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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0068
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TAFEL X. XI 35 — 37

51

Schwert; der dritte, offenbar vornehmste sitzt, die Chlamys
um die Hüften gewunden, die Hände auf das Knie und
den Sitz gelegt, vollkommen ruhig da. Hinter ihm steht
am Boden ein Panzer und hängen an der Wand Schild
und Schwert. Ich weiss auch jetzt keine bessere Deutung,
als die von mir a. a. O. S. 23 vorgeschlagene, die freilich
als gesichert nicht gelten kann. Danach wären die drei
Jünglinge die Söhne des Minos, Catreus, Deucalion und
Androgeos, die der von ihrem Vater angenommenen
Religion misstrauisch gegenüber stehen und befremdet und
zögernd auf das Fruchtopfer, wie auf etwas neues und
seltsames, blicken.

Gute Arbeit, vielleicht noch aus dem Ende des r. Jahr-
hunderts.

36) F. Oxford, üniversity Galleries. Fig. 36.
L. 0,78. H. 0,70. Zeichnung von Eichler 1873.

Das Fragment gehört zu den von der Countess Dowager of
Pomfret, Henriette Louisa 1755 geschenkten, aus der Arundel-
Sammlung (iözi — 1641) stammenden Stücken; vermuthlich ist es
von W. Petty in Kleinasien erworben; s. Michaelis Ancient Marbles
in Great Britain 1882 p. 1 5 ff. p. 539. p. 564.

Abbildung: Chandler Marmora Oxonieusia 1763 I/V. XLVIII
nr. 118.

Litteratur: Chandi.fr a. a. O. {>. VI; Hand-Book Guide for the
Üniversity Gallertes, Oxford 1851 p. 18 nr. 48; A. Conze Archäo-
logischer Anzeiger 1864 S. 168*; Michaelis a. a. O. p. 564 nr. 105.

Linke Ecke eines griechisch-römischen Sarkophags. Am
oberen Rand Perlenschnur, Eierstab und lesbischem Kyma.

Auf einem Steinsitz thront ein barbarischer König mit
langem Haupt- und Barthaar, um den Kopf eine Binde. Er
trägt doppelt gegürteten Chiton und Mantel; die Linke
stützt er auf einen kurzen seepterartigen Stab; auf dieser
ruhte der rechte Ellenbogen. Die weit vorgestreckte rechte
Hand greift nach den Früchten, die ein nach rechts ge-
wandtes Mädchen, im blossen Chiton mit Ueberschlag, auf
einer Schüssel trägt. Hinter dem König steht sein bärtiger
Doryphorus, in phrygischer Mütze, gegürtetem Aermel-
chiton, auf der rechten Schulter geheftetem Mantel und
vielleicht Hosen. Die Linke stützt sich auf einen Speer,
die Rechte hält ein in der Scheide steckendes Schwert.
Vgl. auf II 177. 178 Thoas und seinen Begleiter. Zwischen
dem König und dem Mädchen steht im Hintergrund ein
Jüngling in phrygischer Mütze, Chiton und Mantel, das
Gesicht nach links zurückwendend. Endlich wird rechts
von dem Mädchen noch ein erhobener nackter rechter Arm
sichtbar, der einen Zweig zu halten scheint.

In dieser rätselhaften Darstellung will Michaelis, indem
er den Hochzeitssarkophag der Uffizien (Dütschke Nr. 62)
vergleicht, das Siegesopfer eines barbarischen Königs sehen;
der nackte Arm rühre von einer rechts folgenden Victoria
her. Ich möchte dem Zweig nach der Art, wie er gehalten

wird, eher lustrale Bedeutung zuschreiben, und da es sich
offenbar um das Fruchtopfer eines barbarischen Königs
handelt, hat mich der Vergleich mit 35b an Minos und seine
Einweihung in die Mysterien des idäischen Zeus denken
lassen; der Arm würde dann dem weihenden Priester ge-
lieren. Auf Grund dieser Vermuthung, deren Unsicher-
heit ich mir keineswegs verhehle, habe ich das Fragment
mit allem Vorbehalt an dieser Stelle eingesetzt.

37) P. Messina, Museum. Fig. 37. L. 2,07. H. 0,78.
Rh. 0,04. Grauer Marmor. Zeichnung von Eichler 1876.

Früher in der Kirche San Giacomo „011 ne connoit ni so» originr,
ni la moindre ebose de ce qtii conccrnc la vie du mort en Vbonneur
duqucl il a et'e erige" Houel.

Abbildung: Houel Voyage pittoresque des isles de Steile de Malte
et de Lipari II 1784 tav. 75 (die Figuren noch mit den jetzt fehlenden
Geschlcchtsthcilen, falls sie nicht Houels Zeichner zugesetzt hat).

Litteratur: Riedesel Reise durch Sicilien und Grossgricchen-
land 1771 S. 164 f. (die dort erwähnte Monographie von Andrea
Gallo habe ich nirgends auftreiben können; auch in Narisonnes B'tblio-
graphia Sicola habe ich sie vergeblich gesucht; vielleicht handelt es
sich nur um die von Gallo an Riedfsel gegebene Abschrift eines
Manuscripts); Houel a. a. O. p. 6; Gius. la Farina Messina cd i
suoi monumenti 1840 p. 75. p. 99; Robert Archäologische Zeitung
XXXV 1877 S. 7 A. 19.

Die Vorderseite Fig. 37 zeigt in drei Scencn die Ge-
schichte von Daedalus und Icarus.

In der linken Eckscene ist der unbärtig gebildete, nur
mit der Exomis bekleidete Daedalus beschäftigt mit einem
spitzen Instrument einen Flügel zu bearbeiten, den er mit
der Spitze nach oben auf einen Schemel stützt. Eine
hinter ihm stehende Frau, in Chiton mit Ueberschlag, ein
Diadem im Haar, berührt mit der Rechten seinen Arm.
Man wird in ihr eher die die Flucht des Künstlers
begünstigende Pasiphae zu erkennen haben, als Minerva,
die ohne Helm und Aegis von dem Publicum der Kaiserzeit
schwerlich erkannt worden wäre, oder eine Personification
der Kunst, also Ars, wie Dilthey die Flügelgestalt auf
dem einen pompejanischen Bild mit Thetis und Vulcan
(Helbig Nr. 1316) benennen wollte {Bull. deW Inst. 1869/>. 156),
während ich in ihr die Göttin der Nacht erkennen möchte,
die der Thetis die Sternbilder erläutert.

In der bei weitem den grössten Raum einnehmenden
Mittelscene sieht man zwei nackte unbärtige Männer mit
Flügeln am Rücken, deren Befestigungsart nicht an-
gegeben ist. Beide heben die Arme, offenbar den Flügel-
schlag der Vögel nachahmend. Der rechts stehende, in
dem man den, wie in der ersten Scene unbärtig gebildeten,
Daedalus zu erkennen haben wird, scheint diese Bewegung
dem links stehenden Icarus vorzumachen, nach dem er
den Kopf zurückwendet. Dieser scheint noch wenig
geschickt: er hebt den rechten Unterarm zu sehr und
ballt die Faust. Die Blicke richtet er indessen nicht auf
 
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