Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0091
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I L I U P E R S I S Tafel XXVI

73

Hand den rechten Oberarm der Mutter; sein gebogener
rechter Unterschenkel ist auf der linken Schmalseite 63 a
u°er dem linken Arm des Kriegers an der Ecke erhalten.

Auf der linken Schmalseite Fig. 63a der Tod des
Troilus. Auf seinem sich bäumenden Ross sitzt der jüng-
ünghaft gebildete Troilus; er ist völlig nackt; am linken
Arm trägt er den Schild; doch hat die Hand die Handhabe
losgelassen und macht eine bittende Geberde gegen
Achilles hin. Dieser, in Helm, Chlamys und Stiefeln,
am linken Arm den Schild, in der Hand den Speer, greift
m*t der Rechten nach dem langen Haar des Troilus, um
din vom Pferde herabzureissen. Hinter ihm steht ein
jugendlicher Grieche in Helm, gegürteter Exomis, Chlamys
Und Stiefeln, am linken Arm den Schild, im Begriff mit
der Rechten das Schwert aus der Scheide zu ziehen. Im
Hintergrund erscheinen noch zwei Füllfiguren, beide etwas
höher stehend; zwischen Achilles und Troilus ein Troianer,

artlg, wie der über dem Arm des Achilles sichtbare
Schnurrbart erkennen lässt, und mit phrygischer Mütze und
2wei Gewändern bekleidet, von denen das untere lange,
^as obere kürzere Aermel hat; beide Arme nach unten
vorstreckend scheint er dem Achilles zu Füssen fallen und
seine Gnade für Troilus erbitten zu wollen. Da er ohne
Waffen ist, darf man ihn wohl für den Pädagogen des

roilus halten, der schon bei Sophokles auftrat 7"roilos

• 558 und auch auf einer unteritalischen Vasex) dargestellt
^ (O. Jahn Telephos und Troilos und kein Ende Taf. 3).

°n der zweiten Füllfigur werden zwischen Achilles und
dessen Begleiter nur der nach rechts gewandte bärtige Kopf
Und das in Vorderansicht stehende rechte Bein mit dem
Unteren Ende des Chitons sichtbar; es ist wohl ein weiterer
Begleiter des Achilles gemeint.

^ Für den Typus der Darstellung vgl. das pompejanische
dd aus Augusteischer Zeit, abgeb. Archäologische Zeitung
^ VW 1870 Taf. Nr. r. Für die Anbringung gerade
eses Mythus auf der Schmalseite eines Iliupersissarkophags
^ird die Erinnerung an die Sagenversion massgebend ge-
^esen sein, nach welcher die Tödtung des Troilus eine
gl Vorbedingungen für den Fall von Troia war, Plautus
cchides V. 054, vgl. Kiessling Analccta IHauüna {Index
Warum aestivarum Grypbiswald. 1878) p. 16, Robert Bild

von denen das untere lange Aermel hat, das obere ärmellos trauernde troianische Frauen. Der Darstellung liegt
ist, und schurzartig um die Hüften geschlungenem Mantel; derselbe Typus zu Grunde, wie der linken Eckscene
sich weit nach vorn überbeugend, hebt sie mit beiden von 59. In der Mitte Andromache, jedoch ohne
Händen ihr nacktes Knäbchen zu sich empor und küsst es Astyanax; auf einem Felsstück sitzend führt sie die rechte
auf die linke Wange. Das Knäbchen berührt mit der rechten Hand zum Gesicht, wohl um sich die Thränen abzuwischen;

die linke im Schooss ruhende Hand weist mit drei
ausgestreckten Fingern auf die Erde. Bekleidet ist Andro-
mache mit gegürtetem Aermelchiton, langem schleierartig
über den Kopf gezogenem Mantel und Schuhen; im Haar
trägt sie eine breite Binde. Hinter ihr steht Hecuba, im
Haar ein Diadem, gleichfalls mit schleierartig über den Kopf
gezogenem, überdiess, wie es scheint, gegürtetem Mantel,
Chiton und Schuhen; sie hat beide Arme erhoben und von
den Fingern der linken Hand die beiden kleinen ein-
geschlagen, die drei grösseren ausgestreckt, macht also den
zur Begleitung der Rede üblichen Gestus; offenbar spricht
sie in Andromache ein. Von den beiden vor Andro-
mache stehenden Frauen, die hier durch das Diadem sicher
als Fürstinnen, somit als Schwestern des Hector bezeichnet
sind, entspricht die mehr im Vordergrund stehende fast
genau der linken Eckfigur auf 59; sie hält den rechten Arm
vor den Leib, stützt darauf den linken Ellenbogen und
schmiegt die Wange in die linke Hand; der ärmellose Chiton
ist von der rechten Schulter herabgeglitten, der Zipfel des
Mantels über den rechten Arm geworfen; an den Füssen
trägt sie Schuhe. Bei der zweiten mehr im Hintergrund
stehenden Schwägerin ist die Stellung dieselbe, nur dass
die Haltung der Arme vertauscht ist; sie trägt einen
gegürteten Aermelchiton und einen langen Mantel, dessen
einer Zipfel wieder über den rechten Arm geworfen ist.
Ganz links steht auf hoher Basis das Pallasidol von Uion;
die Göttin ist in dem Typus der Promachos dargestellt;
das rechte Bein ist zurückgestellt, das linke wohl weit aus-
schreitend zu denken; auf dem Kopf trägt sie den Helm,
am linken Arm den Schild, mit der Rechten zückt sie den
Speer. Bekleidet ist sie mit langem Peplos.

Dass der Inhalt der Darstellung die Trauer um einen
Todten ist, lehrt die charakteristische Handbewegung der
Andromache; schwanken kann man nur, ob der Betrauerte
Hector oder Astyanax ist. Im ersteren Fall würde, wie
auf 63 a, ein früherer, im letzteren ein späterer Moment
als auf der Vorderseite dargestellt sein, und die Darstellung
würde zur zweiten Scene der Vorderseite, wo Andro-
mache vergeblich ihr Kind zu schützen sucht, in nahe Be-
ziehung treten. Das bei einer Todtenklage um Hector
schwer verständliche Fehlen des Astyanax lässt die letztere
Auffassung als die richtige erscheinen.

Und Ued S. 125 A. 60.

^ Auf der rechten Schmalseite Fig. 63 b, die an den Ecken
^u^ch Pilaster mit Blattcapitellen eingefasst wird, vier

64) D. Oxford, University Galleries. Fig. 64.
„Sehr rohe Arbeit, nichts ergänzt" Matz. L. 2,27. H. 0,27

san, ? Elne Sehr interessante Replik befindet sich in der kleinen Vasen- (3U^ ^er Tafel irrthümlich etwas ZU Stark Verkleinert")

Ung der Kaiserlichen Akademie zu St. Petersburg. Zeichnung V011 ElCHLER 1873.

19
 
Annotationen