltet sind. Die
Einzelformen, besonders der Augen sind auch völlig ver-
schieden.

Flache, fein geschnittene Augenlider rahmen kleine
Äuglein, während man sonst nur große Mandelaugen mit
Pupillenbohrung und wulstigen Lidern sieht. Schließlich
hat der bärtige Kopf spitze Ohren, dürfte also einen Satyr
von einem dionysischen Sarkophag darstellen.
Soweit sich dies bei der Bestoßung noch feststellen läßt,
hatte das Schwert des auf die Lanze gestützten mit Panzer,
Paludamentum und Stiefeln bekleideten Jagdherrn einen
AdlerkopfgrifF. Auch der Jagddiener neben ihm trägt einen
Adlerkopfhelm. Zwischen den Füßen des Jagdherrn wird
der Kopf eines erlegten Ebers sichtbar. Die nach 1. aus-
schreitende, aber nach r. blickende Virtus spannte den
(jetzt abgebrochenen) Bogen. Der als Jäger mit Tunica
bekleidete Jagdherr zu Pferd schwingt die Lanze. Das
Pferd des unter ihm gestürzten Jagdgehilfen schlägt mit
der Stirn zwischen den Vorderbeinen zu Boden, wie man
es in der Nachfolge der Typik des Alexandermosaiks eher
auf Schlacht- als auf Jagdsarkophagen beobachtet.
Datierungsvorschlag: 1. Jahrzehnt 4.Jh.

207. Frgt. - Split, Archäologisches Museum Inv.
E 69.

L 0.3 2 H 0.3 5.

Taf. 83,3 (Photo N. Cambi).

N. Cambi, AA 1977, 449 Nr. 3 Abb. 124.

Vorderteil eines Mähnenlöwen; Gewandrest und Knie (?)
eines Jagdbegleiters.

Datierungsvorschlag: letztes Viertel 3. Jh.

208. K. - Spoleto, Piazza del Duomo, vordem im Pa-
lazzo Campello.

L 2.34 H 0.71 B 0.79 RT0.08.

Taf. 54,2; 62,1. 2.5-6; 116,8; 123,2; 124,7 (Inst.Neg.Rom
59.1607; 5 Photos G. Fittschen-Badura; 6 Photos Verf.;
Photo G. Fittschen-Badura; Photo Verf.). - Hier S. 31.
64. 68. Anm. 351. 85-89. 93. 95. 115. 122. 133.

Tarchi (1936) Taf. 240,3. - A. Paoletti, Sarcofago con caccia al leone
in Spoleto (1955). - B. Toscano, Spoleto in pietre, guida artistica
della cittä (1963) 137. - Vaccaro Melucco (1963/64) 31 f. Nr. 27
Taf. 18,43. " Uggeri (1963/64) 105. -- Egger-Mundt (1976) 125. 284
L/17 Abb. 129. 239. - Bozzini (1977) 329 Anm. 16; 330 Anm. 20;
331 Anm. 24.

Später zweiszeniger Löwenjagdsarkophag. Der Kasten
wird als Brunnentrog im Freien benutzt und ist entspre-
chend abgerieben und bestoßen. Abgebrochen sind der
Torbogen am 1. Rand samt dem Gewände, Maul und r.
Vorderbein des Pferdes, beide Unterarme des Feldherrn,
der r. Unterarm der Virtus, in deren Schild zwei Löcher
gebrochen sind, der r. Unterschenkel des Jagdherrn und
die beiden r. Beine seines Pferdes, der r. Arm des Gestürz-
ten bis auf die Hand, der r. Unterarm des ersten Treibers,
die 1. Pranke des Löwen, aus dessen Leib der rechteckige
Marmorflicken herausgefallen ist, wie ihn z.B. auch die
Sarkophage in Wien (Kat. 247, Taf. 36,1) und Arles C
(Kat. 3, Taf. 94,4) an anderen Stellen aufweisen. Abgebro-
chen ist auch der r. Unterarm des zweiten Treibers und
die 1. Hälfte seines Gesichtes, die Gesichter der Jäger über
der LöwTin. Das r. Vorderbein vom Pferd des äußeren,
der r. Unterschenkel des gestürzten Pferdes und der Pfeiler
am r. Rand.

Datierungsvorschlag: 1. Jahrzehnt des 4.Jhs.

209. K. Frgt. - Stockholm, National Museum 190.
L 0.53,5 H 0.62.

Taf. 87,7 (Photo Museum). - Hier S. 108.

Fragment eines Wannensarkophages mit Löwenprotome
und Jagdszenen. Erhalten ist ein Reiter nach r., den ein
Eber anfällt.

Datierungsvorschlag: 270-280.

210. Vs. Frgt. - Subiaco, S. Scolastica.
L 1.06 H 0.51.

Taf. 6,5; 10,4.5 (Inst.Neg.Rom 79.1539, 1541, 154°)- -
Hier S. 40. 107. 109.

Der fragmentarische Zustand des Sarkophags läßt keine
eindeutige Entscheidung zu, ob die Komposition, welche
vier Reiter im Jagdangriff zeigt, eher entsprechend dem
Sarkophag im Palazzo Massimi (Kat. 125, Taf. 86,1) oder,
was wahrscheinlicher ist, entsprechend dem Sarkophag in
Dresden (Kat. 28, Taf. 7,6) zu ergänzen ist. Erhalten sind

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