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Robert, Carl [Editor]; Matz, Friedrich [Editor]; Andreae, Bernard [Editor]; Robert, Carl [Editor]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0147
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TAFEL XXX ZWEITE CLASSE ERSTE GRUPPE 107—in

Wagners Rath nicht öffentlich ausgestellt, sondern in den Maga- 1
zinen untergebracht. Seinen jetzigen Platz erhielt das Stück um 1869.

Abbildung: F. et A. Piranesi Lcs Monuments antiques du Mus'ee
Napoleon, gravis par Thomas Piroli avec une explication par Louis
Petit Rädel II 1805 pl 36.

Litteratur: Morcelli Indicazione antiquaria per la villa
suburbana de//' eccellentissima easa Albani 1785 p. 45 nr. 431; Zoega
App. Fol. 60 Nr. 34. Fol. ipzy Nr. 67; Ders. Li Bassirilievi
antiebi dt Roma 1808 II p. 60 n. 56; Correspondance de Napoleon I
III p. 50z nr, 268; Petit Rädel a. a. O. p. 79; Hagen a. a. O.
p. 35. p. 66; Brunn Beschreibung der Glyptothek 2. Aufl. 1870
S. 250 Nr. 262a; L. von Urlichs Beiträge zur Geschichte der
Glyptothek (XXII. Programm des von Wagnerschen Kunstinstituts)
1889 S. 14. S. 20 Nr. 41.

Rechte Schmalseite eines Hercules-Sarkophags der ersten
Gruppe. Das untere Stück ist ergänzt. Der bärtige Her-
cules, über dem linken Arm das Löwenfell, in der er-
hobenen rechten Hand die Keule, zieht den Cerberus
mit sich fort; von diesem sind jetzt nur zwei Köpfe er-
halten, doch wird vielleicht der dritte, wie auf 113a, aus
dem Rücken herausgewachsen sein und auf dem jetzt ab-
gesägten rechten Rand gestanden haben. Ungewöhnlich
ist die Wendung der Gruppe nach links. Hinter dem
Cerberus ist ein Baum angebracht; vgl. 106 b. 111a. An
der linken Ecke der Schmalseite, da wo sie mit der Vorder-
seite zusammenstiess, bemerkt man eine unklare, durch
Ueberarbeitung entstellte Masse, die Zoega in seiner einen
Beschreibung für eine Andeutung der leukadischen Felsen
(pietre blanche d'Occidcnte) hielt. Bei näherem Zusehen er-
kennt man deutlich über der Ansatzlinie eine Pelta und
etwas höher die Umrisse eines kopfüber niederstürzenden
Mannes, mit einem Worte: einen der Körper des Geryones.
Dieser war also an der rechten Ecke der Vorderseite dar-
gestellt, die somit, wie 101. 102. 105, zehn Thaten ent-
hielt. Da nun auf 102 der zweite Körper des Geryones
ganz ebenso nach unten sinkt wie hier der dritte und auch
die Höhenmasse stimmen, so dürfen wir 109 mit grosser
Wahrscheinlichkeit als die rechte Schmalseite von 102 in
Anspruch nehmen.

110) F. Rom, Pal. Albani, jetzt im Salone hoch
eingemauert. Fig. 110. L. 1,30. H. 0,64. Rh. 0,06". Zeich-
nung von Eichler 1892.

Litteratur: Winckelmann Monument/ antiebi inediti II 1767
p. 80; Borsa Museo della Reale Accademia di Mantova 1790 p. 55;
Zoega App. Fol. 132b Nr. 16; Ders. Li Bassirilievi antiebi di
Roma 1808 I p. 75 sq. II p. 53 36. p. 74 n. 95. p. 77 n. 102;
Hagen a. a. O. p. 32. p. 39. p. 61; Stephani a. a. O. S. 200
Nr. 9; Matz und von Duhn Antike Bildwerke in Rom 1881 II
S. 247 Nr. 2879.

Das Erhaltene Fig. 110 ist die rechte Hälfte der Vorder-
seite, die wie 104 und 107 acht Thaten enthielt. Die
fehlende linke Hälfte ist bereits vor Winckelmanns Zeit

nach dem Muster von 105 ergänzt worden, ebenso der
ganze untere Theil. Vollständig verloren sind die beiden
ersten Thaten. Von

3) Eber ist nur die Figur des Eurystheus erhalten,
die hier ins Profil gestellt ist. Er ist bärtig und mit ge-
gegürtetem Chiton und Mantel bekleidet.

Die übrigen Thaten sind ziemlich vollständig vor-
handen:

4) Hirsch, wie auf 101—108. Hercules trägt Porträt-
züge; das Haar ist kurz geschnitten, der Bart so rasirt,
dass die Stoppeln nach der unter den Gordianen herrschen-
den Mode sehr wahrnehmbar sind. An der linken Seite
trägt er den Köcher; auf der rechten Hüfte ist ein Pun-
tcllo von dem einen Geweih des Hirsches erhalten. An
dem Hirsch ist nach v. Duhn der Kopf ergänzt, was Eichler
nicht angegeben hat.

5) Stymphaliden, wie auf 101—104. 106. 107. Am
oberen Rand ist das eine Ende des Bogens erhalten; rechts
fliegt einer der Vögel.

6) Amazone. Nur die Figur des Hercules ist er-
halten, mit geneigtem und ins Profil gestelltem Kopf, wie
auf 104. 106. 107.

7) Augeas-Stall, wie auf 101—103. 107. Die rechte
Hand fasste wohl, wie auf 102. 107, den Zipfel des Löwen-
fells. Rechts oben strömt das Wasser des Alpheus aus
dem Durchbruch im Felsen herab. Zu dieser Scene gehört
wohl auch, wie auf 107, die in der rechten unteren Ecke
gelagerte, als Amazone ergänzte Figur, von der nur der
staunend erhobene rechte Arm und der Kopf antik sind.
Der Kopf ist entschieden weiblich, der Kranz jedoch nicht,
wie von Duhn angiebt, aus Weinlaub, sondern aus Schilf
geflochten. Wenn also der Kopf nicht etwa überarbeitet
sein sollte, so wird man anzunehmen haben, dass an Stelle
des Alpheus eine Quellnymphe getreten ist. Zoega zog
die Figur zur folgenden Scene und wollte in ihr eine
Personification der Insel Creta sehen.

8) Stier, ähnlich wie auf 101—107, nur fasst Hercules
den Stier hier mit der Rechten beim Horn, ein sonst nur
bei der zweiten Gruppe auf 113 und 120 vorkommendes
Motiv.

Nach Analogie des auch sonst sehr verwandten Exem-
plars 107 darf angenommen werden, dass die rechte Schmal-
seite die Rosse und den Geryones, die linke die
Hesperiden und den Cerberus enthielt.

Der Sarkophag stammt aus der ersten Hälfte des dritten
Jahrhunderts.

111) F. Rom, Lateran, im elften Zimmer an der
Ostwand. Fig. in. Fig. 111 a. L. 0,60. H. 0,63. T. 0,44.
Zeichnung der Vorderseite von Eichler 1870, der Schmal-
seite von Schulz (aus dem Apparat des römischen In-
stituts) iSöö.

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