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Matz, Friedrich [Editor]; Andreae, Bernard [Editor]; Robert, Carl [Editor]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0178
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i6o

TROISCHER KREIS

die rechte Ecke der Vorderseite gehört, enthält den delle Urne etruschc tav. 86 nr, 2), eines römischen Reliefs
grössten Theil der Nebenscene. Der nackte Cyclop, mit im Louvre (abgeb. Visconti // Museo Vio-Clcmentino V tav.
grossem Stirnauge ausser den beiden gewöhnlichen und j d'agg. 4 nr. 4; Clarac Musee de sculpture II pl. 223, 249

mit langem struppigem Haupt- und Barthaar, sitzt, das linke
Bein unter das rechte geschlagen, auf einer Erhöhung.
Zu seinen Füssen liegt ein getödteter Gefährte des Ulixes
mit geöffneter Brusthöhle, die nach unten durch die Fetzen
der Haut begrenzt wird. Polyphem hält in seiner linken,
auf dem linken Oberschenkel aufliegenden Hand ein Stück
von den Eingeweiden des Erschlagenen. Der rechte Arm
war vorgestreckt5 in der Abbildung bei Arditi ruht die
rechte Hand auf dem Unterarm des Ulixes, wo indessen
keine Ansatzspur erhalten ist, so dass wir es wohl mit
einer willkürlichen Ergänzung des Zeichners zu thun haben.
Ulixes in Pileus und gegürteter Exomis tritt von links
behutsam heran, mit der Rechten dem Cyclopen den Becher
darbietend, / 345

Kai tot iyco HLu/ckcrna Trpoc^Chccv äyp irapaaTag,
Kiaavßiov /xstoI yspaiv tyccv ßieXavog ohoio'
JLv/cXuip, t9j, ttIs oivov, srrsi (j)dysg dvbpopLsa Kp£a.'
Zu seinen Füssen liegt der gefüllte Weinschlauch. Ueber
dem Kopf des Cyclopen ist noch der verstümmelte, er-
hobene rechte Arm von einem rechts stehenden Ge-
fährten des Ulixes erhalten, 1 294

|F yj/uLeig os kkaiovreg ävscxsQ-oßsv A// yetpag,
aysTkia %py opoccvTsg.
Im Reliefgrund hinter Ulixes eine Kiefer, hinter Poly-
phem eine Eiche. Der Dar-
ifllplk Stellung liegt eine statuarische

WT^F Gruppe zu Grunde, aus der die

Mmt!] ...

—Cvj^&g Figur des Ulixes in einer aus

f y -\ Villa Pamfili in das Museo Chia-

[b./.- yQvl_A /) ramonti übergegangenen Copie

4f%v!C. f]f I (Annali delP Instituto XXXV

Ös^ly^J V/\ tav' ^aSS- O nr. 2), die des

\J "^P^^W^m)^ Polyphem in einer Marmorcopie

V M^üfff \h des capitolinischen Museums

V \ ' h In (abgeb- Bottari e Foggini Museo
yv j' / -1 )\^ Capitolino I tav. 59; s. die bei-

k-vl U /jv " r ^s4'' stehende Textabbildung1) nach
1 / / u| einer Photographie) und in einer
/ 1/f.. * { yA. \ früher im Cabinet Pourtales-
jf '' / J\ Gorgier befindlichen Bronce-

^^^^^Cd_^<C^^/V copie (abgeb. Raoul Rochette
—• ' • *' * Monumens inedits pl. 6z fig. 2)

erhalten ist. Auf dieselbe

polyphem

Gruppe gehen die Darstellun-
gen einer etruskischen Aschenkiste (abgeb. Brunn / Rilievi

*) Die Angabe der Ergänzungen nach Botho Graef, der das Ori-
ginal auf meine Bitte genau untersucht hat; „der Kopf der liegenden
Figur ist antik, aber sicher nicht zugehörig; es ist ein mit Weinlaub be-
kränzter Kinderkopf, von einem kleinen Dionysos." Graef.

nr. 451) und einiger römischer Lampen zurück, von denen
sich ein Exemplar in Brunn's Besitz (abgeb. Annali deW
Instituto XXXV 1803 tav. d'agg. O nr. 3), ein anderes im
Antiquarium des Berliner Museums befindet (s. die bei-
stehende Abbildung nach Zeich-
nung von C. L. Becker). Der
Verfertiger des Sarkophags hat
die Rohheit der Darstellung noch
gesteigert, indem er dem Poly-
phem, der im Original den einen
Arm des getödtet am Boden
liegenden Griechen hielt, statt
dessen die Eingeweide in die

lampe im berliner museum

Hand gab.

Das zweite Fragment Fig. 148 a gehört zu der Haupt-
scene der Vorderseite. Die Blendung des Polyphem
war hier ganz ähnlich dargestellt, wie auf 147. Erhalten
ist der Oberkörper des Cyclopen, dessen Augen hierim
Widerspruch mit der Situation offen gebildet sind. Er
ruht zurückgelehnt, vermuthlich, wie auf 147, auf einem
Felsen, auf den er auch den linken Arm stützt; der rechte
Arm war vorgestreckt. An seiner rechten Schläfe ist das
brennende Ende des Pfahls erhalten, mit dem er geblendet
wird. Rechts hinter ihm bemerkt man, wie auf 147, nur
etwas höher stehend, .wieder den Mundschenken in gegür-
tetem ärmellosem Chiton. Der Rest darunter kann nach
Mau, der auf meine Bitte die Fragmente einer sorgfältigen
Untersuchung unterzogen hat, nicht von einem Widder
herrühren, scheint vielmehr eher ein Baumstamm zu sein.

Von demselben Sarkophag sind, worauf mich zuerst
Studniczka aufmerksam gemacht hat, vielleicht noch zwei
weitere Fragmente erhalten, die mit den unmittelbar
folgenden Museumsnummern (0582. 6583) bezeichnet sind
und vielleicht schon im Inventar von 179Ö zusammen mit
148a unter nr. 180 aufgeführt werden; s. die Abbildungen
auf S. 161 Fig. 148 b. Fig. 148 c. Material und Arbeit
sind nach Studniczka's Zeugniss genau dieselben, wie bei
148. 148 a. Auch Mau bestätigt auf Grund einer neuen
Untersuchung die Möglichkeit der Zusammengehörigkeit.
Das erste dieser beiden Fragmente Fig. 148 b (L. 0,54.
H. 0,57, Zeichnung von Eichler 1875 hat dieselbe Relief-
erhebung, wie 148. 148a, und würde somit auch an die
Vorderseite gehören. Erhalten sind die Oberkörper zweier,
mit gegürtetem Chiton und auf der rechten Schulter ge-
heftetem Mantel bekleideter Männer. Der eine rechts,
mit Vollbart und lockigem Haupthaar, wendet den Kopf
nach links zurück; der rechte Arm war gesenkt und vor-
gestreckt. Auf seinem Leib ist ein sehr bestossener Rest
erhalten. Der zweite links, dessen Kopf vollständig zer-
 
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